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Widerspruchslösung bei der Organspende: Das sagt ein Theologe dazu

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Das Thema Organspende bleibt umstritten. Die Kirchen haben eine klare Position zur Widerspruchslösung. Jetzt äußert sich ein Theologe.

Von KNA

Eine mögliche Widerspruchslösung bei der Organspende würde aus Sicht des Theologen Wilfried Härle die Idee der Spende aushebeln. Sollte jeder als Spender infrage kommen, der nicht ausdrücklich widerspricht, gehöre sein Körper zunächst nicht ihm selbst, sondern dem Staat oder der Gesellschaft, schreibt Härle in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Wenn man sich dem verweigern wolle, müsse man das ausdrücklich dokumentieren. „Die Besitzverhältnisse im Blick auf den menschlichen Leib werden damit umgekehrt.“

Sollte die Widerspruchslösung doch Rechtskraft erhalten, würde er am selben Tag seinen Spenderausweis vernichten und seinen Widerspruch erklären, weil es dann keine Spende mehr wäre, so Härle.

So ist die Organspende bislang geregelt

Bisher gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung. Nur derjenige kommt als Spender infrage, der zu Lebzeiten einer Organentnahme ausdrücklich zugestimmt hat. Eine Abstimmung über einen fraktionsübergreifenden Gruppenantrag, mit dem die Zahl der Organspender erhöht werden soll, ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr vorgesehen.

Die katholische und evangelische Kirche zum Beispiel lehnen den Vorschlag ab und unterstreichen den Charakter einer freiwilligen Organspende „im Sinne einer bewusst und höchstpersönlich getroffenen eigenen Entscheidung“. Unterstützer der Reform versprechen sich dadurch mehr Organspender.

Organspenden weiterhin auf niedrigem Niveau

Laut Deutscher Stiftung Organtransplantation verharren die bundesweiten Organspendezahlen „weiterhin auf niedrigem Niveau“. 953 Menschen haben im vergangenen Jahr nach ihrem Tod Organe für eine Transplantation gespendet. Den 3.013 Organen, die nach postmortaler Spende aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund übertragen wurden, stehen in Deutschland 8.260 Menschen gegenüber, die auf Spenderorgane warten.

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