Über 2.500 Christen feiern Pfingstmontag Gottesdienst

Ökumenisches Fest in Münster macht Sehnsucht nach Einheit deutlich

Anzeige

„In diesem Jahr 2017 feiern wir, dass der gemeinsame Grund unseres Glaubens, unser gemeinsamer Auftrag und unsere gemeinsamen Aufgaben größer sind als alles, was uns trennt.“ Diesen Satz sprachen sie gemeinsam: Bischof Felix Genn, die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, und der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius.

Beifall brandete auf bei den mehr als 2.500 Menschen, die am Pfingstmontag bei strahlendem Sonnenschein auf den Domplatz gekommen waren. Ein großes ökumenisches Fest wurde bereits zum zehnten Mal am Pfingstmontag auf dem Domplatz gefeiert. Doch es war das erste Mal in Westfalen, dass 500 Jahre nach der Reformation Christinnen und Christen aller Konfessionen das Reformationsfest als Christusfest gemeinsam feierten – mit einem ökumenischen Gottesdienst. Auch ein Markt der Möglichkeiten, Diskussionen und Musik gehörten dazu.

Gemeinsamer Aufruf

Der feste Wunsch, aufeinander zuzugehen, wurde in einem  gemeinsamen ökumenischen Aufruf deutlich. Und beim Gebet und Gesang aus mehr als 2500 Kehlen zeigte sich das Thema des ökumenischen Gottesdienstes „Zusammen wachsen“ ganz  konkret.

Für mitreißende Musik sorgten ein ökumenischer Pro­jekt­chor unter Leitung von Regionalkantorin Jutta Bitsch, unterstützt von den vereinigten Posaunenchören des Kirchenkreises Münster unter Leitung von Landesposaunenwart Daniel Salinga. Und als Judy Bailey mit ihrer Band „The peace of the Lord be always with you“ (der Friede des Herrn sei allezeit mit euch“) intonierte, fassten Präses Kurschus, Bischof Genn und Vizepräses Pistorius spontan einander bei den Händen, sangen und schwangen mit: Sichtbare ökumenische Verbundenheit, die sich im tausendfachen Friedensgruß unter den Gläubigen fortsetzte.

Zum Wachsen gehört auch Wegnehmen

In ihrer Predigt bezog sich Präses Annette Kurschus auf das Evangelium „Ich bin der wahre Weinstock“ (Joh 15,1-5). Die Gläubigen hätten wie Reben die Aufgabe, Frucht zu bringen – auch heute, unter veränderten Bedingungen.

„Reben behalten nicht, Reben verwalten nicht“, sagte Kurschus. Reben würden „den Lebenssaft und die Lebenskraft weiterleiten, die ihnen aus der Fürsorge des Winzers und aus der Kraft des Weinstocks zufließen.“ So bringe Gott, der Winzer, durch die Reben Frucht.

Zum Wachsen gehöre auch Wegnehmen, sagte sie. „Was es heißt, gestutzt und zurückgeschnitten zu werden; was es bedeutet, weniger zu sein und weniger zu werden: Davon wissen wir Christen im 21. Jahrhundert eine Menge zu erzählen.“

Zu einer ökumenischen Gemeinschaft finden

Ausgerechnet in dieser Verlusterfahrung könne man aber auch das reinigende Handeln des Winzers erkennen, sagte Kurschus. „Mag sein, dass wir ausgerechnet jetzt, da manches wegbricht, neu verstehen lernen, wer wir sind und wozu wir es sind: Reben.“ Indem sich die Christen wie Reben auf Jesus hin ausstreckten, sei sie gewiss, „dass wir zu einer immer tieferen ökumenischen Gemeinschaft finden, dass wir von ihm her zusammen wachsen und zusammenwachsen“.