UPDATE: Olaf Scholz: SPD nutzt Anti-Liminski-Video nicht

Nathanael Liminski – Laschet-Helfer gerät zwischen Wahlkampffronten

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Eigentlich soll Nathanael Liminski im Hintergrund CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet den Rücken frei halten. Nun macht ihn die SPD selbst zum Gegenstand der Auseinandersetzung - und das auch wegen religiöser Haltungen (UPDATE am Textende).

Selbstbewusstes Auftreten kann man Nathanael Liminski nicht absprechen. Dafür sorgen unter anderem seine 1,90 Meter, mit denen er seinen Chef, den Unions-Kanzlerkandidaten und nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet, deutlich überragt. Mit 35 Jahren ist Liminski nicht nur seit 2017 bislang jüngster Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf, er gilt auch als strategischer Kopf hinter Laschets Sieg bei den letzten Landtagswahlen und wichtiger Berater für den Bundestagswahlkampf.

Nun ist er selbst Gegenstand der Auseinandersetzung geworden. Denn die SPD greift Aussagen des damals 22-Jährigen aus dem Jahr 2007 zu seinen persönlichen, auch religiös motivierten Überzeugungen in einem Wahlkampfspot auf - und an.

 

Was Liminski gesagt hat

 

Dabei geht es um einen Auftritt in Sandra Maischbergers Talk-Runde zur Frage "Keuschheit statt Porno - brauchen wir eine neue Sexualmoral?". Liminski gehörte seinerzeit der "Generation Benedikt" an, einem Zusammenschluss junger konservativer Katholiken, die nach dem Weltjugendtag mit Benedikt XVI. in Köln die Überzeugungen des damaligen Papstes publik machen wollten - nicht zuletzt bei Reizthemen wie der kirchlichen Sexualmoral und dem Lebensrecht von Ungeborenen.

Sex vor der Ehe diene nicht der vollen Entfaltung der Sexualität, betonte Liminski damals als Gegenpol zur Porno-Rapperin Lady Bitch Ray. Im "Spiegel" hatte er zuvor erklärt, dass er Abtreibung für ethisch nicht vertretbar halte, sie aber verstehen könne, "wenn es um Gesundheitsgefahren für die Mutter oder um eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung geht". Kritisch äußerte er sich auch zur gleichgeschlechtlichen Ehe.

 

Aus seinem Glauben nie einen Hehl gemacht

 

Im Lauf der steilen politischen Karriere wurde diese Talk-Szene immer wieder als Beleg für eine angeblich erzkonservative Grundhaltung herangezogen. Später verwies man darauf, dass das erste seiner vier Kinder vor der Eheschließung auf die Welt kam.

Aus seiner Kirchenzugehörigkeit und seiner Glaubensüberzeugung, zu der nicht zuletzt die Fehlbarkeit des Menschen gehört, hat Liminiski nie einen Hehl gemacht. Im persönlichen Gespräch zeigt er sich aber weder als religiöser Fundamentalist noch als politischer Moralist.

 

Der Vater gehörte dem "Opus Dei" an

 

Als achtes von zehn Kindern kam Nathanael Liminski 1985 in St. Augustin bei Bonn zur Welt. Mit politischen wie kirchenpolitischen Fragen kam er früh in Berührung. Sein kürzlich verstorbener Vater Jürgen Liminski war Journalist beim Deutschlandfunk und schrieb zudem für mehrere Zeitungen. Als Mitglied der katholischen Laienvereinigung "Opus Dei" trat Vater Liminski engagiert für konservative Familienwerte ein, nicht zuletzt beim Kongress "Freude am Glauben".

Der Sohn engagierte sich bereits in der Schülerunion und später in der Jungen Union parteipolitisch und gilt unter Christdemokraten als sehr gut vernetzt. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak ist Patenonkel eines seiner Kinder.

 

Zuarbeiter für mehrere hohe CDU-Politiker

 

Nach dem Abitur am katholischen Collegium Josephinum in Bonn - Notenschnitt 1,1 - und einem Studium der Geschichte, Politikwissenschaften und Staatsrechtslehre in Bonn und Paris wurde Liminski bereits mit 25 Jahren Redenschreiber des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU). Danach wechselte er ins Verteidigungsministerium, um kurz für Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und dann im Planungsstab für dessen Nachfolger Thomas de Maizière (CDU) zu arbeiten. Letzterem folgte er 2014 ins Innenministerium.

Laschet warb ihn schließlich nach Düsseldorf ab, wo er zum Fraktionsgeschäftsführer avancierte. Im Landtagswahlkampf setzte er nicht auf ideologische Themen, sondern beschäftigte sich mit konkreten Fragen rund um Staus, Schulen oder Verbrechensbekämpfung. Derzeit ist er formal für die "Durchsetzung der Richtlinienkompetenz des Regierungschefs sowie Planung, Koordinierung, Steuerung und Kontrolle der Regierungsarbeit zuständig".

 

Fleißiger "Aktenfresser"

 

Dabei wird Liminski nicht nur Fleiß bis zur "Aktenfresserei", eine rasche Auffassungsgabe und strategisches Denken nachgesagt. Stressresistent und ausgeglichen gilt er als Ergänzung des emotionaleren Laschet.

Beide soll eine vertrauensvolle freundschaftliche Beziehung verbinden. So könnte die Bundestagswahl für den wertkonservativen Liminski, der zugleich dem christlich-liberalen Flügel zugeordnet wird, auch die Rückkehr nach Berlin ebnen - möglicherweise ins Kanzleramt.

UPDATE: Olaf Scholz: SPD nutzt Anti-Liminski-Video nicht
Nach Angaben von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz zieht die Partei das Wahlkampfvideo aus dem Verkehr, das unter anderem Nathanael Liminski angreift. "Der Kampagnenleiter hat mir berichtet, dass der Spot nicht genutzt wird", sagte Scholz der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Zugleich trat Scholz Vorwürfen entgegen, der Spot missbrauche religiöse Bekenntnisse für den Wahlkampf. Die Lesart stimme nicht, "die SPD tritt immer für eine offene und tolerante Gesellschaft ein", sagte der Spitzenkandidat. Auf die Frage, warum seine Partei vor einem Christen wegen seines Glaubens warne, sagte Scholz: "Das tut niemand. Unser Land und auch ich sind vom christlichen Glauben geprägt." | KNA, 10. August, 17.15 Uhr

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