Fußwallfahrt nach Telgte am 8. und 9. Juli

Osnabrücker Pilger finden Herberge in Ostbevern

Am 8. Juli machen sich wieder mindestens 8.000 Pilger auf den Fußweg von Osnabrück nach Telgte zur Schmerzhaften Mutter. Einige erholen sich bei Familien in Ostbevern.

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Ostbevern, kurz vor 13 Uhr im  Juli 2016. Die Ostbeveranerin Barbara Middrup schaut auf die Uhr. Gleich kommen ihre Gäste. Sie rechnet mit etwa 50 Personen, doch wie viele es genau sein werden, weiß sie nicht. Manche sind alte Bekannte. Andere kennt sie nicht. Sie hat in ihrer Küche ein kaltes Büffet mit kleinen Schnitzeln und verschiedenen Salaten aufgebaut. Auch Getränke sind bereitgestellt. Im Garten stehen Tische und Stühle, viele sind von den Nachbarn geliehen.

Eilig werden es ihre Gäste wieder haben. Nur etwa eine Dreiviertelstunde bleiben sie, dann ziehen sie weiter auf der letzten Etappe der Osnabrücker Wallfahrt, acht Kilometer entlang der B 51 von Ostbevern nach Telgte führt.

 

Jährliches Wiedersehen

 

Familie Middrup ist eine von drei Familien in Ostbevern, die jedes Jahr bei der zweitgrößten Fußwallfahrt Deutschlands für die kurze Zeit, in der der Pilgerzug in der Bevergemeinde Pause macht, Wallfahrer bewirten.

Keine Frage: Die meisten der etwa 8.000 Gläubigen nutzen das Angebot der St.-Ambrosius-Gemeinde, sich im Pfarrheim und um die Kirche auszuruhen und zu stärken. Erbsensuppe, belegte Brötchen und Kuchen warten auf die hungrigen Pilger, von denen viele seit vier Uhr früh auf den Beinen sind. Andere steuern die örtlichen Gaststätten an.

Nur ein kleiner Teil kehrt privat ein und ist froh darüber. “Das ist persönlicher und gemütlicher“, erklärt Georg Daudt vom Wallfahrtsverein Kloster Oesede. „Wir kennen unsere Gastgeber mittlerweile gut und freuen uns jedes Jahr auf das Wiedersehen.“

 

Drei Familien als Gastgeber

 

Gastgeber sind neben Familie Middrup auch die beiden Familien Wansing und Mühlenstroth. Die Ostbeveraner machten zu unterschiedlichen Zeiten dieselbe Beobachtung: Müde Pilger saßen am Straßenrand vor ihrer Haustür, bei schlechtem Wetter ganz durchnässt. „Nichts lag näher, als die Leute zu uns ins Haus einzuladen“, erinnert sich Marlies Wansing. Das war vor 38 Jahren. Seither nimmt sie zusammen mit ihrem Mann jedes Jahr Wallfahrer auf. „Wenn wir im Urlaub sind, übernehmen unsere Kinder die Aufgabe“, sagt Klemens Wansing. Wer einmal bei den beiden zu Besuch war, kommt wieder und bringt nach Absprache mit ihnen andere Pilger mit.

Freudig begrüßen sich alle, wenn sie sich für kurze Zeit im Wohnzimmer des Ehepaares treffen. „Zwölf bis 15 Personen kommen immer zusammen“, erzählen Marlies und Klemens Wansing. Die beiden spendieren den Pilgern kalte und warme Getränke. Speisen bringen die Wanderer selbst mit.

 

Gastgeber aus Tradition

 

Auch bei Familie Middrup wurde aus spontaner Hilfsbereitschaft Tradition. Hier kehren seit 22 Jahren Pilger ein. Wie die Kurzzeitgäste bewirtet werden, entscheidet jeder Gastgeber für sich. Äußeres Zeichen für deren Dankbarkeit ist der „Wallfahrtsbaum“, der im Garten der Familie Middrup wächst. Die Blutbuche spendet im Sommer nicht zuletzt zur Freude der Pilger Schatten.

„Wir kommen jedes Jahr, um den Baum zu begießen“, scherzte der 83-jährigen Paul Backhaus aus Dinklage im vergangenen Jahr. Er war einer der ältesten Teilnehmer der Wallfahrt und zugleich einer der ersten Pilger, die Barbara Middrup bei sich begrüßte.
Auf dem Rückweg an diesem Sonntag kehren die Pilger zum Frühstück noch einmal bei ihren Gastgebern ein. „Das sind dann deutlich weniger“, weiß Barbara Middrup aus langjähriger Erfahrung.

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