Franziskus besucht in Japan Nagasaki und Hiroshima

Papst geißelt Atomwaffen und fordert umfassende Abrüstung

In beispielloser Schärfe hat Papst Franziskus in Japan Kernwaffen verurteilt. „Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist ein Verbrechen“, sagte er in Hiroshima, dem Ort des ersten Atombombenabwurfs der Geschichte.

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In beispielloser Schärfe hat Papst Franziskus in Japan den Bau und den Besitz von Kernwaffen verurteilt. „Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist ein Verbrechen, heute mehr denn je“, sagte er am Sonntag in Hiroshima, dem Ort des ersten Atombombenabwurfs der Geschichte. Nachdrücklich sprach er sich für eine umfassende Abrüstung aus. Wahrer Friede könne nur „ein waffenloser Friede“ sein. Zuvor forderte Franziskus in Nagasaki das Festhalten an multilateralen Abkommen; Rüstungsausgaben verurteilte er als eine „himmelschreiende“ Vergeudung angesichts weltweiter Armut und Klimaprobleme.

Der zweite Besuchstag des Papstes in Japan stand im Zeichen der Mahnungen gegen Nuklearwaffen. Auch bei einer Messe in Nagasaki erinnerte Franziskus an die Atombombenabwürfe 1945. Japan habe wie kaum ein anderes Land „die Zerstörungskraft erfahren, zu der der Mensch gelangen kann“. Weiter appellierte er gegenüber den Angehörigen der katholischen Minderheit zu Aufmerksamkeit für Kranke und Behinderte, Alte, Flüchtlinge und Gastarbeiter.

 

Papst besorgt über Erosion des Multilateralismus

 

Bei einem Besuch der Gedenkstätte Nishizaka Hill in Nagasaki erinnerte der Papst an die christlichen Märtyrer des Landes als Vorbild für heutige Katholiken. Auf dem Hügel in der südjapanischen Stadt waren im Jahr 1597 zur Abschreckung 26 Christen hingerichtet worden.

In seiner politisch akzentuierten Rede im Gedenkpark in Nagasaki am Morgen verlangte der Papst eine Abkehr von der Politik eines militärischen Gleichgewichts. Frieden und internationale Stabilität ließen sich nicht mit einer „Logik der Angst und des Misstrauens“ sichern. Er mahnte ein Festhalten an Abrüstungs- und Verbotsabkommen an und äußerte sich besorgt über die derzeitige „Erosion des Multilateralismus“.

 

Papst: Besitz von Atomwaffen ist unmoralisch

 

Bei dem Friedenstreffen mit Vertretern anderer Religionen sowie mit Überlebenden in Hiroshima am Abend schlug der Papst einen persönlichen Ton an. Er komme als „Pilger des Friedens“ und verneige sich „vor der Stärke und der Würde“ derer, die als Überlebende unter den Folgen des Atomangriffs litten.

Der Besitz von Nuklearwaffen sei „unmoralisch“, so der Papst bei der von Stille geprägten Veranstaltung im weithin dunklen Friedenspark. Den Einsatz von Kernkraft für militärische Zwecke nannte er „ein Verbrechen“ gegen den Menschen und seine Würde sowie „gegen jede Zukunftsmöglichkeit“ auf dem Planeten. Die Menschheit werde „darüber gerichtet werden“.

 

Besuch in Fukushima am Montag

 

Nachdrücklich forderte Franziskus eine umfassende Abrüstung. „Wenn wir tatsächlich eine gerechtere und sicherere Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir die Waffen aus unseren Händen legen“, sagte er.

Die Reden in Nagasaki und Hiroshima waren die politischen Kernstücke des einwöchigen Papstbesuchs in Thailand und Japan. Anschließend reiste Franziskus nach Tokio zurück. Dort stehen am Montag eine Begegnung mit Opfern der Katastrophe von Fukushima 2011 und ein Besuch beim neuen Kaiser Naruhito auf dem Programm. Nach einem Treffen mit Jugendlichen feiert der Papst eine Messe im Stadion „Tokyo Dome“.

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