Franziskus will auch Kyrill I. treffen

Papst will in Ukraine reisen - Bätzing verurteilt mögliche Verbrechen

  • Papst Franziskus möchte in die Ukraine reisen.
  • Gleichzeitig werde an einem Treffen mit dem Patriarchen Kyrill I. gearbeitet.
  • Unterdessen verurteilen Kirchenvertreter die mutmaßlichen Kriegsverbrechen in der Ukraine.

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Papst Franziskus würde gerne in die Ukraine reisen. Das bekräftigte er am Sonntagabend bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von seiner Reise nach Malta. „Die Bereitschaft ist immer da, es gibt kein Nein. Ich stehe zur Verfügung“, so der 85-Jährige. Die Frage sei, ob solch eine Reise sinnvoll wäre. „Oder muss man sie tun?“, gab der Papst zu bedenken. Er sei bereit, alles Mögliche zu tun und auch der Heilige Stuhl unternehme alles, was möglich sei.

„Der Heilige Stuhl kann nicht alles veröffentlichen, was er tut, aus Vorsicht und Zurückhaltung“, so Franziskus weiter. Eine weitere Möglichkeit sei eine Reise nach Polen, um dort ukrainische Flüchtlinge zu treffen. Hierüber habe Franziskus mit Kardinal Konrad Krajewski nach dessen Reisen an die polnisch-ukrainische Grenze gesprochen. Und auch an einem Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen Kyrill I. werde gearbeitet, voraussichtlich im Nahen Osten.

Kirchen verurteilen mutmaßliche Kriegsverbrechen

Unterdessen meldeten sich verschiedene Kirchenvertreter zu den neuesten Entwicklungen in der Ukraine zu Wort. Nachdem Bildmaterial aus der Ukraine auf die Hinrichtung von Zivilisten durch die russische Armee hinweist, haben Kirchenvertreter Konsequenzen für die Täter gefordert und den Hinterbliebenen ihr Beileid ausgesprochen. „Die Ermordung von Zivilisten ist auch im Krieg ein schweres Verbrechen, das gesühnt werden muss“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing am Sonntagabend auf Twitter. „Die russische Armee, Justiz und Regierung sind verpflichtet, gegen die Verantwortlichen vorzugehen, sonst handeln sie selbst kriminell.“

Bätzing zeigte sich schockiert über die Berichte und Bilder aus Butscha, einem Vorort von Kiew, den die ukrainische Armee am Sonntag zurückerobert hatte. Dort soll es zu regelrechten Hinrichtungen von Zivilisten gekommen durch russische Soldaten gekommen sein. „Ich bete für die Opfer und die Hinterbliebenen – und um Reue für die Täter“, so der Limburger Bischof.

Welt muss Kriegsverbrechen sehen

Der Primas der anglikanischen Kirche, Justin Welby, sieht in den Taten von Butscha, wie „mit dem Krieg der Verlust unserer Menschlichkeit“ eintritt. „Mögen die, die diesen Kampf gegen das Volk der Ukraine anführen, ihre Menschlichkeit wiederfinden und dieses widerwärtige Töten von Gottes kostbaren Kindern einstellen“, schrieb der Erzbischof von Canterbury auf Twitter.

Auch die Oberhäupter der orthodoxen und der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine verurteilten die Taten. „Nur wenige Dutzend Kilometer von Kiew entfernt, in den befreiten Städten, sehen wir entsetzliche Kriegsverbrechen“, sagte der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk in seiner täglichen Videoansprache. Er sprach von „Massengräbern mit Hunderten leblosen Körpern“. Europa habe schon einmal nach der Befreiung seiner Städte von den Nazis furchtbare Bilder gesehen, heute gebe es ähnliche Szenen in der Ukraine, so Schewtschuk. Es sei wichtig, dass die ganze Welt hinschaue.

Metropolit Epiphanius von der eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirche der Ukraine schrieb auf Twitter: „Hunderte, vielleicht tausende Unschuldige wurden in den wenigen Wochen der russischen Besetzung zu Tode gequält.“ Die Zivilisten hätten für die Besatzer keine Gefahr dargestellt, ihre Tötung sei ohne „militärische Notwendigkeit“ geschehen.

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