„Gregorius-Orden“ für Einsatz in der Flüchtlingshilfe

Papst ehrt Rosi Hannemann aus Dinslaken

Papst Franziskus verleiht der Dinslakener Flüchtlingshelferin Rosi Hannemann den „Gregorius-Orden“. Die Ehrung wird am 20. August während des Sonntagsgottesdienstes in Heilig Geist Hiesfeld überreicht.

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„Das geht ja gar nicht!“, war Rosi Hannemanns erste Reaktion, als sie von der päpstlichen Auszeichnung erfuhr. Dann habe sie sich aber doch über den großen Gegrorius-Orden gefreut, bekennt die 72-Jährige im Gespräch mit „kirche-und-leben.de“. Am 20. August, 11 Uhr, wird der Dinslakenerin im Sonntagsgottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche Hiesfeld die viertgrößte Ehrung der katholischen Kirche und eine der höchsten Auszeichnungen für Laien überhaupt überreicht.

Papst Franziskus habe auf Empfehlung von Bischof Felix Genn und der Pfarrei St. Vincentius Dinslaken den Orden zuerkannt, heißt es in einer Pressemeldung der Gemeinde. Die Sozialarbeiterin, Mutter und Großmutter wird für ihren fast 30-jährigen ehrenamtlichen Einsatz für Flüchtlinge geehrt.

 

Nächtliche Mahnwachen

 

Alles begann 1988. Damals fragte sie ein Nachbar, ob sie einen alten Fernseher für eine kurdisch-alevitische Familie habe. Hannemann hatte und war bass erstaunt über die Dankbarkeit, die die Familie mit ihrer Gastfreundschaft zeigte.

Es war auch die Zeit, als in Hoyerswerda (1991) und Solingen (1993) Flüchtlings- und Migranten-Unterkünfte brannten, erinnert sich Hannemann. „Solingen liegt fast vor unserer Haustür“, sagt sie. „Die Flüchtlinge in Dinslaken waren vor dem Bosnienkrieg geflohen und nun neuerlich bedroht.“ Das habe sie bestärkt, sich zu engagieren. Erst durch Leserbriefe in der Zeitung, für die sie auch angefeindet wurde. Dann mit ihrer Beteiligung an nächtlichen Mahnwachen in der Fliehburg, der Dinslakener Flüchtlingsunterkunft.

 

„Da bin ich geblieben“

 

„An der Fliehburg“, heißt die Straße, nach der die Einrichtung benannt ist, erklärt Hannemann. Durch die Mahnwachen sei man sich näher gekommen. „Die Menschen luden mich in ihre Baracken ein. Da bin ich geblieben.“

Doch Hannemann tat mehr. Sie war an der Gründung des Dinslakener Flüchtlingsrats beteiligt, sie engagiert sich in der Kleiderstube der Caritas, die bald darauf in der Fliehburg untergebracht wird. Sie fährt mit den Familien zum Arzt, zu Behörden, zu Elternsprechtagen in die Schule, zur Schwangerschaftsvorsorge. Sie gründet mit einer kurdischen Frau in Heilig Geist den internationalen Frauentreff. „Von Anfang an haben wir eng mit der evangelischen Gemeinde zusammengearbeitet“, sagt sie. In Hiesfeld sei das Engagement durch und durch ökumenisch.

 

Überwältigende Anerkennung

 

Im Frauentreff kämen Frauen verschiedener Herkunftsländer und Religionen zusammen, erzählt sie: Musliminnen, orthodoxe Christinnen, Koptinnen, evangelische und katholische Frauen. Warum tut sie das alles? Rosi Hannemann schweigt einen Moment. Dann erzählt sie davon, dass sie 2015 ernsthaft krank geworden ist und ein überwältigendes Paket mit 40 Briefen an die Pfarrgemeinde geschickt wurde. „Liebe Rosi, werde bald wieder gesund“, habe darin gestanden und „komm bald wieder“ und „ohne dich ist es hier kalt“.

Sie wolle „Gleiche unter Gleichen sein“, sagt sie über ihr Engagement. „Die Frauen tragen die Hauptlast jeder Flucht. Sie müssen ihren Kindern eine Kultur näher bringen, die ihnen selbst fremd ist. Und sie müssen ihre Männer auffangen, die ihr Gesicht verloren haben. In Syrien waren sie Lehrer und Ärzte, hier sind sie nur noch Flüchtlinge.“

 

Freude in St. Vincentius

 

„Als katholische Kirchengemeinde St. Vincentius freuen wir uns sehr über diese hohe Auszeichnung und gratulieren Frau Hannemann und ihrer Familie ganz herzlich“, schreibt Pastor Gregor Kauling in einer Pressemeldung. Rosi Hannemann habe sich mit ihrem leidenschaftlichen und unermüdlichen Engagement Anerkennung und Achtung weit über Dinslaken hinaus erworben. Kauling wird ihr auch am 20. August den Gregorius-Orden überreichen.

Der Gregorius-Orden
Der Orden des heiligen Gregor des Großen ist der vierthöchste Orden, den der Papst für Verdienste um die katholische Kirche verleihen kann und 1831 wurde von Papst Gregor XVI. eingesetzt. Seinen Namen erhielt er aber nicht von ihm, sondern von Gregor I., der von 590 bis 604 Papst war. Der Orden gehört zu den höchsten Auszeichnungen, die der Papst auch an Laien verleihen kann. Unter Papst Johannes Paul II. wurde der Orden am 2. Juni 1993 erneuert. Seitdem kann er auch an Frauen verliehen werden.

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