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An die Opfer der NS-Zwangssterilisierung und der Euthanasie-Morde erinnern in Münster drei Ausstellungsräume. Eine Spurensuche gilt den 544 deportierten Menschen aus der Heilanstalt Marienthal, von denen nur 23 überlebten.
Über die Opfer der Euthanasie-Morde in der Zeit der Nazi-Diktatur ist nur wenig bekannt. Viele Angehörige schwiegen auch in der Nachkriegszeit – aus Scham oder aus den Zeitumständen, in der Täter und Mittäter kaum belangt wurden und oft „ihre Positionen“ beibehalten konnten. „Um so wichtiger ist es, an die Opfer zu erinnern“, sagte Karin Klas vom Verein „Spuren finden“ in Münster bei der Vorbereitung des Gedenkens.
Zusammen mit der evangelischen Apostelgemeinde, der katholischen Pfarrei Heilig Kreuz, dem Freundeskreis Paul Wulf und der LWL-Klinik in Münster erinnert der Verein mit Ausstellungen und Veranstaltungen an die Opfer der NS-Zwangssterilisierung und der Euthanasie-Morde unter dem Titel „Als ‚lebensunwert‘ entwürdigt“. Gemeinsam mahnen sie zu Wachheit und Widerstand, wo immer heute Menschen als minderwertig entwürdigt werden.
Recht auf Leben und Menschenwürde
„Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben, auf Würde. Und immer wieder gibt es Tendenzen, die dieses Recht und diese Würde beschneiden. Gerade Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen haben während des Nationalsozialismus gelitten. Sie wurden verachtet, ausgegrenzt, zwangssterilisiert, schließlich deportiert und ermordet“, sagte Pfarrer Siegfried Kleymann von der Pfarrei Heilig Kreuz.
Anlass der Ausstellungen ist der 85. Jahrestag des Beginns der Euthanasie-Maßnahmen: Ab dem 1. September 1939 – mit Beginn des Zweiten Weltkriegs – setzte die NS-Regierung einen Erlass Hitlers zur Ermordung von Menschen mit psychischen und physischen Behinderungen um. Den Euthanasie-Morden fielen in den folgenden Jahren fast 300.000 Menschen zum Opfer, aus der Heilanstalt Marienthal in Münster wurden nachweislich 544 Menschen deportiert. Von ihnen überlebten nur 23.
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