ORDEN

Generaloberin über Kloster-Schließungen: „Manchmal auch Befreiung“

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Die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz sagt, warum eine Klosteraufgabe erleichtern kann - und was beim Abschied hilft.

Von KNA

 

Nicht immer ist die Aufgabe eines Klosters primär ein Grund zur Trauer, sagt Schwester Maria Thoma Dikow. Im Interview mit der „Deutschen Welle“ erklärt die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, zwar sei die Aufgabe einer Ordenseinrichtung meist schmerzhaft, „aber manchmal ist es auch eine Befreiung“.

Dikow berichtet, sie kenne Mitschwestern, die sagen: „Wir waren so froh, als wir unsere letzte Immobilie verkauft hatten. Wir sind ganz viele Sorgen losgeworden. Wir müssen uns endlich nicht mehr um so viele Dinge kümmern, die eigentlich nicht die unseren sind.“

Wichtig sei, offen für Veränderungen zu sein. So habe ihr eigener Orden, als das Kloster zu groß wurde, eine Etage geräumt und vermietet, berichtet die Generaloberin der Heiligenstädter Schulschwestern.

Tipps für Abschiedsprozesse

Die Ordensfrau erklärt, wenn das Aufgeben eines Klosters unumgänglich sei, müssten Abschiedsprozesse bewusst gestaltet werden: „Vielleicht ist es nur ein Fenster der vertrauten Kapelle, das man in ein Altersheim einbaut.“ Oder man behalte ein paar Kunstgegenstände und platziere sie im neuen Haus als Identifikationsmöglichkeit.

 

 

Der Rückgang der Zahl der Ordensschwestern ist Dikow zufolge ein weltweites Phänomen, über das Orden in allen westlichen Ländern und sogar aus sehr katholisch geprägten Teilen Indiens berichten. Dass es früher mehr Ordensschwestern gab, erklärt sie sich auch mit fehlenden Bildungsmöglichkeiten für Frauen in früheren Zeiten. „Die Chance, zu studieren und verantwortliche Arbeit zu leisten, war aber in den Ordensgemeinschaften gegeben“, erinnert sie.

Kloster als Ausweg für Frauen

Dikow berichtet aus Mosambik, wo sehr viele junge Frauen in den Orden eintreten würden. „Dort ist dieser Schritt nach meinem Eindruck heute eine wirkliche Möglichkeit für junge Frauen, sich zu emanzipieren, einer Ehe zu entgehen, die im Wesentlichen darauf beruht, viele Kinder zu bekommen, stattdessen einen Beruf auszuüben“, sagt die Generaloberin. Das sei vor 70 Jahren in Deutschland ähnlich gewesen. Dazu kämen ergänzend demografische und Säkularisierungsprozesse.

 

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