80 Notfallseelsorger qualifizierten sich in neuen Jahren

Ökumenisches Notfallseelsorgezentrum in Herten ist einzigartig in NRW

  • Die ökumenische Notfallseelsorge Emscher-Lippe ist für den Kreis Recklinghausen sowie die Städte Bottrop und Gladbeck und damit drei Bistümer sowie drei Kirchenkreise zuständig.
  • Etwa 150 Einsätze werden jährlich werden von dort koordiniert.
  • 80 Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger haben sich in den vergangenen neun Jahren für dieses Ehrenamt qualifiziert.

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Das Unglück bei der Loveparade in Duisburg vor elf Jahren, der Absturz der Germanwings-Maschine mit 16 Schülern und zwei Lehrerinnen aus Haltern vor sechs Jahren oder kürzlich der tödliche LKW-Unfall auf der A 2 bei Henrichenburg – das sind Ereignisse, bei denen immer auch die Notfallseelsorge im Einsatz ist. „Aber solche Katastrophen sind eher die Ausnahme. Bei den meisten unserer jährlich rund 150 Einsätze handelt es sich um häusliche Todesfälle“, sagt Notfallseelsorger Peter Bromkamp.


Der Pastoralreferent koordiniert gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Uwe Heubach die ökumenische Notfallseelsorge Emscher-Lippe. Ihr Gebiet, in dem rund 750.000 Menschen leben, umfasst den Kreis Recklinghausen sowie die Städte Bottrop und Gladbeck und damit drei Bistümer sowie drei Kirchenkreise. 80 Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger haben sich in den vergangenen neun Jahren für dieses Ehrenamt qualifiziert.

 

Gut Kooperation mit den Rettungsdiensten

 

„Die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten hat sich sehr gut entwickelt. Wir werden bei Einsätzen direkt über die Leitstelle der Feuerwehr alarmiert, die online auf unseren Dienstplan zugreifen kann“, berichtet Bromkamp. Die Ersthelfer für die Seele sind an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. „Monatlich muss jeder zwei bis vier Schichten mit jeweils zwölf Stunden übernehmen. So können wir mit unseren Engagierten das komplette Jahr inklusive Weihnachten und Silvester abdecken“, sagt er. „Damit sind wir ein verlässlicher Partner für Feuerwehr und Polizei, die unseren Dienst wertschätzen.“

Weitere Informationen:
www.notfallseelsorge-emscher-lippe.de

Der Rettungsdienst könne beispielsweise nach einem häuslichen Todesfall mit dem Wissen gehen, dass noch jemand vor Ort sei, der den Betroffenen in ihrer akuten Situation helfe. „Trost spenden können wir nicht, jedoch kann Trost nur entstehen, wenn die Menschen nicht allein gelassen sind“, erklärt der 52-Jährige, der 15 Jahre zunächst im Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen und bis vor drei Monaten in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln als Krankenhausseelsorger tätig war.

 

Fäden laufen in Herten zusammen

 

Glücklich ist Bromkamp, der nicht nur die Notfallseelsorge Emscher-Lippe, sondern auch die akute Hilfe in den Kreisen Kleve und Wesel koordiniert, über das Notfallseelsorgezentrum in Herten. Hier laufen alle Fäden zusammen. „Das ist einzigartig im Bistum Münster und sicherlich auch in NRW, vielleicht sogar in Deutschland“, sagt er nicht ohne Stolz. Im Vorfeld stand die Überlegung, dass eine zentrale Anlaufstelle als Ort für Schulungen und als Treffpunkt sinnvoll sei.

Das Konzept stieß bei Bernd Kersken, der im Bistum Münster Ansprechpartner für die Notfallseelsorge ist, und Regionalbischof Rolf Lohmann ebenso auf offene Ohren wie bei den Verantwortlichen in den evangelischen Kirchenkreisen. Auch in der Hertener Pfarrei St. Antonius waren die Verantwortlichen von der Idee angetan. „Sie haben uns die ehemalige Wohnung von Pfarrer Christoph Gerdemann angeboten. Bei einer Besichtigung waren wir von den Räumen begeistert. Sie hat einen optimalen Zuschnitt. Wir verfügen nun über ein Büro und einen Schulungsraum sowie über ein Materiallager. Wenn wir Gottesdienste feiern, ist die Kirche direkt nebenan. Da hat ganz viel Heiliger Geist mitgewirkt“, ist Bromkamp überzeugt. Mit Eigenleistungen und Mitteln aus dem Innovationsfond des Bistums wurde aus der Wohnung das Zentrum der Notfallseelsorge.

 

Neuer Ausbildungskurs startet im September

 

Im September startet der neue Ausbildungskurs, der mindestens 80 Stunden Theorie sowie eine Praxisphase umfasst. „Er ist schon voll belegt, und für 2022 haben wir eine Warteliste eröffnet“, plagen den Koordinator keine Nachwuchssorgen. Um bei einem Einsatz schnell vor Ort zu sein, sei es wichtig, dass sich genügend Menschen engagieren, die in der Region verteilt leben würden.

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