Familienbildungsstätte in Bocholt gründet Gesprächskreis

Neue Trauergruppe für Angehörige nach Suizid

Bei Tod durch Suizid drängen sich den Hinterbliebenen Fragen und Gefühle auf, die die Trauer unsagbar erschweren. Eine Trauergruppe in Bocholt möchte helfen.

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Der Verlust eines geliebten Menschen ist sehr schmerzvoll und besonders groß, wenn der Verstorbene sich selbst für den Tod entschieden hat, er durch Suizid gestorben ist. Aus diesem Grund möchte die Familienbildungsstätte in Bocholt eine Trauergruppe für Angehörige nach Suizid gründen. Ein erstes Vortreffen zum Kennenlernen soll bereits am 15. Juni um 17.30 Uhr stattfinden.

„Durch Impulse, Bilder, Symbole und die Gespräche sollen die Angehörigen Gelegenheit haben, für die Gefühle ihrer Trauer Worte zu finden und sie mit den anderen zu teilen“, sagt Ulrik Störzer, Mitarbeiter der Familienbildungsstätte Bocholt.

 

Große Sprachlosigkeit bei Hinterbliebenen

 

In Zusammenarbeit mit Eva Kersting-Rader vom Verein „Lebenswege Niederrhein“ wird Störzer diese Gruppe begleiten, die sich ab August zweimal im Monat in der Familienbildungsstätte treffen wird. Eva Kersting-Rader ist Trauerbegleiterin, Kunsttherapeutin und gleichzeitig auch Bestatterin in Rees-Haldern.

„Die Leitung der Gruppen ist bewusst paritätisch besetzt, um gleichzeitig trauernden Männern und Frauen einen Raum zu geben“, sagt Störzer. „Einen nahestehenden Menschen durch Suizid zu verlieren, versetzt uns oft in große Sprachlosigkeit.“ Zurück blieben neben drängenden Fragen oft auch ein Gefühl von Hilflosigkeit und Nichtverstehen. Der Schmerz des Verlustes gehe oft einher mit der Frage nach dem Warum, dem Verlassensein, mit Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen.

 

Schuldgefühle und Verleugnung

 

Schuldgefühle, Versagen, Scham und Verleugnung, und Wut auf den Verstorbenen vermischen sich oft mit „normalen“ Trauergefühlen. Eine Selbsttötung hinterlässt Fragen und Zweifel wie „Ich muss eine schlechte Ehefrau gewesen sein“, „Warum konnte ich das nicht verhindern?“, „Hat er mich und die Kinder überhaupt geliebt?“ oder nach dem Suizid eines Kindes die Frage der Eltern: „Was haben wir in der Erziehung falsch gemacht?“. Die Unsicherheit der Angehörigen könne nach Ansicht von Störzer soweit gehen, dass die Selbsttötung vor anderen verschwiegen wird.

Diese gesamte Gefühlsbreite lässt sich nach Worten Kersting-Rader jedoch nicht nur in Worten, sondern auch in Bilder, Formen und Farben ausdrücken. „Wir alle haben die Fähigkeit unser innerliches Gefühlserleben bildhaft darzustellen. Dabei geht es um das Kreativsein, nicht um darstellende Kunst.“

 

Mut haben, Trauer zu zeigen

 

Auf diesem Weg könnten Angehörige Antworten auf Fragen finden wie: Darf und will ich meine Trauer zeigen? Wie gehe ich mit den Reaktionen der anderen auf meine Trauer um? Wie lebe ich meine Trauer? Was hilft mir in meiner Trauer? Und nicht zuletzt: Wie kann mein Leben weitergehen?

„Das kreative Tun bietet uns die Chance, unser Inneres bewusster wahrzunehmen und besser für uns zu sorgen.  Dieses in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter zu erleben, bietet uns die Möglichkeit, Erlebtes in einem geschützten Raum zu teilen und Trost zu erfahren“, sagt Störzer. Für weitere Informationen und für Anmeldungen steht er unter Telefon 02871/2394813 zur Verfügung.

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe
Menschen mit Suizidgedanken können sich an die Telefonseelsorge wenden. Sie ist unter den Rufnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 sowie 116 123 täglich rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und anonym. Der Anruf findet sich weder auf der Telefonrechnung noch in der Übersicht der Telefonverbindungen wieder. Es gibt auch eine E-Mail-Beratung. Der Mailverkehr läuft über die Internetseite der Telefonseelsorge und ist daher nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden. Hier geht es zur Telefonseelsorge.

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