Zwei Laien repräsentieren katholische Kirche

Novum: Recklinghauser Pastoralkonferenz hat Doppelspitze ohne Priester

  • Die katholische Kirche in Recklinghausen hat ein neues Sprecherteam gewählt.
  • Mit der Pastoralreferentin Cilli Leenders-van Eickels und dem Vorsitzenden des Stadtkomitees der Katholiken, Georg Möllers, führen erstmals Laien die Pastoralkonferenz.
  • Propst Karl Kemper begrüßt diese „Reform“ auf Leitungsebene.

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In der nach Münster und Oldenburg drittgrößten Stadt des Bistums Münster, in Recklinghausen, wird die katholische Kirche mit ihren drei großen Pfarreien von einer Doppelspitze repräsentiert. Die Pastoralkonferenz der Stadt wählte mit der 63-jährigen Pastoralreferentin Cilli Leenders-van Eickels und dem Vorsitzenden des Stadtkomitees der Katholiken, Georg Möllers, zwei Laien an ihre Spitze.

„Dass erstmals kein Priester im Sprecherteam ist, ist etwas Besonderes. In der Pastoralkonferenz sind die Priester in der Minderheit. Die sogenannten Laien sind gefordert, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Georg Möllers.

Lange Tradition ehrenamtlicher Mitarbeit

Der 68-jährige frühere Gymnasiallehrer und Sozialdezernent der Stadt engagiert sich seit Jahrzehnten in der Kirche und betont die lange Tradition ehrenamtlicher Mitarbeit. Seit 1969 gebe es das ehrenamtliche Stadtkomitee der Katholiken, in dem die Verbände und kirchlichen Gruppen eine gewichtige Stimme hätten. „Wir setzen eigentlich nur unsere Arbeit fort, die wir immer auch in die Pastoralkonferenz eingebracht haben“, sagt Möllers.

Als Sprecherteam setzen Leenders-van Eickels und Möllers ein Zeichen für die Zukunft. „Die abnehmenden Priesterzahlen sind uns allen bekannt. Es ist an der Zeit, die Verantwortungsbereiche der Seelsorgerinnen und Seelsorger und der freiwillig Engagierten besser zu verteilen“, sagt Leenders-van Eickels. Sie arbeitet seit 32 Jahren als Pastoralreferentin in Recklinghausen und ist ebenso wie Möllers gut in der Stadt vernetzt.

Propst Kemper begrüßt „Reform“

In einem Statement hatte Propst Karl Kemper diese „Recklinghäuser Reform“ ausdrücklich begrüßt: „Es hat sich in der Vergangenheit vieles auf die Priester konzentriert. Aber das ist nicht zukunftsfähig.“

Möllers verweist auf die kirchlichen Veränderungen: Vor 30 Jahren gab es in Recklinghausen 20 Gemeinden mit 20 Pfarrern. Nach mehreren Seelsorgeeinheiten und Gemeinde-Zusammenführungen kümmern sich nun die drei Recklinghäuser Pfarreien St. Peter, Liebfrauen und St. Antonius um die 20 Kirchorte. Ein eigenes Team aus Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen engagiert sich zudem in der Gastkirche mit ihren vielen karitativen Angeboten.

Radikales Umdenken vor Jahren begonnen

Inhaltlich arbeiten die Pfarreien schon seit langer Zeit daran, wie die Stadtkirche ein einladendes Glaubensleben gestalten kann. Alle Katholiken und weitere Interessierte waren vor Jahren eingeladen worden, im Rahmen eines Stadtkonzils über den christlichen Glauben zu sprechen und Schritte für eine zukunftsfähige Kirche von Recklinghausen einzuleiten.

2017 stellte das Stadtkonzil fest: „Gegenwärtig haben schon die Gemeinden vor Ort keinen eigenen Seelsorger mehr. Der Rückgang an Priestern und pastoralen Mitarbeitern macht ein radikales Umdenken notwendig, da bei dieser Entwicklung die jetzt vorhandenen Gemeindestrukturen auf Dauer nicht aufrechterhalten werden können.“

Diskussion über Gemeindeleitung

Leitungsaufgaben, so hatte das Stadtkonzil festgestellt, seien in heutiger Zeit ganz anders zu verteilen: „Es muss auf allen Ebenen ein neues Leitungsverständnis geben. Das Kirchenbild wird sich verändern.“

In der Pfarrei St. Antonius wird nach Festlegung durch den lokalen Pastoralplan eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit dem Thema „Gemeindeleitung ohne Priester“ beschäftigt. Dabei, so heißt es, „wünschen wir uns Frauen in verantwortlichen Positionen“.

Soziale Aufgaben nehmen zu

Das Sprecherteam der Stadtkirche möchte Themen, die alle Pfarreien beschäftigen, aufgreifen. Derzeit zählen dazu die Energiekrise, die Mitarbeit in der Integration von Flüchtlingen und in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst katholischer Frauen und dem Caritasverband die Bündelung sozialer Hilfen für benachteiligte Menschen.

„Die Themen und Herausforderungen gehen nicht aus. Aber dafür sind wir da: für die Kirche Gesicht zu zeigen und Ansprechpartner auf Stadtebene zu sein“, sagt Möllers.

Recklinghausen – ein Pastoraler Raum

Auch mit den neuen Pastoralen Räumen, die die Bistumsleitung in Vorschlag gebracht hat, wird sich die Pastoralkonferenz beschäftigen. „Ich denke, in Recklinghausen verstehen wir uns schon als Pastoraler Raum“, sagt Möllers.

In der 110.000 Einwohner zählenden Stadt, in der rund 45.000 Katholiken leben, möchten Leenders-van Eickels und Möllers zeigen, dass eine „Doppelspitze ohne Priester“ die katholische Stadtkirche gut und engagiert repräsentieren kann.

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