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Er kennt Gemeindearbeit, war zwei Jahre Generalvikar im Bistum Münster und ist frisch ernannter Professor für Historische Theologie an der Universität Münster. Im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ erklärt er, was Gemeinden von seiner Tätigkeit haben.
Glückwunsch zur Ernennung! Können Sie an einem Beispiel erklären, worum es in Ihrem Fach „Historische Theologie und Ihre Didaktik“ geht?
Vielen Dank für die guten Wünsche! In meinem Fach geht es um die Frage, wie wir heute unser christliches Kulturerbe vermitteln – und zwar auf eine Weise, die zeitgemäß, fundiert und ansprechend ist. Gerade biete ich ein Seminar an, in dem es darum geht, wie man mit Jugendlichen einen Zugang zu den Pilgerorten in Westfalen finden kann. Pilgern ist ja grundsätzlich ein Riesenthema, auch und gerade für junge Leute. Aber wie kann man nicht nur weit entfernte Pilgerorte, sondern zum Beispiel Telgte Jugendlichen näherbringen?
Kürzlich haben Sie Ihren Rücktritt aus dem Domkapitel erklärt. Warum?
Das hängt damit zusammen, dass das Einwerben von Drittmitteln eine große Rolle im Professoren-Alltag einnimmt. Ich möchte zum Beispiel ein Projekt aufbauen „Christliches Kulturerbe in Westfalen“, das auch bis in die Kirchen und andere historische Orte hineinwirken soll. Dafür braucht es diese Drittmittel. Und da ist es wichtig, nicht selber Mitglied in der Bistumsleitung zu sein. Sonst würden beispielsweise Stiftungen bei Anfragen von mir doch berechtigterweise die Stirn runzeln, weil das eine Vermischung von Ebenen wäre. Ich habe den Bischof gebeten, aus dem Domkapitel ausscheiden zu können, damit wir hier eine saubere Trennung haben.
Manche sagen: Priester werden in den Gemeinden, aber nicht zwangsläufig an der Uni gebraucht. Was sagen Sie?
Ich sage, dass an der Uni Leute gebraucht werden, die den Studierenden tatsächlich aus einer religiösen Praxis heraus etwas vermitteln. Das ist das Entscheidende. Die Studierenden müssen an der Uni Menschen begegnen, die mit dem Glauben leben. Das tun selbstverständlich nicht nur Priester. Aber dass die Studierenden hier einen Priester erleben, ist eben doch auch ganz wichtig, weil viele von ihnen keinen Bezug mehr zu ihren Pfarrgemeinden haben und trotzdem Religion unterrichten möchten. Und darüber hinaus meine ich: Ich muss auch als Priester im Leben das tun können, wofür ich geschaffen bin. Zudem ist es unserem Bischof ein großes Anliegen, dass auch Priester an den Universitäten tätig sind.
Wie profitieren die Menschen in den Gemeinden von der Arbeit Ihres Lehrstuhls?
Ganz unterschiedlich! Ich bin jetzt oft, viel und gern im Bistum mit Vorträgen und Seminaren unterwegs, weil sich eine ganze Reihe von Gemeinden mit ihrer Geschichte auseinandersetzen wollen. Darüber hinaus will ich hier etwas aufbauen, das die Gemeinden unterstützen will. Denn viele wollen ihre Kirche den Menschen zeitgemäß nahebringen – und das heißt: digital! Das kennen wir auch aus unserem Paulusdom: Wie viele Leute gehen Tag für Tag durch den Dom, ohne wirklich etwas mitzunehmen! Digitale Medien und Vermittlung von christlichem Kulturgut – darum geht es mir. Die Kirchen etwa in England und Frankreich sind uns da meilenweit voraus. Dort gibt es unglaublich gut gemachte Apps, von denen man sich führen lassen kann und die auch hervorragende theologische, religiöse Impulse geben – produziert von den örtlichen Universitäten. Das stelle ich mir auch für unsere Pfarrgemeinden vor. Dafür haben wir in den Gemeinden ein ganz starkes Potenzial, das wir gern unterstützen.
Wie sehr vermissen Sie Ihren Job als Generalvikar?
Ich habe den Job sehr gern gemacht und habe sehr viel gelernt in der Zeit. Ich glaube, ich durfte auch einiges auf den Weg bringen. Aber das Arbeiten mit den Studierenden hier an der Uni ist doch eher meins. Das ist schon mein Revier hier, keine Frage.