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Papst Franziskus ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Reaktionen auf den Tod des Argentiniers.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat den gestorbenen Papst Franziskus als „mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags“ gewürdigt. „Der von ihm angestoßene Weg einer synodalen Kirche ist und bleibt mit den beiden Generalversammlungen der Weltsynode 2023 und 2024 unumkehrbar“, teilte der Limburger Bischof am Ostermontag mit. „In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.“
Franziskus habe neue Wege des Miteinanders eröffnet, betonte Bätzing. „In der Stunde der Trauer und des Abschieds sind wir dankbar für einen Papst, der uns einen lebendigen Glauben vorgelebt und ein neues Bewusstsein für Barmherzigkeit – auch in der Kirche – vermittelt hat. Papst Franziskus hat als Brückenbauer Menschen zusammengeführt. Voll Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst Franziskus, dem Menschenfreund und Menschenfischer.“
Marx: Wegweisender Papst
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Franziskus als einen wegweisenden Papst, mutigen Denker und überzeugenden Botschafter der Barmherzigkeit Gottes. Franziskus habe wichtige Impulse für einen lebendigen Glauben und zur Erneuerung der Kirche gegeben, sagte Marx am Ostermontag in München. "Sein Vermächtnis wird bleiben und uns weiter herausfordern." Marx kommt als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates in der Sedisvakanz besondere Bedeutung im Vatikan zu. Überdies sind er sowie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und Kardinal Gerhard Ludwig Müller in Rom die einzigen Deutschen, die am nächsten Konklave teilnehmen.
"Persönlich trauere ich um einen Papst, den ich über die gemeinsamen Jahre in großer Nähe erleben durfte", so Marx. “Gerne habe ich Papst Franziskus im Kardinalsrat in Fragen der Kurienreform und der Leitung der Weltkirche gemeinsam mit anderen beraten und die Aufgaben übernommen, die er mir übertragen hat. Wir haben in vertrauensvoller Weise eng zusammenarbeiten können. Wir konnten immer in großer Offenheit miteinander sprechen. Seine Ideen, seine klare Sicht der Dinge und seine herzliche Offenheit werden nicht nur mir fehlen.”
ZdK würdigt “Papst der Herzen”
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nannte Franziskus den „Papst der Herzen. Er hat die Welt bewegt, weil er Menschen bewegte." Sein Pontifikat werde in der Geschichte der Kirche eingehen als eine Zeit der Öffnung der Kirche, der neu belebten Synodalität und der entschiedenen Zuwendung zu den Menschen am Rande der Gesellschaft.“
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp würdigte einen „Bergoglio-Style": “die bescheidene, zugleich dynamische und entspannte Art, präsent zu sein und die Dinge anzugehen”. Dieser habe sich geichwohl in den zwölf Jahren seines Pontifikats "nicht vollständig in einen vatikanischen Wandel umgesetzt“, so die ZdK-Präsidentin. „Die Kirche ist noch nicht bescheiden. Sie ist noch nicht dynamisch genug, um den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Und sie muss sich jetzt erst einüben in die entspannte Verwirklichung synodaler Innovation. Die Weltsynode – das große und gelungene Projekt des Papstes – hat aber klare Zeichen gesetzt und den Blick nach vorn gerichtet. Jetzt müssen Taten folgen.“ Stetter-Karp nennt in diesem Zusammenhang „unter anderem die auf der Agenda stehende Aufgabe, die Gleichstellung der Frauen in der Kirche weiter voranzutreiben“.
Bundeskanzler Olaf Scholz: Papst war Fürsprecher der Armen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Papst Franziskus für seinen Einsatz für Soziales und Versöhnung gewürdigt. „Mit Papst Franziskus verlieren die katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner und warmherzigen Menschen“, erklärte Scholz am Ostermontag in sozialen Medien. Er habe „seinen klaren Blick auf die Herausforderungen, die uns umtreiben“, sehr geschätzt, so der geschäftsführende Bundeskanzler.
Es habe ihn sehr berührt, was der Papst ihm bei seinem letzten Besuch überreicht habe: eine Bronze-Plastik eines Kindes, das einem anderen Kind aufhelfe. Sie heiße „Soziale Liebe“. Dies sei „ein schönes Sinnbild für unsere Gesellschaft und für die Botschaft, die von Papst Franziskus bleiben wird: Wir helfen uns gegenseitig, wir helfen den Schwachen.“
Friedrich Merz: Franziskus berührte Menschen weltweit
Als einer der ersten deutschen Politiker hat der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) seine große Trauer über den Tod von Papst Franziskus bekundet. „Franziskus wird in Erinnerung bleiben für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung“, schrieb Merz am Ostermontag auf dem Kurznachrichtendienst X. Der erste Lateinamerikaner auf dem Heiligen Stuhl habe Menschen weltweit und über Konfessionsgrenzen hinweg berührt.
Merz, der selbst Katholik ist, fügte hinzu, seine Gedanken seien bei den Gläubigen weltweit, „die ihren Heiligen Vater verloren haben“. Der Post des Politikers endet mit den Worten: „Möge er in Frieden ruhen.“
Hendrik Wüst: Franziskus ein nahbarer Papst
Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) trauert um Franziskus. „Franziskus war eine beeindruckende Persönlichkeit und ein nahbarer Papst“, teilte die Staatskanzlei in Düsseldorf am Montag mit. Mit unermüdlichem Einsatz habe er sich insbesondere für Arme und Schwache und für die Ausgegrenzten eingesetzt. Dies habe die katholische Kirche nachhaltig geprägt. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche starb am Morgen des Ostermontag im Alter von 88 Jahren im Vatikan an den Folgen einer schweren Lungenentzündung, wie der Vatikan mitteilte.
„Papst Franziskus war ein Kirchenoberhaupt, das sich unter die Menschen gemischt hat und ihnen auf Augenhöhe begegnet ist“, würdigte Wüst. Seine klaren Worte und seine zum Teil unkonventionelle Art seien über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus geschätzt gewesen. Er habe sich etwa gegen die Diskriminierung von Homosexuellen, für Umweltschutz und für mehr Mitmenschlichkeit weltweit ausgesprochen.
Wüst, der den Papst auch persönlich traf, sagte weiter: „Besonders berührt hat mich, dass Papst Franziskus den so drängenden Kampf gegen Einsamkeit als eine große Herausforderung unserer Zeit adressiert hat. Gerade die Kirchengemeinden sind Orte der Begegnung und des Austauschs, die eine entscheidende Rolle in diesem Kampf spielen.“ Dafür habe sich Papst Franziskus eingesetzt, so der katholische Ministerpräsident.
Bundespräsident Steinmeier: Besondere Sorge für Arme und Ausgegrenzte
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen Papst als „leuchtendes Zeichen der Hoffnung“ gewürdigt. „Seine Bescheidenheit, seine Spontaneität und sein Humor, vor allem aber sein spürbar tiefer Glaube haben Menschen auf der ganzen Welt berührt – und Halt, Kraft und Orientierung gegeben“, schrieb Steinmeier in einer am Montag vom Präsidialamt in Berlin veröffentlichten Kondolenz an das Kardinalskollegium. Seit seinem ersten Tag als Papst habe er deutlich gemacht, Armen und Ausgegrenzten sowie Vertriebenen und Geflüchteten seine besondere Sorge gelte.
„Viele, die sich als vergessen empfanden, fühlten sich von ihm, dem Papst, gehört, gesehen und verstanden“, schrieb das deutsche Staatsoberhaupt. Besonders die Katholikinnen und Katholiken, in ökumenischer Verbundenheit aber auch viele evangelische Christinnen und Christen in Deutschland trauerten, um einen bedeutenden Papst und den direkten Nachfolger des aus Deutschland stammenden Benedikt XVI.
„Franziskus war ein Mann des Friedens“, schrieb Steinmeier, der Mitglied der evangelischen Kirche ist, in seiner Kondolenz. Und er sei zutiefst überzeugt gewesen: „Der Frieden, der in so vielen Teilen der Welt so schmerzlich vermisst und ersehnt wird, dieser Frieden kann nur dort wachsen und bleiben, wo sich Menschen unterschiedlicher Überzeugungen, unterschiedlicher Glaubensrichtungen und unterschiedlicher Lebensweisen mit Respekt und Wertschätzung und mit dem Willen zur Versöhnung begegnen.“
Von der Leyen: Demut und Liebe
Die Spitzen der Europäischen Union haben ihre Anteilnahme zum Tod von Papst Franziskus bekundet. EU-Ratspräsident Antonio Costa schrieb Montag auf der Online-Plattform X, Franziskus habe sich der "großen globalen Herausforderungen unserer Zeit" angenommen - Migration, Klimawandel, Ungleichheiten und Frieden. Seine Ideen sollten weiterhin den Weg zu einer Zukunft der Hoffnung weisen, so Costa.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, mit seiner Demut und Liebe für die weniger vom Glück Begünstigten habe Papst Franziskus weit über die katholische Kirche hinaus Millionen Menschen inspiriert. Sein Vermächtnis führe hin zu einer "gerechteren, friedvolleren und mitleidsvolleren Welt". Ähnlich hob die Außenbeauftragte Kaja Kallas, die noch Mitte Februar in Rom mit Franziskus zusammengetroffen war, dessen Einsatz für den Schutz der Verletzlichsten und für die Menschenwürde hervor.
EKD würdigt Einsatz für Frieden
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hob den Einsatz des verstorbenen Papstes Franziskus für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit hervor. “Als evangelische Christinnen und Christen sind wir dankbar dafür, wie er für den internationalen Zusammenhalt in Wort und Tat eingetreten ist”, fügte die Hamburger Bischöfin hinzu. Papst Franziskus habe die Staatengemeinschaft aus seiner christlichen Grundüberzeugung heraus immer wieder dazu aufgefordert, ihrer Verantwortung für die Welt gerecht zu werden. Angesichts der aktuellen Herausforderungen habe Papst Franziskus bis zuletzt die geistigen und kulturellen Wurzeln Europas betont und an die Friedenspflicht des Kontinents appelliert.
Fehrs erinnerte auch an das ökumenische Engagement von Franziskus. Ein herausragender Moment sei dabei die ökumenische Begegnung im Vorfeld des 500. Reformationsjubiläums 2017 in Rom gewesen. Mit der Einsetzung eines weltweiten synodalen Prozesses habe Papst Franziskus als im Herzen konservativer Katholik zudem einen entscheidenden ökumenischen Schritt eingeleitet.
Zentralrat der Juden: Papst war „Freund der jüdischen Gemeinschaft“
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat den gestorbenen Papst Franziskus als einen „Freund der jüdischen Gemeinschaft“ gewürdigt. „Jeder, der ihn kannte, konnte die tiefe Verbundenheit gerade zur jüdischen Gemeinde in seiner Heimat Buenos Aires spüren“, sagte Schuster am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Möge seine entschiedene Haltung gegen Antisemitismus, die er noch am gestrigen Ostersonntag klar formuliert hat, auch in Zukunft die katholische Kirche und die gesamte Weltgemeinschaft leiten.“
In seiner Osterbotschaft am Sonntag hatte der Papst Antisemitismus sowie den Krieg im Gazastreifen scharf kritisiert.
Caritas-Präsidentin würdigt Einsatz für Klimafragen
Der Deutsche Caritasverband hat das besondere Engagement des verstorbenen Papstes für Flüchtlinge, Arme und Ausgegrenzte gewürdigt. Seine Amtszeit sei geprägt gewesen von einer „unbedingten Zuwendung“ zu den Menschen am Rande der Gesellschaft, erklärte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Ostermontag in Berlin. „Franziskus holte sie in die Mitte, machte die gesellschaftliche Peripherie zum Zentrum seines Denkens und Handelns.“
„Papst Franziskus war ein Mann, bei dem Regeln und Formalitäten in den Hintergrund rückten, um die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen“, bilanzierte die Chefin des katholischen Wohlfahrtsverbands. Seine Enzyklika „Laudato Si“ aus dem Jahr 2015 stehe in besonderer Weise für sein theologisches und politisches Erbe, so Welskop-Deffaa: „Ein Meilenstein, der das Zusammendenken von Klimafragen und sozialer Gerechtigkeit weltweit beförderte.“ Sein Bemühen um interkulturellen und interreligiösen Dialog, um Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung blieben Auftrag für die Kirche und Ermutigung für die Caritas.
Adveniat: Franziskus war „pastoraler Streetworker“
Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat Papst Franziskus als einen „pastoralen Streetworker“ gewürdigt. Das Kirchenoberhaupt habe sich kompromisslos für Flüchtlinge eingesetzt, Gefangenen die Füße gewaschen und die Option für die Armen wieder zum Maßstab kirchlichen Handelns erhoben, sagte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Martin Maier am Montag in Essen.
„Der Tod von Franziskus ist ein großer Verlust für die Kirche und für die Welt – und vor allem für die Armen“, sagte Maier. Seiner frühen Ankündigung, als Papst an die Ränder zu gehen, habe er zahlreiche Taten folgen lassen.
„Papst Franziskus hat während seines Pontifikats die Kirche aber auch zu einem wieder weltweit geschätzten und vielbeachteten Global Player gemacht“, fügte Maier hinzu. Seine Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato si“ habe in Politik und Wissenschaft ebenso für Furore gesorgt wie bei den Menschen, die am meisten unter den Folgen des menschengemachten Klimawandels litten.
Söding: Wert der Vielfalt wiederentdeckt
Der in Münster lebende Theologe Thomas Söding, Vizepräsident des ZdK und langjähriger Vatikanbeobachter, würdigt den verstorbenen Papst „als einen Mann, der den Wert der Vielfalt in unserer Kirche wiederentdeckt hat“.
Zugleich sei Franziskus dafür zu würdigen, dass er vielen „die Augen für die dramatischen Folgen der Klimakrise geöffnet und einen radikalen Kurswechsel der Politik gefordert hat". Der Papst habe an der Seite derer gestanden, die “unter den Folgen der Gleichgültigkeit, eines schlechten Krisenmanagements und des mangelnden Veränderungswillens am meisten leiden”. Zudem habe sich Franziskus für den interreligiösen Dialog eingesetzt, der für ihn die Grundlage einer Koalition der Weltreligionen für den Weltfrieden ist