Alle Steuerpflchtigen geben 0,8 Prozent an soziale Träger

„Otto per mille“: So fließen Steuereinnahmen an die Kirche in Italien

  • Italien kennt keine zusätzliche Steuer für Kirchenmitglieder.
  • Stattdessen zahlen alle Steuerpflichtigen 0,8 Prozent für einen sozialen Träger ihrer Wahl.
  • Die Kirche nimmt auf diese Weise rund eine Milliarde Euro im Jahr ein.

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Italiens katholische Kirche hat ihre jährliche Kampagne für die Zuweisung eines Anteils aus der Einkommensteuer gestartet. Zehn Videos wurden für Internet und Fernsehen produziert. Darüber hinaus werden Beiträge in der Presse, im Radio und Plakate veröffentlicht.

"Tue eine Tat der Liebe" sei die Botschaft der Kampagne, sagte der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Erzbischof Giuseppe Baturi. Mit ihrem Beitrag aus der Einkommensteuer könnten die Menschen etwas Gutes für andere tun.

So fuktioniert das italienische System

Anders als in Deutschland wird in Italien keine zusätzliche Steuer für Kirchenmitglieder erhoben. Stattdessen geben alle Einkommensteuerpflichtigen - unabhängig von der Religionszugehörigkeit - 0,8 Prozent der Steuer, die sie ohnehin entrichten müssen, für soziale und kulturelle Zwecke.

Zur Auswahl stehen der Staat, mehrere religiöse Träger, darunter die katholische Kirche und verschiedene evangelische Kirchen, jüdische, hinduistische und buddhistische Verbände. Nichtregierungsorganisationen oder gesellschaftspolitische Einrichtungen sind nicht aufgeführt.

Eine Milliarde Euro Einnahmen für die Kirche

In den aktuellen Videos zeigt die katholische Kirche Projekte, die aus den Einnahmen der 0,8-Prozent-Abgabe unterstützt werden. Darunter sind ein Wohnheim für alleinerziehende Mütter mit minderjährigen Kindern, eine Lebensmitteltafel und eine Obdachlosenunterkunft. Das Geld soll zudem in die Restaurierung von Kirchen fließen und Hilfsmaßnahmen im Ausland ermöglichen.

Laut Bischofskonferenz kostete die neue Kampagne etwa eine Million Euro. Die katholische Kirche in Italien nimmt über den Beitrag "otto per mille" ("Acht von Tausend") rund eine Milliarde Euro pro Jahr ein. In Deutschland beliefen sich die Kirchensteuereinnahmen für die katholische Kirche 2021 auf 6,73 Milliarden Euro.

Die meisten Steuerpflichtigen wählen die Kirche

Laut Finanzministerium wählen fast 60 Prozent der Italienerinnen und Italiener keinen Träger aus. Ihr Beitrag wird gemäß dem Schlüssel verteilt, den die restlichen rund 40 Prozent definieren.

Jene, die eine Auswahl treffen, entscheiden sich meist für die katholische Kirche (70 Prozent). Auf Platz zwei steht der Staat (24 Prozent). Kritiker bemängeln, dass, anders als es die Kirche in ihren Werbespots nahelege, nur ein Teil in soziale Projekte fließe und ein Großteil der Versorgung von Priestern zukomme.

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