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Ein Rekord-Trend zu massiv steigenden Kirchenaustrittszahlen deutet sich für 2021 an. In der Stadt Münster haben allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 2.039 Menschen ihren Kirchenaustritt erklärt. Das sind fast doppelt so viele (plus 94,6 Prozent) wie im Vergleichszeitraum 2020 (1.048). Das teilte das Amtsgericht Münster auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“ mit. Gleichwohl war das Amtsgericht im zweiten Quartal 2020 wegen der Corona-Pandemie für sechs Wochen geschlossen.
Bei den Angaben wird zudem nicht zwischen den Konfessionen unterschieden. Wie allerdings aus Kirchenkreisen zu hören ist, trifft der Trend so voll für die katholische Kirche zu. Im gesamten Jahr 2020 haben den Angaben zufolge 2.601 Menschen in Münster ihrer Kirche den Rücken gekehrt, das waren 14 Prozent weniger als 2019. Auch dieser Rückgang dürfte der Pandemie geschuldet sein.
5.200 Austritte allein in Münster?
Sollte sich die Steigerungsquote der ersten beiden Quartale 2021 fortsetzen, könnte die Zahl der Kirchenaustritte in der Stadt Münster auf mehr als 5.200 steigen. Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2019 mit 3.027 Austritten würde das eine Steigerung von knapp 74 Prozent bedeuten.
Auffällig ist der Sprung vom ersten zum zweiten Quartal dieses Jahres. Während von Januar bis März 895 Menschen ihren Austritt erklärten, waren es von April bis Juni 1.144 (plus 27,8 Prozent). Ob diese Entwicklung mit der Veröffentlichung des Gercke-Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln am 18. März 2021 zusammenhängt, lässt sich nicht nachweisen.
Köln: Kirchenaustritte 2021 mehr als verdoppelt
In der Stadt Köln liegen die Zahlen deutlich höher, zumal dort rund dreimal mehr Menschen leben als in Münster. In Köln sind allein von April bis Juni 5.658 Menschen aus der Kirche ausgetreten – deutlich mehr als doppelt so viele wie im bisherigen Spitzenjahr 2019 (2.422), wie aus gestern veröffentlichen Zahlen des Amtsgerichts Köln hervorgeht. Vergangenes Jahr hatten nur 763 Menschen zwischen April und Juni die Kirche verlassen. Dieser Rückgang könnte ebenfalls an der eingeschränkten Erreichbarkeit von Behörden in der Corona-Krise gelegen haben. Auch das Kölner Amtsgericht zählt die Austritte, ohne zwischen den Konfessionen zu unterscheiden.
Bereits im ersten Quartal dieses Jahres waren die Austrittszahlen in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens sprunghaft gestiegen. So verließen 3.346 Kölnerinnen und Kölnern die Kirche und damit fast 30 Prozent mehr als im Spitzenjahr 2019 (2.585 Austritte). Vergangenes Jahr traten im ersten Quartal nur 2.239 Menschen aus. Seit diesem Januar hat das Amtsgericht das Terminkontingent wegen der hohen Nachfrage immer wieder erhöht; derzeit bietet es rund 1.800 Termine pro Monat an.