Projekt „Gutes Leben für alle“ des Diözesankomitees

Nachhaltigkeit als Marktlücke

Im Projekt „Gutes Leben für alle“ des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster steht der Einsatz für eine gerechtere Welt im Mittelpunkt. So genannte „Mutmacher“ sollen zeigen, wie das im Alltag der Menschen konkret werden kann. Meike Schulzig ist mit ihrem Lebensmittelgeschäft „Einzelhandel“ eine von ihnen.

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Chic ist es hier. Hell, aufgeräumt und modern wird der Kunde im „Einzelhandel“ empfangen. Viel Platz, viel Holz, viel Glas. Die bunten Dosierspender des Lebensmittelgeschäfts in Münster sind akkurat an den Wänden entlang platziert. Müsli, Milch, Gewürze, Öl und Essig gibt es hier. Und viel mehr. Wie im Katalog präsentiert sich das alles. Aber was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

Die Frage ist berechtigt. Denn Inhaberin Meike Schulzig ist eine „Mutmacherin“. So wird sie vom Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster bezeichnet. Im Projekt „Gutes Leben für alle“ haben sich die Initiatoren des Komitees Menschen gesucht, die einen persönlichen Beitrag für eine gerechtere Welt leisten. Seit Juni 2015 geht es in einer Veranstaltungsreihe um das Weltklima, um Kinderarmut oder um die Flüchtlingssituation. Zum Ende des Projekts wird es jetzt noch einmal konkret: Sechs „Mutmacher“ sollen zu Wort kommen. Jeder hat in seinem Umfeld eine Möglichkeit gefunden, die Welt nachhaltig und fair zu gestalten. Meike Schulzig ist dabei.

 

Es muss sich rechnen

 

„Ich bin Kauffrau“, sagt sie. „Am Ende muss sich alles rechnen.“ Klingt nicht gerade nach einem edlem Ansatz für das Gemeinwohl. Und trotzdem ist er das, auch wenn er mehr mitschwingt, als groß auf dem Logo zu stehen. „Es bringt nichts, wenn ich mit meinem Angebot die Welt verbessern möchte, und nach einem Jahr wieder schließen muss,“ sagt sie. „Ich habe geschaut, wo eine Nische ist, wie das Klientel in Münster ist, wo und wie ich die Kunden erreichen kann.“ Seit etwa einem Jahr wachsen die Zahlen der Einkäufer stetig.

Das ist das Rechnerische. Sie würde das Angebot aber nicht machen, wenn es nicht zu ihr passen würde, sagt sie. „Die Idee dahinter ist mir wichtig.“ Und das ist sie: Auf Verpackung wird komplett verzichtet. Ökologisch hergestellte Produkte und regionale Vermarktung haben Vorrang. Drei Ideen haben zu diesem Profil geführt: „Müll wird vermieden, Lebensmittelverschwendung verhindert und eine bewusste, eigenständige Ernährung ermöglicht.“

 

Keine Dogma

 

Das sind Ansätze, die derzeit Thema sind, erklärt Schulzig. Nicht unbedingt aus weltanschaulichen Gründen, sondern auch, weil sie gerade einfach „in“ sind. Die Medien haben es ein wenig zum Lifestyle gemacht. Nicht nur die „Weltverbesserer“, die „Ökos“ oder die religiös Motivierten werden angesprochen. Die Zielgruppe hat sich erweitert. „Auch ich bin keine Dogmatikerin in diesen Dingen“, sagt Schulzig. „Wichtig sind sie mir aber schon.“

Raus aus der Öko-Ecke, rein in die allgemeine Stimmungslage. Die Kunden, die kommen, zeigen das. „Da sind ältere Damen, die sich an den alten Tante Emma-Laden erinnert fühlen“, zählt Schulzig auf. „Da kommen Kinder, die das Löffeln in den Gläsern lieben.“ Und da kaufen die vielen Singles ein, die für ihren Bedarf genau portionieren wollen. „Hier müssen sie nicht gleich das Großpaket abnehmen, sondern die Menge, die zu ihnen passt.“ Die darf auch mal ganz klein sein, 50 Milliliter Öl oder ein Teelöffel Gewürz etwa. „Und wenn jemand nur ein Senfkorn zum Kosten mitnimmt, ist das in Ordnung.“

 

Nicht nur kaufmännisch konzipiert

 

Auch der „Sandalenträger“ gehört zur Kundschaft – der Überzeugungstäter, der in erster Linie vom Gedanken der Nachhaltigkeit in den Laden geführt wird. Das gefällt Schulzig besonders gut. „Es zeigt mir, dass mein Angebot den richtigen Hintergrund hat.“ Das es eben nicht nur kaufmännisch konzipiert ist. Vom Ergebnis her ist es letztlich aber das Gleiche, egal wer kommt. Die Welt wird mit Blick in die Zukunft gestaltet. Und genau das macht Mut, auch ihr selbst. „Wenn ich den ein oder anderen zusätzlich noch nachdenklich mache, ist doch viel bewegt.“

Eine „Mutmacherin“, die zur Idee des Projekts passt. „Wir wollen zeigen, dass man das Thema Gerechtigkeit in der Welt ganz konkret im eigenen Alltag angehen kann“, sagt die Diözesankomitee-Vorsitzende Notburga Heveling. Anfang 2017 soll bei einer Abschlussveranstaltung eine Reihe von „Mutmachern“ vorgestellt werden.

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