Reise nach Kairo an diesem Freitag und Samstag

Papst Franziskus besucht Ägypten im Schatten des Terrors

Drei Wochen vor dem Besuch von Papst Franziskus in Kairo am Freitag und Samstag detonierten Sprengsätze in koptischen Kirchen in Ägypten. Den Papst hat das nicht von seinen Reiseplänen abgebracht.

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Der jüngste islamistische Terror überschattet die Ägypten-Reise von Papst Franziskus: Drei Wochen vor seinem Besuch in Kairo detonierten am Palmsonntag Sprengsätze in koptischen Kirchen in Tanta und Alexandria und rissen mehr als 40 Menschen in den Tod. Einige Tage später wurde am Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel ein Polizeiposten attackiert und ein Sicherheitsmann erschossen.

Den Papst hat das nicht von seinen Reiseplänen abgebracht. Der Besuch finde wie geplant statt, teilt der Vatikan mit. Der in Kairo vorgesehene Gottesdienst wird laut ägyptischen Stellen jedoch auf einen Militärflughafen außerhalb der Stadt verlegt – auch aus Sicherheitsgründen.

 

Christlich-muslimisches Gipfeltreffen

 

Die Anschläge gegen Kopten zielten nach Einschätzung von Beobachtern vor allem auf eine Destabilisierung des Regimes von Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi. Sie sind jedoch auch ein Angriff auf den christlich-islamischen Dialog, sagt der vatikanische Innenminister Erzbischof Angelo Becciu. Diesen Dialog voranzutreiben, ist ein Hauptanliegen des Papstes in Ägypten.

In Kairo ist am Freitag ein christlich-muslimisches Gipfeltreffen geplant, das es in dieser Form noch nicht gab. Zu einer Friedenskonferenz der Al-Azhar-Universität werden nicht nur deren Großimam Ahmed Mohammed al-Tayyeb und Papst Franziskus erwartet, sondern auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen, Bartholomaios I., und offenbar die Patriarchen der Kirchen im Nahen Osten. Eingeladen hat die Al-Azhar-Universität, die weltweit renommierteste Lehrstätte des sunnitischen Islams.

 

Die Kopten, al-Sisi und der Vatikan

 

Franziskus bringen die Anschläge in eine schwierige Lage. Die Proteste gegen al-Sisi, die den Attentaten folgten, machten deutlich, dass nicht alle Kopten den regimefreundlichen Kurs ihres Papstes Tawadros II. gutheißen. Die Demonstranten hielten al-Sisi mangelnden Schutz der Christen vor. Dass dies nicht ganz unberechtigt ist, zeigte sich daran, dass der Präsident den Schutz der Kirchen nach den Anschlägen von der Polizei auf das Militär übertrug.

Franziskus hat der koptischen Kirche nach den Anschlägen kondoliert. Einen besseren Schutz für Kopten forderte er aber nicht. Davon abgehalten haben dürften ihn nicht zuletzt die negativen Erfahrungen, die Benedikt XVI. mit einer solchen Einlassung 2011 gemacht hatte. Damals löste die Forderung in Ägypten Empörung aus. Die Al-Azhar brach ihren Dialog mit dem Vatikan aus Protest ab – Großimam war bereits damals al-Tayyeb.

 

Kopten-Papst steht dem Regime eher nahe

 

Auffällig, dass Franziskus die Anschläge in der Osterbotschaft nicht ansprach und die schwierige Lage der Christen im Nahen Osten nicht direkt thematisierte. Diese Zurückhaltung dürfte auch im Sinn seines Gesprächspartners Tawadros II. sein. Ungeachtet wachsender Kritik unter seinen Bischöfen steht das Oberhaupt der koptischen Kirche zu al-Sisi. Schon als der nach dem Militärputsch 2013 seinen islamistischen Vorgänger Mohammed Mursi absetzte, stellte sich Tawadros II. hinter den damaligen General.

Al-Sisi seinerseits müht sich um ein gutes Verhältnis zur koptischen Minderheit und besuchte 2015 als erstes ägyptisches Staatsoberhaupt einen koptischen Gottesdienst. Das weiß man auch im Vatikan zu schätzen.

 

Neue Phase im islamischen Dialog

 

Im vatikanisch-islamischen Dialog eröffnet der Papstbesuch eine neue Phase. Bereits Johannes Paul II. hatte 2000 die Al-Azhar-Universität besucht. Ein offizieller Dialog mit dem Vatikan bestand seit 1998 – bis er 2011 von ägyptischer Seite wegen der Kopten-Äußerung Benedikts XVI. abgebrochen wurde.

Der Besuch al-Tayyebs beim Papst im Vatikan im Mai 2016 war ein entscheidender Schritt für die Wiederannäherung. Vor einigen Wochen reiste dann erstmals wieder eine vatikanische Delegation unter Leitung von Kurienkardinal Jean-Louis Tauran zu Gesprächen nach Kairo. Nun kommt der Papst persönlich.

Das Programm
Am Freitagnachmittag begegnet Papst Franziskus Ägyptens Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi, ehe er den Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, trifft und auf der Friedenskonferenz dieser Universität spricht. Am frühen Abend kommen die Päpste Tawadros II. und Franziskus zusammen.
Am Samstag um 10 Uhr feiert Franziskus eine Messe außerhalb von Kairo. Das BR-Fernsehen überträgt live. Zu Mittag isst der Papst mit den ägyptischen Bischöfen. Am Nachmittag ist ein Gebetstreffen mit Klerikern, Ordensleuten und Seminaristen vorgesehen. Um 17 Uhr fliegt der Papst nach Rom zurück. (jjo)

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