Überarbeitung der Einheitsübersetzung vorgestellt

Neue Bibelübersetzung für deutschsprachige Katholiken

Von wegen „empfangen“! Maria wird „schwanger“! So konkret steht es in der neuen katholischen Einheitsübersetzung. Sie ist ab 2017 die „verbindliche“ Bibelausgabe.

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Die Katholiken im gesamten deutschen Sprachraum erhalten eine neue Bibelübersetzung. Die Deutsche Bischofskonferenz präsentierte am Dienstag (20.09.2016) in Fulda nach jahrelanger wissenschaftlicher Vorarbeit eine Neufassung der sogenannten Einheitsübersetzung. Sie ist ab dem neuen Jahr die „verbindliche“ Bibelausgabe für Liturgie, Schule, Familie und Seelsorge.

Der Leiter des Projekts, der mittlerweile emeritierte Erfurter Bischof Joachim Wanke, sagte bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda, bei der neuen Einheitsübersetzung handele es sich um eine „moderate Revision“, die die Fassung von 1979 „weithin bewahrt“ habe. Zugleich bringe sie an vielen Stellen Fortschritte an Genauigkeit, Texttreue und Verständlichkeit.

 

Näher an den Urtexten

 

Wanke betonte, eine Übersetzung sei immer auch Interpretation. Die Neuausgabe nähere sich wieder den Urtexten an und zeige „Mut zu biblischen Redeweisen“. Der Vorsitzende der Liturgiekommission der Bischofskonferenz, der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, sagte, der neue Text werde jetzt nach und nach in die Bücher für Liturgie, Unterricht und Gebetsbücher übernommen.

Der Vorstandsvorsitzende des Katholischen Bibelwerks, Michael Theobald, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur, die Neufassung enthalte in fast jedem Absatz Änderungen. Dabei seien neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den frühesten Texten der Bibel eingearbeitet worden. So sei etwa deutlich geworden, dass Paulus nicht zwei Männer namens Andronikus und Junias grüßen ließ und als Apostel bezeichnete, sondern das Ehepaar Andronikus und Junia.

 

Übersetzungsfehler beseitigt

 

Der Bibelwissenschaftler betonte, es seien auch Übersetzungsfehler beseitigt worden. So sei beispielsweise Paulus in der bisherigen Übersetzung der Begriff der „Verwerfung“ der nicht an Jesus glaubenden Juden in den Mund gelegt worden. Jetzt sei korrekter von „Zurückweisung“ die Rede. Das schließe „eben nicht ihre endgültige Verwerfung ein“.

Die Geschäftsführende Direktorin des Bibelwerks, Katrin Brockmüller, sagte, Hör- und Lesegewohnheiten müssten sich anpassen. Insbesondere bei der sehr poetischen Sprache der Psalmen gebe es Änderungen.

 

Auch neue Lutherbibel erscheint

 

In diesem Herbst will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auch eine Neufassung der Lutherbibel vorstellen. Die EKD hatte 2005 beschlossen, sich nicht an der Überarbeitung der Einheitsübersetzung zu beteiligen, wie sie es beim Neuen Testament und den Psalmen in der früheren Fassung getan hatte.

Die neue Lutherbibel soll nach EKD-Angaben näher an der Sprache Martin Luthers sein als frühere Fassungen. Zugleich seien neue Erkenntnisse der Bibelwissenschaften berücksichtigt.

Was sich ändert
Das Katholische Bibelwerk hat im Internet eine Liste wichtiger Veränderungen in der neuen Einheitsübersetzung veröffentlicht. Wir nennen Beispiele:
Viele Änderungen erfolgten aufgrund von textkritischen Erkenntnissen der Forschung. So wurde und wird der Eigenname „JHWH“ in der jüdischen Tradition beim Lesen in der Schrift nie ausgesprochen, sondern durch die Anrede „adonai“ (der Herr) oder die Umschreibung „haschem“ (der Name) ersetzt. Die Einheitsübersetzung hatte bisher den Eigennamen „Jahwe“. Dieser wurde nun in allen Büchern ersetzt durch „HERR“ (in Großbuchstaben).
Es wird auch sachlich korrigiert: „David war rötlich“ (1 Sam 16,12) und nicht blond.
Zudem fallen „zeitbedingte Begriffe“ und Euphemismen weg – die Bibel spricht nun mehr Klartext. Das vermutlich markanteste Beispiel: Elisabeth und Maria „empfangen“ nicht – sie werden schwanger (Lk 1).

Die neue Einheitsübersetzung
Die Rechte an der neuen katholischen Bibelausgabe hält das Katholische Bibelwerk. Die Neuübersetzung liegt ab dem Nikolaustag im Buchhandel in einer ersten Auflage von 100.000 Exemplaren vor. Die günstigste Ausgabe kostet 9,45 Euro.

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