Requiem und Beisetzung am 25. Januar in Kevelaer

Nachruf auf Richard Schulte Staade: Vom Bauern zum Wallfahrtsrektor

Ein Nachruf auf Richard Schulte Staade. Das Requiem für den langjährigen Rektor der Wallfahrt von Kevelaer wird am Samstag, 25. Januar, um 11 Uhr in der St.-Marien-Basilika gehalten.

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„Seine Verdienste für die Wallfahrt sind kaum zu ermessen.“ So würdigt Regionalbischof Rolf Lohmann seinen Vorgänger, den am Montagabend im Alter von 87 Jahren verstorbenen Prälaten Richard Schulte Staade. „Viele seiner Ideen wirken bis heute nach.“

Gregor Kauling, Wallfahrtsrektor in Kevelaer, sagte, er habe sich gefreut, dass Schulte Staade der Einladung gefolgt sei, seinen Lebensabend in der Nähe der „Trösterin der Betrübten“ zu verbringen. Er habe die Liebe zur Muttergottes durch seine Verkündigung in Wort und Bild mit Leben gefüllt. Diese gelebte Liebe und Leidenschaft wirke bis heute segensreich weiter.

 

Seit 2018 wieder in Kevelaer

 

Seit Mai 2018 lebte Schulte Staade im Kevelaer im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Nach seiner Verabschiedung in der Wallfahrtsstadt 2006 war er zunächst nach Wesel gezogen, ins Haus einer Cousine. Dort hatte er viele Gemälde, Stiche, Artikel und Bücher gesammelt.

Noch im Januar 2017 fühlte sich der Geistliche gesund. Ja, seine Füße machten ihm zu schaffen, sagte er seinerzeit. Doch davon wollte er nicht zuviel Aufhebens machen. Mit wachen Augen empfing er Besuch und ließ im Gespräch sein Leben an sich und seinem Gast vorbeiziehen.

 

Familie freier Bauern

 

„Hier fing alles an“, erzählte er und zeigte auf ein Gemälde, das die Ufer der Ruhr zeigt. „Schulte am Gestaade“, erläuterte er seine Namensherkunft. „Und bitte mit zwei a, das ist die katholische Variante.“ Er lächelte verschmitzt: „Es gibt auch die Linie mit einem a. Die ist evangelisch.“

Schulte Staade wurde 1932 in Werden an der Ruhr geboren. Er wuchs bei seinen Eltern auf einem Bauernhof auf. „Wir waren immer freie Bauern“, erinnerte er sich. Das sei sogar 1843 in einem Verfahren gegen den Freiherrn Vittinghoff Schell festgestellt worden.

 

Umzug nach Lüdinghausen

 

1936 wurde die Familie wegen der sich ausdehnenden Industrie umgesiedelt. Schulte Staades Mutter machte ihrem Mann klar, dass sie nur in Westfalen bleiben oder ins Rheinland ziehen würde. Damit waren Pläne Makulatur, im Osten des Reiches zu siedeln.

Ein gewichtiges Wort! Die Familie zog auf einen Hof nach Lüdinghausen. Mit 53 Kindern ging Richard Schulte Staade dort in eine Klasse: „Aber wir haben viel gelernt.“

 

Erfolg als Landwirt

 

In der Nazi-Zeit kam die Gestapo ins Gymnasium und nahm die Jungen in ein Wehrertüchtigungslager mit. Sie lernten, stramm zu stehen und zu erdulden, dass ihr Bischof Clemens August beschimpft wurde. Der Leiter der Schule und sein Stellvertreter wurden ins Konzentrationslager Dachau transportiert. „Die elterliche Erziehung und der Zusammenhalt in der Nachbarschaft hat uns widerstehen lassen. Vielleicht wären wir sonst mit fliegenden Fahnen übergelaufen“, sagte Schulte Staade.

Er brach nach dem Krieg das Gymnasium ab. Mit Leidenschaft besuchte er eine landwirtschaftliche Fachschule und erzielte früh einen großen Erfolg. Im März 1955 wurde eines der Tiere von Richard Schulte Staade auf einer Auktion in der Halle Münsterland als bester Bulle ausgezeichnet. „Das passiert einem Bauern nur einmal im Leben – und mir schon als jungem Mann“, erzählte er stolz. Dieser Höhepunkt war gleichzeitig Wendepunkt: „Ich kam ins Schleudern. Wenn das der Höhepunkt des Lebens ist, muss ich alles auf den Prüfstand stellen, sagte ich mir.“

 

Berufung zum Priester

 

Schulte Staade traf sich mit Bischof Michael Keller. „Der hat mich auf die richtige Linie gebracht. Er nahm mein Anliegen ernst und hat gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Es muss etwas in mir geglimmt haben.“ Viel schwieriger war es, seine Entscheidung den Eltern mitzuteilen. Heiligabend 1955 berichtete er von seinen Plänen: „Es herrschte zwei Tage Schweigen im Wald.“

Wieder war es die Mutter, die schnell begriff, dass diese Entscheidung von einschneidender Bedeutung war. „Wenn es dein Wille ist, werden wir noch in diesem Jahr den Hof verpachten“, sagte sie.

 

„Nie der Rhein“

 

Auf dem Marianum in Neuss holte Schulte Staade sein Abitur nach und studierte in Münster und München Theologie und Kunstgeschichte bei Professor Sedelmeyer. Eine Leidenschaft, der er später in Kevelaer frönen konte. Schulte Staade wurde 1963 zum Priester geweiht und zunächst Kaplan in Bocholt und Coesfeld.

1966 wurde er Bezirksvikar für das Bischöfliche Kommissariat in Wesel, 1971 Domvikar in Münster. Als Domvikar widmete er sich im Generalvikariat den Themen Ehe und Familie. 1975 wechselte er als Pfarrer nach St. Marien Kevelaer und wurde Wallfahrtsrektor. Und das, obwohl er immer gesagt hatte: „Nie der Rhein!“ Doch er lernte die Region lieben.

 

Kapellenplatz umgebaut, Basilia neu gestaltet

 

Als junger Seelsorger gab er der Wallfahrt neue Impulse. Lag die Zahl der Pilger anfangs bei 250.000, wuchs sie in den kommenden Jahren auf mehr als das Dreifache. Schulte Staade organisierte das Priesterhaus um und drückte dem Kapellenplatz mit den Umbauten seinen Stempel auf. Um die Jahrtausendwende besuchten 50 Bischöfe aus aller Welt die Marienstadt, kamen 800.000 Pilger, übernachteten 12.000 Gäste im Priesterhaus und wurden 5.000 Gottesdienste gefeiert.

Als man 1988 die Ausmalung der Marienbasilika nach den alten Plänen von Friedrich Stummel fortsetzte, war es Schulte Staade, der dem Kirchenvorstand und dem Rest der Welt klar machte: „Ein Firmament ist dunkelblau und hat goldene Sterne.“ Um letzte Kritiker zu überzeugen, organisierte er eine Fahrt nach Paris. In der Sainte Chapelle zeigte er die Ideen Stummels am Objekt.

 

Papstbesuch als Höhepunkt

 

Schulte Staade ist es auch zu verdanken, dass die Seifert-Orgel 1976 umfassend restauriert wurde. Er wollte die Kirche – Bau, Ausmalung und Orgel – aus einem Guss erhalten. „Schulte Staade ist derjenige, der in 30 Jahren Kevelaer durch die Kunstwerke noch anziehender gemacht hat“, sagt der frühere Regionalbischof Heinrich Janssen über ihn. „Kevelaer trägt seine Handschrift.“ Die Menschen hätten in der Basilika schon den Himmel erleben sollen, umschreibt Janssen.

Das größte Ereignis war der Papstbesuch. Am 2. Mai 1987 landeten um 8.45 Uhr die Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes im Hülsparkstadion. Ein historischer Augenblick – der Papst in Kevelaer! Die Geschichte war von langer Hand eingefädelt. Der Besuch war den guten Kontakten des Wallfahrtsrektors zu verdanken, vor allem zum Kölner Kardinal Joseph Höffner.

 

Den Papst nach links dirigiert

 

Eigentlich sollte Johannes Paul II. schon 1979 kommen. Doch damals kamen andere Ort zum Zug. „Das kriegen wir schon hin“, sagte Höffner damals. Sein Versprechen erfüllte sich 1987.

Genau erinnerte sich Schulte Staade, wie er den Papst auf dem Kapellenplatz entgegen dem Protokoll kurz am Arm fasste und flüsterte: „Sinistra, sinistra.“ Links hatten sich viele Messdiener platziert, die den Papst sehen wollten. „Eigentlich darf man den Papst ja nicht anfassen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen“, erinnerte sich der damalige Wallfahrtsrektor.

Requiem, Beisetzung und Abschied
Das Pontifikalrequiem für Richard Schulte Staade beginnt am Samstag, 25. Januar, um 11 Uhr in der St.-Marien-Basilika Kevelaer. Das teilte das Bischöfliche Generalvikariat mit. Im Anschluss erfolgt die Beisetzung auf dem Friedhof an der Römerstraße.

Bereits am Freitag, 17. Januar, hält Weihbischof Rolf Lohmann um 18.30 Uhr ein Gedenkamt für Schulte Staade in Kevelaer. Am Freitag, 24. Januar, können Trauernde von 9 bis 19 Uhr in der Basilika Abschied von dem Verstorbenen nehmen. Um 19.30 Uhr beginnt das Totengebet.

Statt möglicherweise zugedachter Blumen oder Kränze wird im Sinn des Verstorbenen um eine Spende für die „Schulte-Staade-Stiftung zur Förderung kirchlicher Zwecke in Kevelaer“ und zur Verschönerung des Ortes gebeten. Das Konto bei der DKM hat die IBAN DE77 4006 0265 0010 1290 00, der BIC lautet GENODEM1DKM.

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