Nuntius in Syrien: „Schande für die internationale Gemeinschaft“

Papst: Für Bombardierung Aleppos vor Gott rechtfertigen

Papst Franziskus hat eine sofortige Waffenruhe in Aleppo gefordert. Der Schutz der Zivilbevölkerung sei eine „zwingende und dringliche Pflicht“, sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch.

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Papst Franziskus hat eine sofortige Waffenruhe in Aleppo gefordert. Der Schutz der Zivilbevölkerung sei eine „zwingende und dringliche Pflicht“, sagte er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch (28.09.2016) auf dem Petersplatz. Die für die Bombardierungen Verantwortlichen müssten sich vor Gott rechtfertigen, drohte er in einer freien Einfügung in das Redeskript.

Er empfinde „tiefen Schmerz und große Besorgnis“ angesichts der dramatischen Nachrichten aus Syrien, sagte Franziskus. Mit der leidenden Bevölkerung sei er im Gebet und im Geist verbunden. Aleppo nannte er eine „gemarterte Stadt“.

Auch der päpstliche Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, zeigte sich tief erschüttert über die Lage in Aleppo: „Die Krankenhäuser sind überfüllt, Medikamente fehlen, vom Himmel regnen Bomben.“ Dies sei „ein Albtraum, der die Hoffnungen auf eine Verlängerung des Waffenstillstands für Syrien zerstauben lässt“, sagte Zenari in Radio Vatikan.

 

Schutzlos dem Schicksal überlassen

 

Die Lage in Aleppo nannte der Papstbotschafter, der in Damaskus residiert und deshalb mit Kritik am Assad-Regime ansonsten generell zurückhaltend ist, „nicht hinnehmbar“. Zenari sagte: „Das ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft, dass man so viele Menschen einfach schutzlos ihrem Schicksal überlässt.“ Die Menschen in Aleppo seien „nicht alles 'Terroristen'. Die Mehrheit von ihnen sind normale Zivilisten, Frauen, Kinder, alte Leute.“

Der päpstliche Nuntius fügte hinzu: „Was da geschieht, lastet nicht nur auf dem Gewissen derer, die den Konflikt stoppen oder für den Respekt des Völkerrechts sorgen könnten. Es ist eine Schande, die auf dem Gewissen aller lastet.“ In dem Konflikt würden „nicht mal die elementarsten Normen des Völkerrechts wie etwa der Schutz der Zivilbevölkerung respektiert“.

Die von Rebellen gehaltenen Gebiete im Osten Aleppos sind seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Nach tagelangen schweren Bombardements begannen Truppen von Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad und verbündeten Einheiten am Dienstag mit einer Bodenoffensive, um die frühere Wirtschaftsmetropole in ihre Gewalt zu bekommen. 

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