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1046 angemeldete oder illegale Demonstrationen gegen staatliche Corona-Maßnahmen hat das Bundesinnenministerium bereits gezählt. Doch neuerdings gehen auch Menschen für Solidarität und Impfen auf die Straße, angemeldet, mit Maske und Abstand. Endlich, meint Michael Rottmann. Aber das reicht noch nicht.
Wir müssen lauter werden! Wir brauchen Demos, Menschenketten, vielleicht auch Prozessionen. Auf jeden Fall aber müssen wir uns deutlicher zeigen.
„Wir“ – das ist die überragende Mehrheit in unserem Land, die seit fast zwei Jahren mit Rücksichtnahme, Solidarität und viel Geduld den Kampf gegen die Pandemie führt. Trotz Rückschlägen weiterhin mit Zuversicht, aber mit deutlich zu wenig zur Schau getragenem Selbstbewusstsein. Und das ist ein Manko.
Es gibt keine breite Protestwelle
Weil es allzu leichtfertig den „Spaziergängern“ und „Querdenkern“ das Feld und die Schlagzeilen überlässt. Die Liste unangemeldeter Impfgegner-Demonstrationen und Aktionen erweckt leicht den falschen Eindruck einer breiten Protestwelle, die durch Deutschland schwappt.
Hoffnung macht, dass mittlerweile vermehrt von Aktionen gegen Querdenker-Proteste zu hören ist: zum Beispiel von Menschenketten um Rathäuser oder Solidaritätsbekundungen für Polizisten, die den Kopf für unsere Demokratie hinhalten. Warum sollten Christen nicht auch in einer Art Bittprozession für Vernunft und Besonnenheit auf die Straße gehen? Auch mit Abstand und Maske lassen sich deutliche Zeichen setzen.
Vielleicht können Bittprozessionen helfen
Es ist ein Grundproblem dieser Pandemie, dass sich die Solidarität der verantwortungsbewussten Mehrheit meist im Stillen vollzieht, während die Nörgler laut krakeelen. Wir setzen auf Vernunft und Wissenschaft (auf was denn sonst?), reduzieren Kontakte, tragen Maske, gehen zum Impfen. Wir versuchen, die besonders Gefährdeten zu schützen. Wir übernehmen Verantwortung kraft Einsicht ins – nach jetzigem Wissensstand – Richtige und Notwendige.
Natürlich ertragen wir auch Zweifler und Unentschlossene, deren Recht es ist und bleiben muss, Kontra zu geben und zu protestieren – egal, wie krude die Losungen auf manchen Plakaten auch klingen mögen. Nur: Wenn wir als überwältigende Mehrheit ihnen nicht das Feld überlassen wollen, müssen wir uns zeigen. Mit Gegendemos, Menschenketten und vielleicht auch mit Prozessionen.