Erinnerung an Portiuncula-Ablass vor 800 Jahren

Papst als spontaner Beichtvater bei Reise nach Assisi

Papst Franziskus hat die Kirche Santa Maria degli Angeli bei Assisi besucht – und sich spontan als Beichtvater zur Verfügung gestellt.

Anzeige

Papst Franziskus hat am Donnerstag (04.08.2016) die Kirche Santa Maria degli Angeli bei Assisi besucht – und sich spontan als Beichtvater zur Verfügung gestellt. Im Laufe fast einer Stunde spendete er 19 Gläubigen das Bußsakrament, unter ihnen zahlreiche Jugendliche, aber auch eine ältere Frau im Rollstuhl und zwei Priester. Anlass des Papstbesuchs war ein Gebet in der Portiuncula-Kapelle innerhalb der Basilika.

Laut Überlieferung hatte dort der Ordensgründer Franziskus vor 800 Jahren einen Ablass erwirkt, der noch heute allen Katholiken zugänglich ist. Spontan rief der Papst die begleitenden Bischöfe und Priester auf, sich den Gläubigen in der Basilika für das Sakrament der Versöhnung zur Verfügung zu stellen – und er setzte sich selbst in einen Beichtstuhl.

 

"Gott hat Erbarmen und hört nicht auf zu lieben"

 

Zuvor hatte Franziskus in einer Ansprache betont, die Welt brauche Vergebung. "Die Barmherzigkeit in der Welt von heute zu bezeugen, ist eine Aufgabe, der sich keiner von uns entziehen kann", sagte er. Zu viele Menschen lebten eingeschlossen in Groll und Hass, weil sie unfähig seien zu vergeben: "Und so verderben sie ihr eigenes Leben und das anderer."

"Wenn wir den anderen etwas schulden, beanspruchen wir Barmherzigkeit. Wenn wir dagegen eine Schuldforderung haben, rufen wir nach Gerechtigkeit", kritisierte der Papst. Gottes Vergebung hingegen kenne keine Grenzen. "Es ist eine volle, allumfassende Vergebung, mit der er uns die Gewissheit gibt, dass er, obwohl wir in dieselben Sünden zurückfallen können, Erbarmen mit uns hat und nicht aufhört, uns zu lieben", sagte Franziskus.

 

"Wenn wir vergeben, vergibt auch der Herr"

 

Vor seiner Abfahrt grüßte der Papst die Menschen vor der Kirche, die teils seit Stunden ausgeharrt hatten. Franziskus mahnte noch einmal zu Barmherzigkeit. "Wenn wir vergeben, vergibt auch der Herr", sagte er und fügte scherzend an: "Wenn einer hier keine Vergebung nötig hat, soll er die Hand heben."

Die Portiuncula-Kapelle innerhalb der Basilika Santa Maria degli Angeli ist der Ort, an dem der heilige Franziskus am 3. Oktober 1226 starb. Sie ist ein beliebter Wallfahrtsort, seit Franziskus vor 800 Jahren – am 2. August 1216 – von Papst Honorius III. einen Ablass für die Portiuncula-Pilger erwirkt hatte. Er beinhaltet den Nachlass zeitlicher Bußstrafen für die Sünden, die man gebeichtet hat und die hinsichtlich der Schuld schon vergeben sind. Im derzeitigen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit hebt Papst Franziskus immer wieder die Bedeutung des Bußsakraments hervor.

Anzeige