Franziskus will über Woelki-Rücktritt später entscheiden

Papst erwägt erneute Untersuchung im Erzbistum Köln

  • Papst Franziskus zieht eine weitere Untersuchung im Erzbistum Köln in Erwägung, wo es um finanzielle Probleme gehen soll.
  • Außerdem erklärte er, er wolle später über das Rücktrittsgesuch von Woelki entscheiden.
  • Dieses Gesuch habe Franziskus in der Hand, stellte der Papst klar.

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Papst Franziskus will ohne äußeren Druck über das Rücktrittsangebot des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki entscheiden. Daher werde er noch abwarten, kündigte der Papst in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit kirchennahen Journalisten aus zehn Ländern an. „Unter Druck ist es nicht möglich, zu unterscheiden“, fügte Franziskus hinzu.

In dem Interview enthüllte er, dass er auf die krisenhaften Vorgänge in Deutschlands größtem Bistum mehr und direkteren Einfluss genommen hat als bislang bekannt. Wörtlich sagte der Papst: „Als die Situation sehr turbulent war, bat ich den Erzbischof, für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte. Denn wenn das Wasser aufgewühlt ist, kann man nicht gut sehen. Als er zurückkam, bat ich ihn, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Er tat dies und gab es mir.“

Papst zu Köln: Druck helfe nicht

Franziskus sagte weiter, seither warte er auf eine Klärung der Lage. Mit Blick auf Woelki erläuterte er: „Ich habe ihn an seinem Platz gelassen, um zu sehen, was passieren würde, aber ich habe sein Rücktrittsgesuch in der Hand.“ Es gebe zahlreiche Gruppen, „die Druck machen“.

Der Papst betonte, unterschiedliche Standpunkte in einem Bistum seien „in Ordnung“ und fuhr jedoch fort: „Das Problem ist, wenn Druck entsteht. Das hilft nicht.“ Im Übrigen sei Köln nicht die einzige Diözese in der Welt, in der es Konflikte gebe. Er behandle „Köln wie jede andere Diözese in der Welt, die Konflikte erlebt.“

Papst deutet finanzielle Probleme in Köln an

Weiter deutete der Papst an, dass er eine erneute Untersuchung im Erzbistum Köln „in Erwägung“ ziehe, bei der es um finanzielle Probleme gehe.

In Deutschlands mitgliederstärkstem Bistum mit knapp zwei Millionen Katholiken hat sich vor allem an der Aufarbeitung des Missbrauchs eine Vertrauenskrise entzündet. Deshalb ging Erzbischof Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Bei seiner Rückkehr Anfang März sagte der Kardinal, er habe dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Zugleich warb er um eine zweite Chance.

Das Gespräch des Papstes mit den Journalisten wurde am 19. Mai im Vatikan geführt und am Dienstag zeitgleich in zehn Sprachen und Ländern in Zeitschriften veröffentlicht, die dem Jesuitenorden verbunden sind. Auch Franziskus gehört dem Orden an. In Deutschland veröffentlichte die Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ den Wortlaut.

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