Franziskus rügt die Bischöfe und ermutigt die Jugend

Papst auf Friedensmission in Kolumbien – nach 50 Jahren Krieg

Fünf Jahrzehnte hat der Guerillakrieg in Kolumbien gedauert. Am ersten Besuchstag in dem Land benennt Papst Franziskus, was er für die Zukunft des Landes für zentral hält. Gerade mit den Bischöfen geht er nicht zimperlich um.

Anzeige

Fünf Jahrzehnte hat der Guerillakrieg in Kolumbien gedauert. Grund genug für Papst Franziskus, mit dem Frieden keine Zeit zu verlieren. An seinem ersten Besuchstag benennt er, was er für die Zukunft des Landes für zentral hält.

Durch die Rede von Präsident Juan Manuel Santos im Präsidentenpalast ziehen sich Einheit und Versöhnung. Natürlich knüpft er beim Guerilla-Konflikt an, spannt den Bogen aber weiter. „Es nutzt nichts, Gewehre zum Schweigen zu bringen, wenn wir in unseren Herzen bewaffnet bleiben“, sagt er. „Wir müssen fähig werden, zu vergeben und um Vergebung zu bitten.“

 

Präsidenten-Worte ähneln denen des Papstes

 

Eine Rede ohne Anklage, ohne Anspielungen auf Versäumnisse anderer, ohne Schrägheiten, die sich oft einstellen, wenn Politiker religiöse Muster bedienen wollen. Bis in die Wortwahl zeigt sich eine beachtliche Nähe zur folgenden Ansprache von Franziskus.

Auch dieser blickt über den Friedensschluss hinaus. Die Bürger müssten „in ihrer Freiheit geachtet und durch eine stabile Ordnung geschützt werden“. Die Gesetzgeber hätten die strukturellen Ursachen für Armut zu beseitigen, die ungleiche Verteilung der Einkünfte, die „Wurzel der sozialen Übel“.

 

Potenzial der Jugend

 

Viele Themen führt Franziskus an diesem Tag noch weiter, vor Jugendlichen, Bischöfen, dem Leitungskomitee des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM, bei seiner ersten großen Messe im Simon-Bolivar-Park vor 1,3 Millionen Menschen. Die Hoffnung des Papstes gilt der Jugend. Ihr spricht er das Potenzial zu, „das Land aufzubauen, von dem wir immer geträumt haben“. Vier Mal bittet er sie, den Älteren zu helfen – dort, wo sie zu lang hinter den Anforderungen zurückgeblieben seien.

Mordfreier Tag zum Papstbesuch
Am Tag der Ankunft von Papst Franziskus in Bogota hat es in der kolumbianischen Hauptstadt keinen einzigen Mord gegeben. Das berichtet die Zeitung „El Espectador“ unter Berufung auf Bürgermeister Enrique Penalosa. Vom 1. Januar bis zum 31. Juli 2017 erfasste die örtliche Statistik demnach 633 Morde – das entspricht einem Durchschnitt von dreien am Tag.

Auch die Bischöfe lädt er ein, ihren Teil zu tun – nur weniger höflich. „Glaubt nicht, dass die Summe eurer armseligen Tugenden oder die Schmeicheleien der jeweiligen Mächtigen den Erfolg der euch von Gott anvertrauten Aufgabe garantieren.“ Zwischen den Zeilen lässt Franziskus durchblicken, dass Kirchenleiter zu leicht mit den Mächtigen kungelten, es an Kollegialität untereinander fehlen ließen.

 

Rolle der Kirche

 

Auch die Kirche sei nicht unschuldig, dass das Land hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb, sagt der Papst den Bischöfen. Schon im Präsidentenpalast klang das an, als er Gabriel Garcia Marquez zitierte, den großen Nationalschriftsteller. Mit Garcias Worten sagt Franziskus, sie sei möglich – die „neue und mitreißende Utopie eines Lebens, bei dem niemand – bis zur Art des Todes – über einen anderen entscheiden darf, eines Lebens, in dem Liebe wirklich wahr und Glück möglich ist“.

„Es ist viel Zeit mit Hass und Rache vergangen“, sagt der Papst. Er sei gekommen, um den Kolumbianern zu sagen, dass sie nicht allein seien bei ihrem Schritt heraus aus der Vergangenheit.

Anzeige