Franziskus beendet Gipfeltreffen von Bischöfen im Vatikan

Papst: „Kein Missbrauch darf jemals mehr vertuscht werden“

Papst Franziskus hat die Kirche zum kompromisslosen Kampf gegen sexuellen Missbrauch aufgerufen. Zum Abschluss eines Gipfeltreffens im Vatikan sagte er: „Kein Missbrauch darf jemals mehr vertuscht werden, wie dies in der Vergangenheit üblich war.“

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Papst Franziskus hat die Kirche zum kompromisslosen Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen aufgerufen. Zum Abschluss eines viertägigen Gipfeltreffens mit Kirchenoberen aus rund 130 Ländern sagte der Papst am Sonntag im Vatikan: „Kein Missbrauch darf jemals mehr vertuscht werden, wie dies in der Vergangenheit üblich war.“

Beim anschließenden Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte Franziskus: „Wir wollen, dass alle Aktivitäten und Orte der Kirche für Minderjährige immer vollkommen sicher sind; wir wollen, dass alle überhaupt möglichen Maßnahmen ergriffen werden, damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen; wir wollen, dass die Kirche in ihrer Sendung des Dienstes und der Erziehung für Kinder nach der Lehre Jesu wieder absolut glaubwürdig und zuverlässig wird“, führte der Papst beim Mittagsgebet aus.

 

„Gewalt gegen Hunderte Millionen von Kindern“

 

Missbrauch sei ein Problem auf jedem Kontinent; daher habe er die weltweite Konferenz einberufen, unterstrich Franziskus. „Wir haben uns unsere Verantwortung und unsere Pflicht klargemacht, Gerechtigkeit in der Wahrheit zu suchen und jede Form des Missbrauchs radikal zurückzuweisen: Machtmissbrauch, Gewissensmissbrauch, sexuellen Missbrauch.“

Es gelte nun, zusammen mit allen Menschen guten Willens und den positiven Kräften der Gesellschaft zu arbeiten, um Gewalt gegen Minderjährige überhaupt zu bekämpfen. Franziskus sprach von dem „höchst schwerwiegenden Gräuel der Gewalt gegen Hunderte Millionen von Minderjährigen, Mädchen und Jungen, in der ganzen Welt“.

 

„Gottesvolk befreit uns vom Übel des Klerikalismus“

 

Zum Abschluss des Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hatte Franziskus zuvor seine Zusage wiederholt, dass „die Kirche keine Mühen scheuen wird, alles zu tun, was notwendig ist, um jeden Missbrauchstäter der Justiz zu übergeben“. Die Kirche brauche einen „Mentalitätswechsel“. An die Stelle einer Haltung, der es um die Verteidigung der Institution gehe, müsse den Opfern Vorrang gegeben werden. In der Priesterausbildung müsse darauf geachtet werden, dass Menschen mit ungeeigneter Persönlichkeitsstruktur vom Priesteramt ausgeschlossen werden.

Mit Nachdruck betonte Franziskus den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch und Macht. Die Täter nützten die Unterlegenheit des wehrlosen Opfers aus und manipulierten dessen Gewissen und seine seelische und körperliche Zerbrechlichkeit. Mit Blick auf die Zukunft sagte der Papst: „Das heilige Volk Gottes wird uns vom Übel des Klerikalismus befreien, der den fruchtbaren Boden für diese Gräuel bildet.“

 

Missbrauch in der Kirche „skandalöser“ als sonstwo

 

Und weiter: „Die wirksamste Entscheidung, die wir den Opfern, dem Volk der heiligen Mutter Kirche und der ganzen Welt bieten können, besteht im Bemühen um eine persönliche und gemeinschaftliche Bekehrung sowie in der Demut, zu lernen und den am meisten Verwundbaren zuzuhören, ihnen beizustehen und sie zu schützen.“

Ausführlich ging der Papst auch auf Fälle sexuellen Missbrauchs in Familien, Sportvereinen sowie im Internet und im Sextourismus ein und erklärte: „Die weltweite Verbreitung dieses Übels bestätigt, wie schwerwiegend es für unsere Gesellschaften ist, sie schmälert aber nicht seine Abscheulichkeit innerhalb der Kirche.“ In der Kirche sei das Übel des Missbrauchs „schwerwiegender und skandalöser, weil es im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit steht“.

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