Ministerpräsident Armin Laschet: Antisemitismus „leider noch immer Realität in Deutschland"

NRW-Landtag gedenkt der Opfer des Holocaust

Mit einer Gedenkveranstaltung hat der Landtag Nordrhein-Westfalen an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren erinnert. Damit verbunden war auch die Mahnung, derartiges Unrecht nie wieder zuzulassen.

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Mit einer Gedenkveranstaltung hat der Landtag Nordrhein-Westfalen mit mehr als 400 Gästen an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren erinnert. Ziel des Gedenkens war nicht nur die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch die Mahnung an die junge Generation, derartiges Unrecht nie wieder zuzulassen.

In der Gedenkstunde im Plenarsaal gedachten André Kuper, Präsident des Landtags, Abraham Lehrer, Vertreter der jüdischen Verbände in Nordrhein-Westfalen, sowie Ministerpräsident Armin Laschet der Opfer des Holocaust. Das Konzentrationslager Auschwitz war am 27. Januar 1945 von Soldaten der Roten Armee befreit worden.

 

Auschwitz-Überlebender gestaltet mit seinen Enkeln Veranstaltung mit

 

Der aus Düsseldorf stammende Auschwitz-Überlebende Gary Wolff aus den USA und seine Enkel Danielle Wolff Ser und Julian Wolff gestalteten die Gedenkveranstaltung mit ihrem Beitrag „Unser Opa“ mit.

In seiner Begrüßung sagte der Präsident des Landtags, André Kuper: „Auschwitz gehört für immer zum Gedächtnis der Menschheit. Am Tag der Befreiung stehen wir im Zentrum der Demokratie zusammen: Legislative, Exekutive, Judikative, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Verbände. Wir bekämpfen Antisemitismus, wir wehren uns gegen politischen Totalitarismus – und wir suchen die Versöhnung.“

 

Im Judentum ist Gedenken ein religiöses Gebot

 

Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, sagte in seinem Grußwort für die jüdischen Verbände in Nordrhein-Westfalen: „Es ist für jeden Juden eine große Herausforderung, sich mit den Lücken auseinanderzusetzen, die durch die Schoa in der eigenen Familie entstanden sind. Das gilt auch für mich selbst. Im Judentum ist das Gedenken ein religiöses Gebot. Das Wort ‚Zachor‘, ‚erinnern‘, kommt in der Bibel Dutzende von Malen vor. Wir übersetzen es mit ‚Erinnere dich‘ oder ‚Gedenke‘“.

Das sei nicht nur eine Aufforderung, die Geschichte im Gedächtnis zu behalten. Es gehe auch darum, „unser Erbe für die Zukunft zu bewahren. Wir müssen uns um die gesamte junge Generation bemühen und sie in unsere Erinnerungskultur einbinden. Wenn wir junge Menschen nicht erreichen, dann sind sie für unsere Demokratie verloren.“

 

Eindringlicher Appell von Laschet: „Nie wieder!“

 

Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, sagte: „Auch 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz ist Antisemitismus leider noch immer Realität in Deutschland. Dem müssen wir uns entschieden entgegenstellen: Judenhass, Ausgrenzung und Diskriminierung haben hier keinen Platz. Nicht auf den Straßen, nicht im Internet und nicht auf unseren Schulhöfen – nie wieder!“

„Nie wieder“ müsse in jedem Kopf tief verankert sein, betonte Laschet. „‚Nie wieder‘ muss unser aller Handeln und Entscheiden prägen, ‚nie wieder‘ muss Teil der Staatsräson sein. Für uns in Nordrhein-Westfalen, wo heute die größte jüdische Gemeinschaft der Bundesrepublik lebt, ist die Mahnung und die Wahrung der Erinnerung an die Gräuel der Nazi-Zeit ein persönliches Anliegen", führte der Ministerpräsident aus. „Wir sehen uns im Kampf gegen den Antisemitismus weiter als starker Partner an der Seite aller Jüdinnen und Juden.“

 

Vertreter aus Politik, Religion und Gesellschaft nahmen teil

 

Zur Gedenkstunde im Landtag Nordrhein-Westfalen kamen unter anderem Abgeordnete aller Fraktionen im Landtag, Vertreterinnen und Vertreter des Konsularischen Korps, von Religionsgemeinschaften, der Justiz, von Gewerkschaften und Verbänden sowie Verlagen und Medienanstalten. Auch der Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, Thomas Geisel, war zugegen. Zudem nahmen zahlreiche Schülerinnen und Schüler von Düsseldorfer Schulen teil.

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