Dung Dinh-Päsler ist nun Pastoralreferentin in Wilhelmshaven

Neustart mit 46 Jahren: Geschäftsfrau geht besonderen „Deal“ ein

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Die erfolgreiche Geschäftsfrau Dung Dinh-Päsler aus Wilhelmshaven war nicht zufrieden. Der Erfolg dort erfüllte sie nicht. Vor der Muttergottes von Medjugorje betete sie um Rat. Und bekam sofort nach ihrer Rückkehr nach Wilhelmshaven eine Antwort.

Das Lebensmittelgeschäft läuft gut. Ihr Laden mit asiatischen Lebensmitteln in der Einkaufsstraße von Wilhelmshaven ist gefragt, Dung Dinh-Päsler ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie könnte sagen: Mein Leben ist erfüllt.

War es aber nicht. „Man hatte ja sein Auskommen“, sagt sie heute. „Aber innerlich? Betrieblicher Erfolg erfüllt das Herz nicht.“ Jedenfalls suchte Dung Dinh-Päsler mit 46 Jahren nach etwas anderem, einer Aufgabe, die sie als Christin neu herausfordern würde.

 

Schon aktiv in Gemeinde

 

Auch Pfarrer Andreas Bolten hatte sie um Rat gefragt. In der örtlichen Gemeinde St. Willehad setzte sie sich nämlich schon ein, vor allem in der Gemeinschaft der vietnamesischen Katholiken.

Mit denen fuhr sie im März 2016 in den bosnischen Marienwallfahrtsort Medjugorje. An ihr Gebet dort erinnert sie sich sehr gut: „Gib mir eine Aufgabe, die ich erfüllen kann. Du entscheidest, welche.“ Lachend sagt sie im Rückblick: „Ich habe praktisch einen Deal gemacht mit Gott.“

 

Überraschung nach Rückkehr

 

Nach der Rückkehr in Wilhelmshaven standen die Koffer noch im Flur, da klingelte Pfarrer Andreas Bolten an der Tür. Mit dem Plan für sie, die Ausbildung zur Pastoralreferentin zu beginnen. „Da war ich gerade 20 Minuten zu Hause!“

Dung Dinh-Päsler spricht von einer „Gänsehaut“, sie sei regelrecht erschrocken gewesen, wie schnell sie eine Antwort auf ihr Gebet in Medugorje bekam. Aber ihr sei beim Nachdenken klar geworden: „Ich hatte ja nicht irgendein Gebet gesprochen. Sondern ich hatte einen Deal mit Gott gemacht. Da konnte ich ja nicht einfach Nein sagen.“ Sie sagte zu.

 

Mit 46 Jahren neu angefangen

 

Immerhin 46 Jahre alt war sie damals, „schon mit den ersten grauen Haare“. Eine erfahrene Geschäftsfrau, das ja. Auch mit einer soliden kaufmännischen Ausbildung. Auch eine erfahrene Mutter von zwei Söhnen. Aber jetzt noch neu Theologie studieren? Vier Jahre in Theorie und Praxis einen neuen Beruf lernen? Dung Dinh-Päsler war zunächst durchaus skeptisch. „Ich wollte aber auch zeigen: Man ist immer in der Lage zu lernen und zu wachsen.“ Sie begann die Ausbildung.

Mit dem Berufsbild Pastoralreferentin war sie bisher wenig in Berührung gekommen. Deshalb sei sie in der praktischen Ausbildung sofort fasziniert gewesen von der Vielfalt der Aufgaben, die sie kennen und auszufüllen lernte.

 

Theologie war ungewohnt

 

Auch die ungewohnten theologischen Diskussionen fand sie spannend. „Manches im Studium war völlig neu für mich“, erinnert sie sich und sei „auch innerlich eine Herausforderung“ gewesen. „Aber ich habe so oft plausible Erklärungen gefunden für viele tiefe Fragen.“

Fragen, die bis in ihre Jugend zurückreichen. Dung Dinh-Päsler kennt nämlich eine Zeit, in der sie sich der Kirche fern fühlte. Als Schülerin, als junge Mutter, als Ehefrau eines deutschen Mitschülers, der nicht katholisch ist. „Das war für mich eine schwere innere Auseinandersetzung mit Gott damals, manchmal fühlte ich mich von ihm verlassen.“ Jedoch habe sie später wieder zur Kirche zurückgefunden und „eine Versöhnung“ erlebt.

 

Als Kind und Flüchtling gekommen

 

So kam sie wieder zu der Gemeinde vietnamesischer Katholiken in der Stadt. Dinh-Päsler ist selbst 1979 mit acht Jahren nach Wilhelmshaven gekommen, mit ihrer Familie auf der Flucht vor dem Terror der kommunistischen Regierung in Vietnam. Die verfolgte Katholiken streng.

Deshalb hatte sie auch später immer einen offenen Blick für Fremde. Etwa, wenn in ihrem Laden Studenten aus Westafrika oder Frauen von den Philippinen Kontakt suchten, Menschen aus aller Welt. Sie merkte: Die Gespräche helfen diesen Fremden. Die Arbeit mit Menschen anderer Sprache, vor allem für vietnamesische Katholiken, werde deshalb künftig ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sein.

 

Begeistert für Kinder

 

Zudem wird Dung Dinh-Päsler die Vorbereitung auf die Erstkommunion leiten. „Das ist mir besonders wichtig: mit Kindern arbeiten.“ Sie glaubt: „Das ist unsere wichtigste Aufgabe: die Frohe Botschaft auf den Punkt zu bringen – das Schwierigste auf die einfachste Weise zu verdeutlichen.“ Nicht umsonst habe sie ihre religionspädagogische Ausbildung bewusst in der katholischen St. Martin-Grundschule gemacht, der einzigen in der Stadt.

Das führt zurück zum Beginn ihres Lebens als Katholikin in Wilhelmshaven. Die Familie suchte damals Anschluss rund um die Kirche St. Ansgar. Für das Grundschulkind Dung Dinh-Päsler wurde damals eine Frau besonders wichtig, und zwar „unsere liebe Küsterin, Frau Balke“.

 

Küsterin als Vorbild

 

Die unterrichtete sie und ihre Schwester in Blockflöte und Gitarre, holte sie zu den Messdienern, erklärte ihnen das Leben in der Kirche, sorgte so mit für das Hereinwachsen in die Pfarrgemeinde. Vielleicht nicht umsonst nennt Dung Dinh-Päsler deshalb spontan diese Küsterin, wenn man nach ihren Vorbildern fragt im Seelsorgeberuf.

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