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Der „Out in Church“-Filmemacher Hajo Seppelt sieht Parallelen bei sexualisierter Gewalt im Sport und in der Kirche. Beide Bereiche führten ein Eigenleben und kontrollierten sich selbst, so der Journalist. Konkret kritisierte Seppelt die Positionen des Kölner Kardinals Woelki.
Der Journalist Hajo Seppelt sieht Parallelen bei sexualisierter Gewalt im Sport und in der Kirche. So gebe es jeweils „nicht funktionierende Kontrollmechanismen“, sagte Seppelt in einer neuen Folge des Podcasts „Himmelklar“. Sowohl der Sport als auch die Kirche führten ein Eigenleben und kontrollierten sich selbst, beides sei gewollt. Auch seien jeweils ein „sehr patriarchalisch geprägtes System“ sowie „anachronistische“ Strukturen zu beobachten.
„Was ich besonders verwerflich und schlimm finde: Dass es in Köln einen Kardinal gibt, der bis zum heutigen Tag nach meinem Eindruck und nach meiner Beobachtung Dinge relativiert, Dinge partiell bagatellisiert und durch seine grundsätzliche Haltung auch in anderen gesellschaftlichen Fragen der katholischen Kirche Positionen bezieht, die unglaublich überholt sind“, sagte Seppelt mit Blick auf den in der Kritik stehenden Kardinal Rainer Maria Woelki.
„Out in Church“-Film gewinnt Preis
Seppelt bezog sich auf die Sexualmoral und die Frage von Ämtern für Frauen in der Kirche. „Und das geschieht mit dem Argument, sich darauf zu beziehen, dass ein Buch, was vor Tausenden von Jahren geschrieben worden ist, die Grundlage unseres heutigen Denkens ist. Das finde ich so was von empörend. Wie das überhaupt noch heutzutage durchgehen kann, ist mir völlig unklar.“
Zugleich gebe es in der Kirche „inzwischen eine unglaubliche Demokratiebewegung von unten“, betonte Seppelt, der zum Autorenteam eines Films über die katholische Reforminitiative „Out in Church“ gehört. Sie erhält im November den Hauptpreis des Katholischen Medienpreises. „Es gibt ja so viele Menschen, die in Deutschland katholisch getauft und sozialisiert sind, die Mitglied der Kirche sind und die eine diametral andere Position vertreten zu dem, was die Amtskirche oder Teile der deutschen Amtskirche und vor allem Rom sagen.“ In dem Film habe sich die Kirche zu Wort gemeldet, und der Aachener Bischof Helmut Dieser habe „durchaus bemerkenswerte Dinge“ gesagt.
Neuer Blick auf queere Menschen
Die katholische Kirche könne nicht bestimmen, „wie Menschen zu denken, zu leben und zu fühlen haben“, sagte Seppelt. Auch nicht, wer zur Kommunion gehen dürfe. „Was maßen sie sich an, darüber entscheiden zu können, wer gottgewollt ist und wer nicht gottgewollt ist?“
Einige Bischöfe hatten sich zuletzt für einen neuen Blick auf queere Menschen eingesetzt. So hatte etwa der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in einer Predigt gesagt: „Niemand ist ein Schadensfall der Schöpfung, alle sind geliebt, Gott hat sie alle so gewollt.“ Auch erinnerte er daran, dass die Bischöfe an einer Reform des kirchlichen Arbeitsrechts arbeiteten.