Caritas Steinfurt bringt Menschen, Ökologie und Wohnen zusammen

Nicht nur ausgeblühte Narzissen stärken neues Wohnquartier

  • Die Caritas Steinfurt sammelt alte Knollen und möchte sie auf öffentlichen Grünflächen oder in Gärten kirchlicher Einrichtungen einpflanzen.
  • Das Projekt soll Gemeinschaft schaffen im neuen Weberquartier in Steinfurt-Borghorst.
  • Ab Frühjahr soll hier für 120 Millionen Euro ein Gesundheitscampus entstehen.

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Narzissen oder Tulpen sind gerade zur Osterzeit beliebt. Also rasch eingekauft und in die Wohnung gestellt, um die Vorfreude auf das Fest und den Frühling zu stärken. Aber was geschieht mit den ehemals schönen Blumen, wenn sie ausgeblüht haben? „Einige kommen vielleicht raus in den Garten. Doch viele werden im Müll landen“, sagt Andrea Jäger, Quartiersmanagerin der Domus Caritas gGmbH in Steinfurt. Neben der Tectum Caritas GmbH gehört diese Gesellschaft zum Caritasverband Steinfurt.

Andrea Jäger hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Verena Wilmer in Steinfurt-Borghorst die Aktion „Zu gut für die Tonne“ ins Leben gerufen: „Bis Ende April können uns Menschen ihre ausgeblühten Zwiebeln bringen und wir pflanzen sie auf öffentlichen Grünflächen oder in Gärten der kirchlichen Einrichtungen wieder ein, zum Beispiel beim Don-Bosco-Kindergarten.“ Dafür steht ein Sammelkorb vor dem Nachbarschaftshaus Michael in Borghorst bereit.

 

Menschen und Nachhaltigkeit zusammenbringen

 

Die Idee hinter der Idee: Menschen und Nachhaltigkeit zusammenbringen. Als Quartiersmanagerinnen ist es die Aufgabe der beiden Frauen, die Einrichtungen der Caritas Steinfurt in dem „Sozialraumprojekt Weberquartier“ zu vernetzen.

„Dazu gehören die Seniorentagespflege, das Betreute Wohnen und frei mietbare Wohnungen, die im vergangenen Jahr auf dem Gelände des ehemaligen Websaals III der Firma Arnold Kock entstanden sind“, ergänzt Verena Wilmer. Ende 2020 waren die barrierefreien Einrichtungen als Angebot für ein Leben im Alter in der Borghorster Innenstadt mit Mitteln der Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW) und der Fernsehlotterie errichtet worden.

 

Ein Nachbarschaftshaus als eine Art Kneipe - ohne Wirt

 

Als Treffpunkt angelegt ist dabei das „Nachbarschaftshaus Michael“: „Es ist gedacht wie eine Kneipe, nur ohne Wirt, der alles regelt. Die Bewohner sollen sich langfristig selbst organisieren und vernetzen“, erklärt Andrea Jäger.

Dazu geben die beiden Quartiersmanagerinnen Impulse und bauen Netzwerke auf, unter anderem mit Aktionen wie die „Borghorster Obstretter“ im Herbst: „Ehrenamtliche haben Obst aus Privatgärten gepflückt und verarbeitet. Das hat prima geklappt und vielen Menschen Freude bereitet“, erinnert sich Andrea Jäger. Jetzt werden Blumenzwiebeln gerettet. Die Aktion stehe allen offen, betonen die Sozialpädagoginnen, so seien auch Mitarbeiter der Behindertenwerkstätten Langenhorst herzlich willkommen.

 

Nachbarschaftshaus auch Beratungszentrum

 

Überhaupt ist im aufstrebenden Weberquartier in Borghorst vieles im Werden: „Unser Zwiebelkorb entwickelt sich zur Tauschbörse. Der eine legt eine Tulpe rein und nimmt sich dafür eine Narzisse mit“, schmunzelt Andrea Jäger. Aber das ist durchaus gewollt: „Vielleicht wirft der ein oder andere einen Blick in den Schaukasten und entdeckt ein Angebot unseres Wohnquartiers, das ihm zusagt.“

In Corona-Zeiten sind diese vorrangig kontaktlos, wie beispielsweise das offene Bücherregal, das für kostenlosen Lesenachschub sorgt. „Wir haben hier viele ehrenamtliche Powerfrauen, die in den Startlöchern stehen“, sagt Jäger. Angedacht sei eine Bingo-Spielrunde und ein Literaturtreff für die Bewohner.

Ergänzt werden die Begegnungsmöglichkeiten durch ein Beratungsangebot, das das Nachbarschaftshaus zu einer Anlauf- und Koordinierungsstelle im Weberquartier macht: „Hier werden Kirchengemeinden, Kommunen, Bildungsträger und verschiedene Vereine zusammengebracht“, beschreiben die Caritas-Mitarbeiterinnen.

 

Investitionen von 120 Millionen Euro

 

Der Strukturwandel vom Industriegebiet hin zu einem „Gesundheitsquartier“ ist in Borghorst in vollem Gange. Bis Ende der 1980er Jahre verarbeitete und produzierte die „Maschinen-Weberei Brinkhaus & Wischbrock“ hier verschiedene Garne. Auf deren Flächen plant der Projektentwickler ein mehr als 25.000 Quadratmeter großes Quartier mit den Schwerpunkten Reha, Pflege und Wohnen. Investiert werden 120 Millionen Euro, wie dem Branchenmagazin „Immobilienmanager“ zu entnehmen ist. Der neue Campus liegt zwischen dem Rathaus, der Nikomedes-Kirche und dem Marienhospital.

Das historische Weberquartier und seine Umgebung gelten als Siedlungsursprung des Stadtteils Borghorst. Dank der Arbeit der Quartiersmanagerinnen, dem Einsatz von Ehrenamtlichen und der alten Zwiebeln wird es weiter mit Leben gefüllt.

Hobby-Gärtner gesucht
Zwiebelblumen können bis Ende April vor dem Haus Michael in einen Korb gelegt werden. Menschen, die Lust haben, die Zwiebelblumen zu pflanzen, melden sich bitte im Nachbarschaftshaus Michael, Rubensstraße 53, oder bei den Quartiersmanagerinnen: Tel. 02552/7025048.

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