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Papst Leo XIV. - ein synodaler Missionar der Liebe Gottes

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Wie denkt der neue Papst Leo XIV.? Was ist ihm wichtig? Was hat ihn geprägt? Wir stellen Grundzüge seines Denkens vor.

Nach einem Papst aus Südamerika nun ein Papst aus Nordamerika, nach einem Ordensmann wieder ein Ordensmann: Auf Franziskus folgt als Leo XIV. Kardinal Robert Francis Prevost. Er ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Sein Vorgänger hatte den Augustiner erst vor zwei Jahren in das Kardinalskollegium aufgenommen. Seit 2023 leitete Prevost zudem als Präfekt das Dikasterium für die Bischöfe. Damit war er für eine der zentralen Vatikanbehörden zuständig.

Allerdings kam Prevost nicht ohne Leitungserfahrung in die Kurie. Im Auftrag seines Ordens betreute er lange Zeit als Missionar verschiedene Bistümer in Peru. Zuletzt war er von 2015 bis 2023 Bischof des Bistums Chiclayo im Nordwesten des Landes. Darüber hinaus war Prevost von 2001 bis 2013 als Generalprior seines Ordens tätig. Er kennt sich demnach sowohl mit diözesanen Strukturen, der Seelsorge vor Ort, als auch mit internationalen Organisationen aus.

Leo XVI. wirbt für eine Kirche ohne Angst

„Der Friede sei mit euch allen“: So begrüßte Leo XIV. die jubelnde Menge auf dem Petersplatz. Mehrfach berief sich der neue Papst in seiner ersten Ansprache von der Benediktionsloggia aus auf seinen Vorgänger Franziskus. Dieser habe nicht nur Rom, sondern die ganze Welt gesegnet. Leo XIV. wolle nun diesen Segen weiterführen: „Gott liebt uns, Gott liebt euch alle, und das Böse wird nicht siegen! Wir sind alle in Gottes Händen.“ Die Kirche solle „ohne Angst“ vereint und missionarisch vorangehen, Christus nachfolgend. Weil die Welt sein Licht brauche, müsse jeder dabei helfen, durch Dialog Brücken zu bauen. Und wieder: „Danke, Papst Franziskus!“

Ein Zeichen ist allerdings auch, dass Leo XIV. bei seinem ersten Auftritt eine Sommermozetta und die rote Stola mit den Darstellungen der vier Evangelisten anlegte, die zuletzt Benedikt XVI. trug. Sein Vorgänger Franziskus hatte sich dagegen bei seinem ersten Auftritt nur in päpstlichem Weiß gezeigt.

Augustinisches Erbe von Papst Leo XVI.

Überdies bezeichnete sich Leo XIV. als „Sohn des heiligen Augustinus“ und zitierte den Kirchenvater: „Mit euch bin ich Christ und für euch bin ich Bischof“. Dieser Ausspruch findet sich auch in der Dogmatischen Konstitution „Lumen gentium“ (lat. „Licht der Völker“) von 1964. Dort beschreibt es die Haltung der geweihten Amtsträger zu den Laien. Diese sollen keine Herrscher, sondern Brüder sein, die die Kirche im Geist des Liebesgebotes leiten. Die Verwendung dieses Zitats deutet darauf hin, dass Leo den von Franziskus bereiteten Weg hin zu einer synodalen Kirche weitergehen will. Die Kirche müsse wie der offene Petersplatz „alle“ aufnehmen.

Anschluss an Soziallehre von Leo XIII.

Neben der Synodalität deutet Leos Namenswahl einen weiteren Weg der Liebe an. Mit seinem Namen stellt er sich in die Tradition von Leo XIII. (1810 bis 1903). Dieser ist vor allem für seine Enzyklika „Rerum Novarum“ (lat. „Geist der Neuerung“) von 1891 bekannt. Darin stellte Leo XII. im Angesicht der Industrialisierung und eines immer aggressiveren Kapitalismus die menschliche Person in den Mittelpunkt. Immer wieder bezogen sich andere Päpste auf diese eindringliche Formulierung der katholischen Soziallehre.

Dienen ist Aufgabe eines Bischofs

Ende 2024 warnte Prevost als Präfekt des Bischofsdikasteriums am Rande der Weltsynode die Bischöfe davor, ein „kleiner Prinz zu sein, der in seinem Königreich sitzt“. Sie müssten demütig auftreten und das Leid der ihnen anvertrauten Gläubigen teilen: „Papst Franziskus hat uns sehr oft daran erinnert, dass ein Bischof dazu berufen ist, zu dienen.“ Die Zukunft muss zeigen, ob Leo XIV. dieser selbstgesetzten Maxime gerecht wird.

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