Überlebende von Gräueltaten schildern Franziskus das Erlebte

Papst im Kongo: Bewegendes Treffen mit Gewaltopfern, Ruf nach Frieden

  • Vor mehreren hunderttausend Menschen in Kinshasa hat Papst Franziskus zu Frieden im von Konflikten zermürbten Kongo aufgerufen.
  • In einem Gottesdienst forderte er die Menschen auf "zusammenzuarbeiten, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen".
  • Bei einem Treffen mit Menschen, die im Ostkongo Gräueltaten überlebten, schilderten Frauen ihre Erlebnisse - der Papst zeigte sich erschüttert.

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Vor mehreren hunderttausend Menschen in Kinshasa hat Papst Franziskus zu Frieden im von Konflikten zermürbten Kongo aufgerufen. In einem Gottesdienst forderte er die Menschen auf "zusammenzuarbeiten, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen" und den Hass zu überwinden.

Bei einem Treffen mit Menschen, die im Ostkongo Gräueltaten überlebten, schilderten Frauen, wie sie als Gefangene von Milizionären über Monate vergewaltigt wurden und das Fleisch getöteter Männer zum Essen vorgesetzt bekamen. Andere zeigten ihre verstümmelten Gliedmaßen.

Papst: "Es reicht!"

Franziskus reagierte erschüttert. Im Namen Gottes verurteilte er Gewalt, Massaker und Vergewaltigungen, "die blutige, illegale Ausbeutung" der Bodenschätze aus "unersättlicher Gier nach Rohstoffen und Geld" und die Kämpfe um territorialen Einfluss. Von den Tätern verlangte Franziskus: "Bringt die Waffen zum Schweigen, bereitet dem Krieg ein Ende. Es reicht!"

Der Papst hatte ursprünglich einen Besuch in der Konfliktregion Nord-Kivu geplant; die Etappe musste aus Sicherheitsgründen gestrichen werden. Örtlichen Medien zufolge gingen die Kämpfe im Osten während des Papstbesuchs weiter. In Nord-Kivu kämpft die Armee gegen Rebellen der Gruppe M23.

"Die Fallen von Macht und Geld"

An dem großen Gottesdienst auf einem 50 Hektar großen Flugplatzgelände nahmen auch Staatspräsident Felix Tshisekedi, Oppositionspolitiker und ranghohe Militärs teil. Die Messe war die Hauptveranstaltung des viertägigen Kongo-Aufenthalts des Papstes.

Im Beisein der Eliten des Landes warnte der Papst vor den "Fallen von Macht und Geld" und den "Verlockungen des Karrierismus". Man müsse die Armen als Mitglieder der Gemeinschaft annehmen. In dem an Mineralien reichen Land lebt nach Angaben der Weltbank mehr als ein Drittel der Menschen von weniger als zwei Euro am Tag; "Transparency International" listet den Kongo in puncto Korruption auf Rang 166 von 180.

Liturgie mit afrikanischen Einflüssen

Franziskus feierte den Gottesdienst nach dem Zaire-Ritus, der afrikanische Elemente wie Tanz und Prozessionen in die Liturgie einbindet. Anstelle des Papstes, der durch ein Knieleiden in der Beweglichkeit eingeschränkt ist, zelebrierte Kinshasas Kardinal Fridolin Ambongo Besungu die Eucharistiefeier.

Kongolesische Medien zeigten sich begeistert von der Papst-Rede vor Politikern und Diplomaten am Ankunftstag. Franziskus habe eine "klare Botschaft an Imperialisten" gesendet, als er die Ausbeutung von Kongos Bodenschätzen anprangerte, so die Zeitung "Le Potentiel".

Sorge um Sicherheit vor Papstbesuch im Südsudan

Unterdessen äußerte die UN-Friedensmission UNMISS im Südsudan kurz vor der Ankunft des Papstes "ernsthafte Sorge" über möglicherweise bevorstehende Kämpfe. Im nördlichen Bundesstaat Upper Nile kam es in den vergangenen Tagen Berichten zufolge zu einer Mobilisierung von Milizen.

Am Freitag wird Franziskus in der südsudanesischen Hauptstadt Juba erwartet. Sie liegt 500 Kilometer von Upper Nile entfernt. Begleitet wird der Papst bei der bis Sonntag dauernden Reise vom Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields.

UN-Mission bittet Konfliktparteien im "Zurückhaltung"

Angesichts des "historischen Besuchs" rief UNMISS alle Beteiligten in Upper Nile zu "Zurückhaltung" auf. Gemeinde- und politische Führer sollten den Dialog suchen. "Große Sorge" äußerten auch die Botschaften der USA, Norwegens und Großbritanniens in Juba.

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