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Papst Leo XIV. – was erwartet uns? Sein Biograf antwortet

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Stefan von Kempis von Vatican News hat Leo porträtiert und spricht über seine Quellen, die Rolle von Peru und rätselhafte Befunde.

Von KNA

 

Papst Leo XIV. ist keine drei Wochen im Amt, schon gibt es erste Biografien. Wie schafft man das als Autor?

Natürlich ist eine solche erste Biografie zunächst mal der Versuch einer Annäherung an den neuen Papst. Als Autor will ich die Leser mit in das Pontifikat hineinnehmen, von der Kindheit bis zum Moment, in dem der neu gewählte Papst in die Öffentlichkeit tritt. Das ist nichts Abschließendes und auch nichts, was vom Himmel gefallen oder von oben abgesegnet wäre.

Auf welche Quellen stützen Sie sich?

Ich habe unter anderem mit Menschen in Peru gesprochen, wo er lange Bischof war. Und ich habe viele Interviews und Berichte aus Chicago gelesen. Zum Glück kenne ich Peru und die USA auch aus persönlicher Anschauung, da versteht man manches besser. Und ich habe mir seine alten Botschaften in den Sozialen Medien genau angeschaut.

Welches Bild des Menschen Robert Prevost hat die Recherche ergeben?

Es ist etwas Ähnliches passiert wie bei der Recherche zu meiner Franziskus-Biografie: Da erfährt man immer neue Details, aber am Ende bleibt doch etwas Rätselhaftes, beinahe möchte ich sagen Widersprüchliches. Auch er ist eine Person, die man schwer fassen und festlegen kann. Alle sind sich einig, dass er ein ausgezeichneter Zuhörer ist. Aber was er selbst meint, da lässt er sich nicht so leicht in die Karten schauen. Ich glaube, das wird auch für sein Pontifikat gelten. Er ist ein Überraschungspapst.

Was zeichnet ihn charakterlich aus?

Er scheint voller Energie zu sein und Ideen zu haben, die er umsetzen will. Er ist freundlich und ein guter Kommunikator.

Welche Zeit hat ihn mehr geprägt, USA oder Peru?

Ich glaube, die in Peru. Dorthin ist er ja nach seiner ersten Zeit als Missionar in Chulucanas zweimal zurückgekehrt. Einmal 1988 für zehn Jahre und dann noch mal 2014 als Bischof. Beim zweiten Mal musste er eigentlich davon ausgehen, dass er bis zu seinem Lebensende in Peru bleiben würde.

Ist Peru jetzt also Papst?

Auf jeden Fall. Und es ist gerade nicht leicht, all die Peruaner, die einem sagen wollen, dass sie ihn irgendwie schon immer gekannt hätten, von denen zu unterscheiden, die ihn wirklich dort kennengelernt haben, als er im fernen Nordwesten des Landes aktiv war.

Aber seine Wurzeln liegen dann doch in seiner US-Familie in Chicago.

Da fing alles an. Übrigens war das Verhältnis zu seinem Vater offenbar noch besser als das zu seiner Mutter, auch wenn die wegen ihrer möglichen kreolischen Herkunft jetzt besonders interessant ist. Und seine beiden älteren Brüder leben auch beide noch. Mit beiden hält er Kontakt, sie haben oft Urlaub miteinander verbracht.

Wird John Prevost eine ähnliche Rolle einnehmen wie einst Papstbruder Georg Ratzinger?

John Prevost ist jetzt tatsächlich relativ präsent, und wird manchmal interviewt. Aber er ist kein Geistlicher. Deshalb glaube ich nicht, dass er für das Pontifikat so wichtig sein wird wie es Georg Ratzinger für das Pontifikat von Benedikt XVI. war.

Der heutige Papst hat früher öfters getwittert, auch über die US-Politik. Wie wichtig ist diese Quelle für die Biografie?

Das war schon sehr spannend, das alles zu lesen und zu analysieren. Aber auch hier ergibt sich kein ganz eindeutiges Profil. Es geht mal in die eine, mal in die andere Richtung. Das gilt übrigens auch für sein "Wählerprofil" bei Vorwahlen in den USA. Da war er mal als Demokrat und mal als Republikaner registriert. Daraus lässt sich letztlich auch nichts Verbindliches ableiten.

Neben Ihnen legt der Jesuitenpater Andreas Batlogg eine erste Leo-Biografie vor. Ist das nicht eine überflüssige Dopplung?

Das glaube ich überhaupt nicht. Andreas Batlogg ist ein scharfsinniger, vor allem theologisch denkender und analysierender Autor, der schaut dieses Leben nach ganz anderen Kategorien an als ich. Bei mir ist es der Blickwinkel des Journalisten, der versucht, den Menschen zu beschreiben, der da so überraschend Papst geworden ist.

Die Bücher
- Andreas Batlogg: Leo XVI. - Der neue Papst. ISBN 978-3-451-39675-5, Verlag Herder, 19 Euro
- Stefan von Kempis: Papst Leo XIV.- Wer er ist, wie er denkt, was ihn und uns erwartet. ISBN 978-3-8436-1625-6, Verlag Patmos, 19 Euro
Beide Bücher können Sie bei unserem Partner Dialogversand bestellen: Tel. 0251/4839-210, service(at)dialogversand.de

 

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