Initiative junger Münsteraner in Pandemiezeiten und bei Kälte besonders nötig

Obdachlosenhilfe im Priesterseminar – „Rucksack voll Hoffnung“ sehr gefragt

  • Seit 2014 bieten junge Menschen mit dem „Rucksack voll Hoffnung für Münster“ eine Obdachlosenhilfe.
  • Mittlerweile öffnen sie regelmäßig einen Raum im Priesterseminar Borromaeum, wo die Bedürftigen sich mit den Nötigsten eindecken können.
  • Durch Corona und die extreme Kälte ist das ehrenamtliche Engagement besonders wichtig.

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Das Angebot für die Obdachlosen steht – trotz oder gerade wegen der Pandemie-Situation. Der „Rucksack voll Hoffnung für Münster“ wird auch jetzt gepackt. Davon konnte die ehrenamtlichen Helfer auch das Schnee-Chaos nicht abhalten. Sie räumten die Wege bis zur offenen Tür im Keller des Priesterseminars in Münster, streuten Salz und konnten die Bedürftigen wie immer am Sonntagnachmittag empfangen. „Wir wissen, dass diese Menschen unserer Hilfe im Augenblick besonders brauchen“, sagt Timo Blaszczyk, der erste Vorsitzende des Vereins.

Ein richtiger Rucksack ist es schon lange nicht mehr, den die etwa 50 Mitstreiter, meist Studierende aus Münster, zusammenstellen. Wer an den Sonntagnachmittagen den Weg in die Kellerräume des Borromaeums findet, kann sich jene Dinge zusammenstellen lassen, die er gerade benötigt. Hygiene-Artikel, Kleidung und verpackte Nahrungsmittel gehören dazu. Alles, was den Obdachlosen durch ihren Alltag hilft, sind Spenden.

 

Immer mehr Helfer und Spenden

 

Mehr Informationen im Internet: www.einrucksackmuenster.de

Blaszczyk ist von Beginn an dabei. Als das Projekt 2014 ins Leben gerufen wurde, war er noch Schüler, heute studiert er Medizin. „Damals haben wir tatsächlich Rucksäcke auf der Straße verteilt“, sagt der 21-Jährige. „Nach und nach wuchs die Gruppe der Helfer und das Spendenaufkommen.“ Irgendwann gab es so viele Sachspenden, dass ihr Kellerraum aus allen Nähten platzte. Der Kontakt zum Priesterseminar entstand. „Dort bekamen wir mehr Raum zur Verfügung gestellt.“

Nicht nur das. „Regens Hartmut Niehues unterstützt unsere Aktion immer wieder“, sagt Blaszczyk. So stellt der Leiter des Priesterseminars den Helfern auch mal den hauseigenen Transporter zur Verfügung. Beim Einrichten der Pandemie-Auflagen wurde zudem alles möglich gemacht, um das Angebot weiter öffnen zu können. „Wir haben hier ein echtes Zuhause gefunden.“

 

„Social Distancing“ ist ein großes Problem

 

Timo Blaszczyk
Timo Blaszczyk ist seit Beginn der Initiative im Jahr 2014 mit dabei. | Foto: Michael Bönte

Wie wichtig das gerade derzeit ist, haben die Helfer im ersten Lockdown erfahren können. Damals war die Unsicherheit noch so groß, dass sie ihre Tür vorübergehend schlossen. „Wir konnten lediglich die noch offenen Einrichtungen mit unseren Spenden unterstützen.“ Die fehlende Breite in der Hilfe traf die Obdachlosen hart. „Das ist jetzt besser geworden“, sagt Blaszczyk. Trotzdem bleibt auch bei geöffneten Türen ein großes Problem. „Die so wichtige Nähe, das Gespräch, die gemeinsame Zeit fehlt den sonst isolierten Menschen auf der Straße.“ Die Ausgabe der Spenden ist derzeit so organisiert, dass Kontaktzeit und Nähe minimiert werden. Auch die Teestube, die der Verein sonst anbietet, bleibt geschlossen.

Und jetzt kommt die extreme Kälte dazu. Ein alljährliches Phänomen, das die Obdachlosen vor diesen Hintergründen aber mit besonderer Wucht trifft. Im Verein sind dafür alle sensibilisiert. Mit Aktionen in den sozialen Netzwerken versuchen sie derzeit, diese Sensibilität weiter zu verbreiten. „Mit großem Erfolg“, sagt Blaszczyk. „Unsere Posts erreichen so viele Leute wie sonst nie.“ Jeder soll achtsam für die Notlage der Obdachlosen sein. „Und wenn er nur zum Handy greift und Hilfe ruft, sobald er jemanden frierend auf der Straße findet.“

 

Winterhilfen vom Spendenstopp ausgeschlossen

 

Auch das Hilfsangebot des Vereins ist angepasst worden. „Derzeit brauchen wir vor allem warme Kleidung, Gaskartuschen und Schlafsäcke.“ Die grundsätzliche Hilfsbereitschaft hat unter der Corona-Situation nicht gelitten, sagt Blaszczyk: „Im Gegenteil – ich habe das Gefühl, dass viele Menschen gerade jetzt die Not der anderen in den Blick nehmen.“ Die vergangenen Monate haben das gezeigt. Der Keller des Priesterseminars war mit den gängigen Spenden so voll, dass man zusätzliche ein externes Lager nutzen musste. Es gibt derzeit einen Spendenstopp – nicht aber für die winterlichen Hilfen.

Durch die Schneesituation in Münster kamen am vergangenen Sonntag nur 30 Besucher, etwa die Hälfte der normalen Zahl. Was für Blaszczyk und seine Mitstreiter aber nicht hieß, dass weniger Hilfe gebraucht wurde. „Nur an anderen Orten.“ Also brachen sie selbst zu den Obdachlosen auf. Der Bulli des Priesterseminars stand ihnen sofort zu Verfügung.

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