Tisa von der Schulenburg-Stiftung aus Dorsten fördert junge Künstler

Neue Heimat für Kunst: Stiftung macht 3.500 Exponate zugänglich

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Mehr als 3.500 Exponate umfasst der künstlerische Nachlass von Tisa von der Schulenburg (1903-2001), die nach Eintritt in das Ursulinen-Kloster in Dorsten den Namen Schwester Paula annahm und zu einer bekannten Künstlerin wurde. Ihr Erbe hat jetzt ein neues Zuhause: in den umgestalteten Räumen des RAG-Wasserhaltungsstandorts „Fürst Leopold“ in Dorsten-Hervest.

Auf dem früheren Zechen-Gelände „Fürst Leopold“ in Dorsten-Hervest wird in einem neuen Gebäude der RAG-Aktiengesellschaft (ehemals Ruhrkohle AG) der künstlerische Nachlass von Tisa von der Schulenburg verwaltet. „Leben und Wirken der bekannten Dorstener Künstlerin, Ordensfrau und Ehrenbürgerin war eng mit dem Bergbau verbunden. Nun hat ihr Vermächtnis auf der früheren Zeche ein neues Zuhause gefunden“, sagt Lambert Lütkenhorst, der Vorsitzende der Tisa von der Schulenburg-Stiftung.

Der Nachlass mit mehr als 3.500 Exponaten, darunter viele Reliefs, Skulpturen, Zeichnungen, Vorarbeiten, Skizzen und zahlreiche Dokumente, ist bereits gut sortiert und soll demnächst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Untergebracht ist er in den Räumen des RAG-Wasserhaltungsstandorts „Fürst Leopold“ neben dem Förderturm auf der Hervester Zechenfläche.

 

Eine manchmal unbequeme Ordensfrau

 

Lütkenhorst kannte die Künstlerin, die in der Nachkriegszeit 1950 in das Kloster der Ursulinen in Dorsten eintrat und den Namen Paula annahm, persönlich: „Sie hat Dorsten mit ihrer Kunst bereichert. Sie war nicht nur die beschauliche, ruhige Ordensfrau. Sie war unbequem. Und das war gut.“

Noch in ihren letzten Lebensjahren – Tisa von der Schulenburg starb 2001 im Alter von 97 Jahren – hat die Ordensfrau die Bergleute unterstützt bei der Mahnwache vor „Fürst Leopold“, die die Schließung der Zeche doch nicht verhindern konnte. „Aber die Bilder von Tisa sind uns in Dorsten und weit darüber hinaus erhalten geblieben“, so der Stiftungs-Vorsitzende.

 

Förderung junger Künstler

 

In dem Gebäude entstehen einige Seminarräume für junge Künstler und Räume der Begegnung. Gezeigt werden immer auch einige Exponate. „Ein Museum wird das Gebäude nicht werden“, sagt Lütkenhorst. Auf dem RAG-Gelände der Wasserhaltungstechnik gelten besondere Vorschriften.

Die Zusammenführung der Exponate am neuen Standort bietet kunstinteressierten Besuchern ebenso wie Wissenschaftlern künftig die Möglichkeit, einen großen Teil ihrer Arbeiten an einem Ort einzusehen. Auch die Aufgaben der Stiftung lassen sich an der neuen Stätte noch besser organisieren und durchführen.

 

Preisverleihung „auf Fürst Leopold“

 

Verliehen wird seit einigen Jahren der mit 5.000 Euro dotierte „Tisa-von-der-Schulenburg-Förderpreis“. Die Preisverleihung und die Präsentation von Arbeiten der ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler werden nun auf „Fürst Leopold“ sein. Für den Preis 2021 haben bereits 150 Mitmachende ihre Werke eingereicht.

Zudem sollen vor allem junge Kunstschaffende sowie Kinder und Jugendliche aus Dorsten einen interdisziplinären Lernort finden, der eng mit der Geschichte des Standortes verbunden ist und als außerschulischer Raum für kunstpädagogische Arbeit dient.

 

Erinnerung an den Bergbau

 

Über die Bedeutung der Künstlerin für das Ruhrgebiet und das Engagement der RAG für den Erhalt des Nachlasses sagte der Vorsitzende der RAG-Stiftung, Bernd Tönjes, einmal: „Gerade wir, der heimische Steinkohlenbergbau, haben Tisa von der Schulenburg viel zu verdanken. Und daher liegt uns viel daran, das Erbe Tisas zu bewahren, es vor allem aber auch an jüngere Generationen weiterzugeben.“ Die RAG-Stiftung gehört zu den Hauptunterstützern der Tisa-Stiftung.

Der Vorsitzende des Kuratoriums der Tisa-Stiftung, der frühere Geschäftsführer des Bergwerks Anthrazit in Ibbenbüren, Heinz-Werner Voß, sagte, es gelte, Tisas Erbe zu bewahren und zugleich den künstlerischen Nachwuchs zu fördern.

 

Kunst im öffentlichen Raum

 

Viele Kunstwerke der Ordensfrau stehen im öffentlichen Raum, wie etwa im Garten des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten oder am Kreuzweg an der Halde Haniel in Bottrop. Ergänzend zu jeder Station der traditionellen Darstellung der Passion sind Rohfederzeichnungen von Tisa von der Schulenburg auf Kupfertafeln angebracht.

Das Klinikum Vest in Recklinghausen widmet der Künstlerin seit einigen Wochen eine Ausstellung in der Kapelle des Knappschaftskrankenhauses. Die ausgestellten Werke sind seit Langem im Besitz des Klinikums und geben Einblicke in das außergewöhnliche Leben und Werk der Kunstschaffenden. Sie werden nun dauerhaft in der Kapelle zu sehen sein.

 

Neue Biografie über Tisa von der Schulenburg

 

Bei der Eröffnung der Ausstellung stellte Georg Möllers, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen und Vorstandsmitglied im Stadtkomitee der Katholiken, zum 20. Todestag Tisa von der Schulenburgs einen Bildband zur Lebensgeschichte der Ordensfrau vor.

Das von Georg Möllers und Jürgen Pohl herausgegebene Buch trägt den Titel „Tisa und Fritzi von der Schulenburg - Auf den Spuren schicksalhafter Lebenswege im Vest Recklinghausen“. Die im Verlag Schützdruck erschienene Publikation kostet 9,80 Euro.

Zur Person: Elisabeth Gräfin von der Schulenburg wurde 1903 in Mecklenburg geboren, Die studierte Künstlerin zog 1933 mit ihrem Mann, dem jüdischen Unternehmer Fritz Hess, nach England. Dort kam sie in Kontakt mit streikenden Bergleuten, denen sie Schnitzkurse gab. In der Nachkriegszeit lebte sie in Recklinghausen, wo sie in einer Zechenkolonie wohnte. 1950 trat sie in das Kloster der Ursulinen in Dorsten ein und setzte ihr künstlerisches Schaffen fort.