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Neuer Papst Leo XIV.: So sehen ihn Amerikaner und US-Experten

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Der erste Amerikaner als Papst! Kirche+Leben hat mit zwei Menschen in New York und in Rom darüber gesprochen, was das bedeutet.

Wieder kein Italiener - auch das ist eine Botschaft dieses Konklaves. 47 Jahre nach der Wahl des Patriarchen von Venedig, Albino Luciani, zu Johannes Paul I. kam zunächst ein Pole, dann ein Deutscher, dann ein Argentinier - und nun ein US-Amerikaner. Was sagen Menschen, die in den USA leben oder sie gut kennen, zu dieser Wahl?

Donald Baker, Pfarrer in New York

 

Kirche+Leben erreicht Donald Baker, Pfarrer in der Upper Eastside von New York City. Er sagt: „Wir sind in unserer Pfarrei Saint Monika absolut over the moon, also aus dem Häuschen, dass ein Amerikaner unser neuer Papst ist! Damit habe ich ganz sicher nicht gerechnet, das war völlig unerwartet. Aber er scheint ein guter Mann zu sein. Er war Missionar in Südamerika, hat neben der amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Zudem ist wieder ein Ordensmann Papst geworden! Mir hat zudem gut gefallen, dass er gleich in seiner ersten Rede Papst Franziskus gelobt. Und er hat betont, dass die Kirche eine synodale Kirche sein müsse. Das fand ich großartig!“ Und Baker ergänzt: „Und ihr Deutschen müsst doch wohl auch froh sein, denn er spricht für eine synodale Kirche und steht zu ihr.“

Mauritius Wilde: US-Nationalstolz könnte helfen 

Pater Mauritius Wilde hat bis 2016 sechs Jahre lang in den USA gelebt - als Prior des Benediktinerklosters Schuyler im US-Staat Nebraska. Bis heute hat er intensive Kontakte ins Land, reist immer wieder dort hin, um etwa Exerzitien zu geben. Seitdem lebt er in Rom, im internationalen Benediktinerkolleg Sant’Anselmo auf dem Aventin - lange Jahre als Prior, heute als Dozent für spirituelle Theologie. Er stammt aus dem Bistum Hildesheim und ist als Gastkommentator auch für Kirche+Leben tätig.

Beim vierten Wahlgang war er auf dem Petersplatz - „fast zufällig“, wie er am Telefon Kirche+Leben erzählt. „Dass es schon im vierten Wahlgang so weit war, hatte ich gar nicht erwartet - bei der hohen spirituellen und kulturellen Diversität der Kardinäle! Umso großartiger ist das Zeichen, dass sich die Kardinäle so schnell einigten.“

Vielfältiger Brückenbauer

Wilde bezeichnet Leo XIV. hat „echten Brückenbauer“: „zwischen Nord- und Südamerika besonders, denn in den beiden Amerikas lebt der Großteil der Katholiken der Welt!“ Zudem hätten Prevosts Eltern europäische Wurzeln in Frankreich, Spanien und Italien, so bilde der neue Papst auch eine Brücke nach Europa. Schließlich bilde Leo XIV. eine Brücke zwischen der bischöflich verfassten Kirche der Diözesen und der Welt der Ordensgemeinschaften.  „Und schließlich“, sagt Wilde, „ist er Kirchenrechtler. Das ist ziemlich perfekt, weil sich ja doch auch manche Insider gewünscht haben, dass das, was Franziskus begonnen hat, nun auch in Struktur und Form gegossen wird. Dass der neue Papst auch die römische Kurie bereits kennenlernen konnte, kann da nur von Vorteil sein“.

Und was bedeutet ein amerikanischer Papst für den Vatikan? Wilde ist pragmatisch: Angesichts der extrem klammen Kassen im Vatikan - was auch Thema der Generalkongregationen der Kardinäle im Vorkonklave war, könnte die Wahl eine ganz eigene Wirkung haben. „So mancher Geldgeber in den USA ist versiegt, weil die Kapitalismuskritik von Papst Franziskus dort so gar nicht gut ankam. Das könnte sich jetzt wieder ändern - dank des Nationalstolzes der Amerikaner.“

Womöglich aus ähnlichem Grund auch in Richtung von US-Präsident Donald Trump: „Papst Leo XIV. hat so deutlich zu einem unbewaffneten Frieden aufgerufen - das war ein klares Zeichen auch in Richtung des Präsidenten. Vielleicht ist der neue Papst nicht komplett das Gegenteil von Trump, aber er wird sicherlich auf ganz eigene Weise mit ihm sprechen können.“

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