Themenwoche "Bestattungskultur" (5): Eine nachhaltige Idee aus Delmenhorst

Neuer Platz für alte Grabsteine – Besondere Fläche auf Friedhof entsteht

  • Wohin mit dem alten Grabstein?
  • Vor dieser Frage stehen Angehörige, wenn sie ein Grab nach Jahrzehnten aufgeben.
  • Auf einem Friedhof der Delmenhorster St.-Marien-Pfarrei gibt es ab sofort eine Fläche dafür.

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30 oder manchmal auch deutlich mehr Jahre haben sie ein Grab geschmückt. Manche sind schlicht gehalten, andere kunstvoll verziert. Und fast immer tragen sie die Namen und Lebensdaten von Familien oder einzelnen Verstorbenen auf der Vorderseite, eingemeißelt oder mit aufgesetzten Buchstaben.

Wenn aber Gräber aufgegeben werden, wird auch die eins­tige Pracht von Grabsteinen nicht mehr benötigt. Und dann? Ab und zu nimmt der Steinmetz ein Exemplar für eine andere Verwendung zurück, ein Großteil der Steine jedoch wird zu Schotter geschreddert, sagt Hans-Georg Frenzel.

Zu schade, meint der Vorsitzende des Friedhofsausschusses der katholischen St.-Marien-Pfarrei im oldenburgischen Delmenhorst. Auch Angehörige von Verstorbenen hätten schon öfter in der Friedhofsverwaltung angefragt, sagt er: Ob nicht die Möglichkeit bestehe, das kunstvoll gearbeitete Grabmal ihres nach 50, 60 oder 80 Jahren aufgelösten Familiengrabes dauerhaft irgendwo auf dem Friedhof aufzustellen?

Bisher war das nur für besondere Steine möglich

Ehrenamtliche Helfer
14 ehrenamtliche Helfer der Delmenhorster St.-Marien-Pfarrei haben die neue Fläche für die Grabsteine gemeinsam vorbereitet. | Foto: privat

Bislang bestand diese Möglichkeit auf dem katholischen Friedhof an der Oldenburger Landstraße nur für einige wenige, besondere Grabsteine. Im Eingangsbereich links und rechts neben der Kapelle finden sie sich.

Zum Beispiel der des allerersten Friedhofsgärtners, der maßgeblich an der Gestaltung des katholischen Friedhofs beteiligt war. Oder der Grabstein des ersten auf dem Friedhof beigesetzten Verstorbenen.

Nun Platz für alle Grabsteine

Ähnlich gehe die Stadt Delmenhorst auf dem städtischen Friedhof mit den Grabsteinen verdienter Bürger um, sagt Georg Frenzel. Die Grabsteine dieser Honoratioren seien verteilt auf dem Friedhof am Wegesrand aufgestellt.

Auf dem katholischen Friedhof müssen die Verantwortlichen künftig aber auch den Angehörigen „ganz einfacher“ Verstorbener nicht mehr absagen, wenn es um den Wunsch nach einer Bleibe für ihr altes Familien-Grabmal geht.

Zwei Bedingungen

Denn neuerdings verfügt der katholische Friedhof über einen eigenen Platz für alle Grabsteine, die nach dem Ende von Ruhezeiten oder der Aufgabe von Gräbern „übrig“ sind und auf Wunsch der Angehörigen dauerhaft erhalten werden sollen. Einzige Bedingung: Die Steine müssen dort entweder von ihnen selbst oder von Fachleuten sicher aufgestellt oder hingelegt werden.

Auf einer bisher nicht genutzten, leicht zugänglichen Fläche hat eine Gruppe von 14 ehrenamtlichen Helfern mittlerweile das Areal für den neuen Zweck vorbereitet. Es musste dafür von Bewuchs befreit und eingeebnet werden und soll noch einen Belag aus Holzhäckseln erhalten. Um die zentrale Fläche herum soll ein Pfad führen. Auch eine Ruhebank ist geplant.

Noch steht kein Grabstein auf dem neuen Platz. Erste Interessenten für das kostenlose Angebot gebe es aber schon, sagt Hans-Georg Frenzel.

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