Regierung von Daniel Ortega hat auch Beziehungen zum Vatikan ausgesetzt

Nicaragua schließt die Caritas, verbietet Kreuzwege und Prozessionen

  • Das Regime in Nicaragua hat die diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl ausgesetzt.
  • Auslöser könnten kritische Aussagen von Papst Franziskus sein.
  • Seit Monaten geht die Regierung massiv gegen die katholische Kirche vor.

Anzeige

Die Krise zwischen dem Regime in Nicaragua und der katholischen Kirche spitzt sich zu. Das zur römischen Kommunikationsbehörde gehörende Internetportal „Vatican News“ meldet: „Die diplomatischen Beziehungen zwischen Nicaragua und dem Heiligen Stuhl sind ausgesetzt worden. Dies geht aus einer Erklärung des nicaraguanischen Außenministeriums hervor.“ Die dortige Regierung habe den Heiligen Stuhl gebeten, seine diplomatischen Vertretungen im Land zu schließen.

Weiter heißt es bei „Vatican News“, es handle sich nicht um einen Abbruch der Beziehungen. In der spanischen Fassung des Textes ist von ihrer „Suspendierung“ die Rede.

Kritische Aussagen des Papstes

Das Portal erinnert dran, die Regierung habe bereits am 12. März 2022 den Apostolischen Nuntius Waldemar Stanislaw Sommertag ausgewiesen. Der Heilige Stuhl habe dies damals „mit Erstaunen und Bedauern zur Kenntnis genommen“. Der Diplomat habe sich „mit großer Hingabe für das Wohl der Kirche und des nicaraguanischen Volkes, insbesondere der Schwächsten, eingesetzt“ sowie für den „Dialog zwischen Regierung und Opposition“.

Möglicher Auslöser der Aussetzung der Kontakte ist ein Interview des Internetportals „Infobae“ mit Papst Franziskus. Darin hatte er sich kritisch über das Vorgehen der Regierung in Nicaragua geäußert und sie als „strenge Diktatur“ bezeichnet. Er verglich sie mit „der kommunistischen Diktatur von 1917 oder der Hitler-Diktatur von 1935“.

Regierung hat Hilfswerk Caritas geschlossen

Diesen Vergleich wiederholt das Vatikan-Portal nicht. Es weist darauf hin, dass die Kirche sich auf die Seite der Regime-Kritiker stelle und damit schwere Nachteile in Kauf nehme. „So verurteilte ein nicaraguanisches Gericht den Bischof von Matagalpa, Rolando Alvarez, zu 26 Jahren Haft.“ Seit er die Strafe vor einem Monat antrat, gebe es von ihm keine Nachrichten mehr.

In Nicaragua sieht sich die katholische Kirche schweren Einschränkungen gegenüber. Die Regierung von Präsident Daniel Ortega hat die Schließung des Hilfswerks Caritas angeordnet.

Kreuzweggebete und Prozessionen verboten

Zudem wurden zwei der Kirche nahestehende Universitäten geschlossen und die Vermögenswerte beschlagnahmt. Es handelt sich um die „Universität Johannes Paul II.“ und die Christliche Autonome Universität von Nicaragua.

Ebenso seien für die Karwoche das öffentliche Kreuzweggebet und Prozessionen verboten worden, teilt das Hilfswerk „Kirche in Not“ unter Berufung auf lokale Quellen mit. Aus Angst, der „Staatsfeindlichkeit“ beschuldigt zu werden, müssten viele Priester ihre Arbeit und Predigten einschränken.

Nicaragua erlebt seit Jahren eine schwere innenpolitische Krise. Bei landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Regierung Ortega kamen zu Beginn rund 350 Menschen ums Leben. Die Kirche, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und unabhängige Medien kritisierten immer wieder Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Inzwischen sind beinahe 4.000 NGO verboten.

Anzeige