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Wer glaubt, mit dem Petersdom und den großen Kirchen, dem Forum Romanum und dem Künstlerviertel Trastevere alles in Rom gesehen zu haben, der irrt. Kerstin Thiel-Lunghini, Kunsthistorikerin und Stadtführerin, gibt in unserer lockeren exklusiven Serie Einblicke in weniger bekannten Seiten der Ewigen Stadt. Diesmal: Palazzo und Galleria Colonna.
Das war überhaupt gar keine Filmkulisse! Die unglaubliche Spiegelgalerie in der letzten Szene von „Ein Herz und eine Krone“ gibt es wirklich mitten in Rom. Wer einmal genauso wie Audrey Hepburn und Gregory Peck im berühmtesten aller in Rom angesiedelten Filme in diesem fantastischen Raum schlendern möchte, der braucht sich nur an einem Samstagvormittag am Palazzo Colonna in der Nähe der Piazza Venezia einfinden.
Seit einigen Jahren hat der jetzige Hausherr Don Prospero Colonna entschieden, jeden Samstag den Familienpalast mit der berühmten Galleria Colonna und bei schönem Wetter sogar seinen privaten Garten für Besucher zu öffnen.
Eine Familie mit Kardinälen, Feldherren und Papst
Seit fast 1000 Jahren ist die Familie Colonna am Fuß des Quirinalshügels in der Nähe der Piazza Venezia angesiedelt. Die Colonna sind eine der ganz alteingesessenen Adelsfamilien Roms, die stolz darauf sind, neben unzähligen Bischöfen, Kardinälen und Feldherren sogar einen Papst gestellt zu haben: Martin V. Colonna, der nach den Wirren am Ende des Exils von Avignon die Kirche in Rom wieder fest im Sattel verankert hatte.
Auch eine der bedeutendsten Frauengestalten der Neuzeit gehört zu dieser Familie: die Dichterin Vittoria Colonna, Muse und Herzensfreundin des großen Michelangelo. Ob die Beiden wohl manchmal in dem zauberhaften Garten plaudernd auf den Quirinal hochspazierten?
Der prächtigste profane Raum Roms
Die Autorin
Kerstin Thiel-Lunghini lebt seit langer Zeit mit ihrer Familie in Rom, wo sie als Kunst- und Kultur-Expertin Besuchern etwa unseres Partners Emmaus-Reisen die Ewige Stadt zeigt. | Foto: privat
Die Galleria Colonna ist der prächtigste profane Raum der Stadt und beherbergt einen Teil der kostbaren Gemäldegalerie der Familie. Errichtet wurde die Galleria Colonna in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts um die gesamte Familie in der Person ihres Admirals Marcantonio Colonna zu feiern, der in der Seeschlacht von Lepanto 1571 die päpstlichen Flotte kommandierte und als Sieger heimgekehrt war.
Unter den drei Barockpäpsten des 17. Jahrhunderts Urban VIII. Barberini, Innozenz X. Pamphilj und Alexander VII. Chigi hatte die Stadt ihr Gesicht verändert und sich prächtig herausgeputzt. Bis heute prägen die Bauten dieser drei Päpste die Stadt.
Drei Päpste, deren Familien allerdings ursprünglich aus Umbrien und der Toskana stammten. Da konnte der urrömische Adel natürlich nicht nachstehen, sondern musste noch ein barockes i-Tüpfelchen oben aufsetzen. So entstand die Galleria Colonna, und es klärt sich, dass die Schönheit Roms gerade diesem „Gerangel“ der Adelsfamilien um Prestige im damaligen Kirchenstaat zu verdanken ist.