KLÖSTER MIT ZUKUNFT? (3)

Der langsame Tod der Klöster - Statistik zum Ordensleben in Deutschland

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Viele Orden sind überaltert, immer weniger Menschen entscheiden sich für das Ordensleben. Kirche+Leben hat aktuelle Zahlen zusammengetragen.

Klöster und Orden in Deutschland sterben allmählich aus. Aktuelle Zahlen der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) aus ihren Mitgliedsgemeinschaften legen das nahe. Während Priester- und Brüderorden 2003 zusammengerechnet 5.146 Mitglieder hatten, waren es 2023 nur noch 3.223 Ordensmänner. Auch um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt: Die Männerorden verzeichneten 2023 21 Novizen, 2003 waren es noch 71. Neueintritte können die Sterbefälle demnach nicht kompensieren. Weiterhin ist ungewiss, wie viele Novizen sich nach Ende ihrer Ausbildung endgültig auf das Ordensleben einlassen.

Bei den traditionell mitgliederstarken Frauenorden ist der Rückgang noch drastischer: Während es 2003 in Deutschland noch 27.736 Schwestern gab, hat sich ihre Zahl bis 2023 auf 10.211 verringert. Die Zahl der Novizinnen war mit 125 um das Jahr 2000 im Vergleich zur Gesamtzahl schon überschaubar. 2023 entschieden sich allerdings nur noch 38 Frauen für eine Vorbereitung auf das Ordensleben.

Überalterte Ordensschwestern im Bistum Münster

Themenwoche: Klöster mit Zukunft?
Klöster sind für viele Menschen trotz Kirchenkrise Bezugspunkte und Kraftorte. Dennoch fehlt vielen Orden und Gemeinschaften der Nachwuchs. Kirche+Leben widmet sich der Zukunft der Orden und stellt Menschen vor, die vom Klosterleben profitieren oder profitiert haben.

Deshalb könne mit Blick auf diese Zahlen „teilweise von sterbenden Ordensgemeinschaften“ die Rede sein, so DOK-Sprecher Arnulf Salmen. Eine Prognose, wie viele Niederlassungen angesichts dieser Überalterung aufgegeben werden müssten, sei allerdings nicht möglich. Es handle sich um einen „laufenden Prozess.“ Ebenfalls lägen keine Zahlen zum Altersdurchschnitt der Ordensleute in Deutschland vor.

Dazu gibt es aus dem Bistum Münster genauere Zahlen: Dort lag der Altersdurchschnitt 2020 unter den Ordenspriestern bei 62 Jahren und unter den Ordensbrüdern bei 68 Jahren. Unter den Ordensschwestern ist der Altersdurchschnitt nochmal deutlich höher: Er lag zum Datum der Erhebung bei 78 Jahren.

Zahlreiche Ordensstandorte gefährdet

Wie viele Standorte in den kommenden Jahren aufgegeben werden müssen, sei bislang nicht klar. Die Fachstelle Orden, Säkularinstitute und Geistliche Gemeinschaften des Bistums Münster geht allerdings davon aus, dass es in etwa zehn Jahren nur noch ein „Drittel der jetzigen Standorte“ geben werde.

Die Orden würden den Übergang „sehr gewissenhaft“ vorbereiten, heißt es aus der Stabsstelle Kommunikation des Bistums Münster. Dennoch sei mit ihm ein „schmerzlicher Prozess des Abschiednehmens“ verbunden. Konkret liefe diese Veränderung vor allem auf „Abbau, die Versorgung der Älteren oder die Übergabe an Leitungsverantwortung an Laien“ hinaus.

Übernahme von Standorten als Option

Auch die Übernahme ehemaliger Ordensstandorte durch jüngere Gemeinschaften oder Schwestern aus dem Globalen Süden sei eine Option. Auf diese Weise könne das Ordensleben „in der Fläche so präsent wie möglich“ bleiben. Die Bistumsleitung setze dabei auf die „Präsenz kleinerer Gemeinschaften mit sehr unterschiedlichen Akzenten.“

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