Bischof von Essen besucht betroffene Gemeinde in Bochum-Wattenscheid

Overbeck: Einsatz von Missbrauchs-Priester war unverantwortlich

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Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat im Umgang mit einem wegen Missbrauchs verurteilten Priester verheerende Fehler des Bistums Essen eingestanden und die betroffene Gemeinde in Bochum-Wattenscheid besucht.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat im Umgang mit einem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Ruhestandsgeistlichen in einer Pfarrei in Bochum-Wattenscheider verheerende Fehler seitens des Bistums Essen eingestanden. „Das war unverantwortlich“, sagte Overbeck am Sonntag bei einem Besuch in der Gemeinde St. Joseph.

„Nur zu sagen, 'Ich schäme mich dafür' ist noch zu wenig.“ Ein mehrfach verurteilter Missbrauchstäter dürfe nicht mehr in der Seelsorge tätig werden. „Ich bitte Sie um Entschuldigung – gewähren können nur Sie sie“, sagte der Bischof im Gottesdienst.

Der aus dem Erzbistum Köln stammende Priester war 1972 wegen „fortgesetzter Unzucht mit Kindern und Abhängigen“ zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Seit 1973 war er im Bistum Münster tätig, bis er 1988 wegen sexueller Handlungen an Minderjährigen eine Bewährungsstrafe erhielt. Ein Jahr später kehrte er als Altenheimseelsorger nach Köln zurück. Als Ruhestandsgeistlicher war er von 2002 bis 2015 in Bochum-Wattenscheid tätig.

 

„Entscheidung von 2002 war falsch“

 

„2002 hat das Bistum eine Entscheidung getroffen – und die war falsch“, betonte Overbeck. „Ein mehrfach verurteilter Missbrauchstäter darf nicht mehr in der Seelsorge tätig werden.“ Overbeck betonte, dass bislang kein Grund zur Annahme bestehe, dass der Priester auch in Wattenscheid Missbrauchstaten begangen habe. Dennoch gibt es laut Bistum in der Gemeinde auch nach dem Besuch des Bischofs weiteren Gesprächsbedarf. Offene Fragen sollen demnach unter anderem bei einem weiteren Treffen am Mittwoch besprochen werden.

Das Bistum Essen hatte sich bereits am Donnerstag dafür entschuldigt, dass ein zweimal wegen Missbrauchs verurteilter Priester dort seelsorglich tätig werden konnte. Dies sei aus heutiger Perspektive „ein verheerender Fehler“ gewesen, so Generalvikar Klaus Pfeffer. Er hatte auch um Entschuldigung dafür gebeten, dass die Menschen in der betroffenen Gemeinde St. Joseph jahrelang von der Vergangenheit des Priesters nichts wussten.

Auch Pfeffer hatte die Hoffnung bekundet, dass es entsprechend einer therapeutischen Einschätzung aus dem Jahr 2002 zu keinem weiteren Missbrauch durch den Geistlichen gekommen sei. Der Fall war Mitte November bekannt geworden.

 

Kein generelles Berufsverbot

 

Laut Pfeffer war der Priester als 65-Jähriger auf eigenen Wunsch in den Ruhestand nach Bochum gewechselt. Gemeindemitglieder, die von dessen Verurteilungen wussten, hätten damals das Ruhrbistum informiert. Das Erzbistum Köln habe die Vorgeschichte bestätigt, woraufhin eine psychologische Beurteilung durch den langjährigen Therapeuten des Geistlichen eingeholt worden sei. Diese habe bescheinigt, dass von dem Priester keine Gefahr mehr ausgehe.

Die damaligen Personalverantwortlichen informierten laut Ruhrbistum die Gemeindeleitung in Wattenscheid. Der Priester habe keine Beauftragung zur Mithilfe in der Seelsorge erhalten. Aufgrund der fachärztlichen Einschätzung seien ihm aber priesterliche Dienste nicht generell verboten worden. Bis zu seinem Umzug in ein Seniorenheim im Jahr 2015 habe er als Priester in Wattenscheid gewirkt.

 

Kirchenrechtliche Verfahren sind eingeleitet

 

Um den Geistlichen kümmerte sich auch eine 2013 eingerichtete Arbeitsgruppe zur Aufsicht aller noch lebenden Missbrauchstäter in der Diözese Essen, wie es heiß. Das 2015 bei einer externen Anwaltskanzlei in Auftrag gegebene Personalakten-Projekt habe zunächst keinen Handlungsbedarf bei dem Ruheständler im Seniorenheim gesehen. Inzwischen sei ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet worden. Zudem habe der Kölner Erzbischof dem heute 86-jährigen Geistlichen alle priesterlichen Dienste untersagt.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte am Samstag in einem Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de um Vergebung wegen des Umgangs mit dem Missbrauchsfall gebeten. Auch Münsters Bischof Felix Genn hatte in einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief um Entschuldigung dafür gebeten, dass unter seiner Verantwortung als Bischof von Essen der Priester Seelsorgedienste versehen habe.

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