Historikerin aus Vechta entkräftet Vorurteil über katholische Frauen

Nur ungebildete Frauen auf dem Land?

Das Vorurteil ist alt: Katholische Frauen auf dem Land sind über Jahrhunderte in der Bildung benachteiligt gewesen. Eine Historikerin aus Vechta hat jetzt genau geforscht und nachgewiesen: Das Gegenteil ist der Fall.

Anzeige

Was ist schöner für eine Historikerin, als Vorurteilen durch ihr Forschen den Boden unter den Füßen wegzuziehen? Maria Zumholz aus Vechta ist das gelungen. Ihr Buch nennt sich nüchtern Fallanalyse. Thema ist die Bildung katholischer Frauen auf dem Land – am Beispiel des Niederstifts Münster und der Grafschaft Oldenburg, seit 1803 in einem Herzogtum zusammengeschlossen.

Die Grundlage: Im Süden lebten damals nur katholische, im Norden nur evangelische Christen. Eine Steilvorlage für die Wissenschaftlerin, wenn sie erforscht, wo Frauen höher gebildet waren und wie das mit dem Bekenntnis zusammenhängen könnte.

 

Das Vorurteil und die Forscherin

 

Klarer Fall, sollte man meinen: Katholische Frauen waren auf dem Land über die Jahrhunderte schlechter gebildet. Die evangelischen Frauen aber haben durch die Reformation einen großen Schritt hin zur Gleichberechtigung gemacht. Ganz klar, berichten ja auch viele Bildungsforscher.

Erforschen aber bedeutet harte und genaue Arbeit, die bei manchen vielleicht fehlt. Bei Zumholz sieht man sie dagegen im Anhang des Buches, in dem sie aus allen oldenburgischen Orten den Schulabschluss zusammenträgt. Wie manche Zeitungsleser ihr Blatt mag man dieses Buch am liebsten von hinten lesen, weil man in diesem Anhang überraschendes findet.

 

Was die Fakten sagen

 

Im katholischen Molbergen etwa besuchten 1970 doppelt so viele Mädchen wie Jungen Realschule oder Gymnasium, im evangelischen Brake nur gleichviel. Es müsste aber, allen Vorurteilen nach, genau umgekehrt sein.

Zumholz gräbt in der Vergangenheit, schildert das widersprüchliche Frauenbild des Reformators Martin Luther; das laufe auf die besondere Rolle der Frau im protestantischen Pfarrhaus hinaus – die Frau gelte für ihn eher als „mütterliche Gehilfin“ des Mannes.

 

Frühe Bildungsreform im Bistum

 

Im Bistum Münster dagegen gab es durch eine Bildungsreform schon früh Ansätze zur Berufstätigkeit katholischer Frauen, etwa als Lehrerinnen an Mädchenschulen.

Nur Unbildung bei katholischen Mädchen auf dem Land? Zumholz weist nach: sicher nicht.

Das Buch
Maria Anna Zumholz: „Das Weib soll nicht gelehrt seyn.“ Konfessionell geprägte Frauenbilder, Frauenbildung und weibliche Lebensentwürfe.
524 Seiten, 24,90 €, Verlag Aschendorff, ISBN 978-3-402-13161-9

Anzeige