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Der erste Lateinamerikaner und der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri starb am Ostermontag, 21. April, nach zwölf Jahren im Amt. Ein Porträt.
Papst Franziskus ist tot. Der 266. Papst, der zwölf Jahre amtierte, starb am Ostermontag, 21. April, im Alter von 88 Jahren.
Der am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires in Argentinien Geborene war der zweitälteste Papst der katholischen Kirche. Nur der 1903 mit 93 Jahren verstorbene Leo XIII. wurde im Amt älter.
Nachfolger Benedikts XVI.
Franziskus wurde am 13. März 2013 zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt, dem Deutschen Joseph Ratzinger. Franziskus war der erste südamerikanische Papst, der erste Angehörige des Jesuitenordens und der erste Nichteuropäer seit dem achten Jahrhundert, als der aus Syrien stammende Gregor III. amtierte.
Von 1998 bis 2013 war Jorge Mario Bergoglio Erzbischof von Buenos Aires; Papst Johannes Paul II. erhob ihn 2001 zum Kardinal. Vor der Bischofsweihe war Bergoglio unter anderem von 1973 bis 1979 Provinzoberer der argentinischen Jesuiten.
Großprojekt Synodalität
Das zentrale Projekt im Pontifikat von Franziskus war die Synodalität: Im wertschätzenden Aufeinander-Hören von Bischöfen, Priestern und Laien sollen Letztere stärker an der Entscheidungsfindung in der Kirche beteiligt werden, auch wenn Beschlüsse vor allem in den Bistümern und auf Ebene der Weltkirche Bischöfen und Papst vorbehalten bleiben.
Franziskus belebte das Beratungsgremium der Bischofssynode neu – Synoden tagten etwa zur Jugend 2018 und zur Situation in der Amazonas-Region 2019. Waren bei den Versammlungen anfangs Nicht-Bischöfe nur beratend tätig, erhielten bei der Weltsynode 2023 erstmals in der Kirchengeschichte auch berufene Laien und Frauen Stimmrecht.
Kaum lehramtliche Reformen
Die Weltsynoden-Versammlungen 2023 und 2024 schlossen einen 2021 vom Papst gestarteten Prozess ab, dessen wesentliches Ergebnis war, die synodale Arbeitsweise weltweit und in den Bistümern einzuüben. Über Fragenkataloge war es Laien, Gremien und Gruppen möglich, Beiträge in den Prozess einzuspeisen.
Große Reformen löste gleichwohl weder die Weltsynode aus noch der Papst zu anderen Gelegenheiten. Franziskus ließ die Lehre in zentralen Streitfragen – Sexualmoral, Rolle und mögliche Weihe von Frauen, Zölibat – unangetastet. Das wurde ihm etwa nach der Amazonas-Synode vorgeworfen. Deren Abschlussdokument fordert ausdrücklich, in Ausnahmefällen Familienväter zu Priestern zu weihen, die zuvor Ständige Diakone waren.
„An die Ränder gehen“
Gleichwohl prägte seelsorgliche Wertschätzung viele Handlungen und Dekrete von Franziskus. Mit Blick auf Homosexuelle sagte er einmal: „Wer bin ich, sie zu verurteilen?“ Mit der Erklärung „Fiducia supplicans“ erlaubte er es Ende 2023, auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen – wenn auch ausdrücklich außerhalb von Gottesdiensten und ohne speziellen Ritus.
Als Papst „vom Rand der Welt“ verordnete Franziskus auch der Kirche diesen Blick: Sie solle „an die Ränder gehen“, zu den Ausgegrenzten und Verwundeten. Das spiegeln auch seine Reisen: Eher besuchte er afrikanische Krisenherde und entlegene katholische Minderheiten in Ostasien als die Gläubigen in den Zentren des Abendlands. Zu einem Heimatbesuch in Argentinien kam es bis zuletzt nicht, auch eine Deutschland-Visite blieb aus.
Verhältnis zu Deutschland
Schwierig zu beurteilen blieb das Verhältnis von Franziskus zur Kirche in Deutschland. Im Zug des Synodalen Wegs, des Reformdialogs nicht zuletzt als Reaktion auf den Skandal sexuellen Missbrauchs, wandte er sich 2019 mit einem Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“. Darin würdigte er Reformanstrengungen, mahnte aber vor allem, die Evangelisierung und die Einheit mit der Weltkirche nicht aus dem Blick zu verlieren.
Daneben wurde von Aussagen des Papstes berichtet, es gebe bereits „eine evangelische Kirche in Deutschland“, es brauche daher keine zweite. Solche spontanen Äußerungen gab es gleichwohl zu vielen Themen im Lauf des Pontifikats, ohne dass sie tiefe Spuren hinterließen.
Allerdings machten Gespräche von deutschen Bischöfen und Laien zum Ende des Pontifikats von Franziskus im Vatikan deutlich: Die Skepsis, ob Laien – etwa in einem Synodalen Rat – gemeinsam mit Bischöfen tatsächlich Entscheidungen treffen sollten, blieb groß.