Großer Gottesdienst und Begegnung mit Buddhisten

Papst ruft in Myanmar zu Frieden und Vergebung statt Rache auf

Am dritten und letzten Tag seiner Myanmar-Reise hat Papst Franziskus bei einer großen Messe in Rangun zu Frieden aufgerufen. Zudem begegnete er dem Obersten Rat der buddhistischen Mönche. Myanmar ist ein buddhistisches Land.

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Am dritten und letzten Tag seiner Myanmar-Reise hat Papst Franziskus bei einer großen Messe in Rangun zu Frieden aufgerufen. Heilung könne nicht durch „Wut und Rache“ geschehen, sondern brauche „Vergebung und Mitleid“, sagte der Papst am Mittwoch auf dem Kyaikkasan-Sportgelände vor laut Medienberichten 100.000 Besuchern. Im buddhistischen Myanmar machen die Katholiken mit einem Prozent der Bevölkerung eine kleine Minderheit aus.

Franziskus hielt seine Predigt auf Italienisch; sie wurde abschnittsweise in die Landessprache übersetzt. Angehörige von sechs Volksgruppen trugen Fürbitten vor, darunter die Bitte um ein Ende der Konflikte in den Bundesstaaten Kachin, Rakhine und Shan. In Rakhine leben die muslimischen Rohingya, die unter starker Verfolgung leiden.

Warum der Papst die Rohingya nicht nennt
Die Papstreise nach Myanmar dient laut Vatikan der Stärkung der christlichen Minderheit und der Beziehungen beider Länder. Daher sei kein Besuch bei Rohingya-Flüchtlingen geplant worden, sagte Vatikansprecher Greg Burke. Zudem sei die Reise vorbereitet worden, bevor sich die Lage der Rohingya verschärfte. Den Begriff Rohingya habe der Papst auf Anraten der örtlichen Kirche nicht verwendet. Diese Entscheidung könne man kritisieren, so Burke: „Vatikanische Diplomatie ist nicht unfehlbar.“ Die moralische Autorität des Papstes aber bleibe bestehen.

 

Appell an buddhistische Mehrheit

 

Nach dem Gottesdienst traf Franziskus den Obersten Rat der buddhistischen Mönche im Kaba Aye Centre, einer der bekanntesten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens. Franziskus forderte erneut die Achtung der Menschenwürde ein. Katholiken und Buddhisten seien aufgerufen, gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Nicht nur in Myanmar, sondern auf der ganzen Welt brauchten die Menschen dieses „gemeinsame Zeugnis der religiösen Führer“.

Zudem nahm er auch Staat und Gesellschaft in die Pflicht. Um die „Wunden der Konflikte zu heilen, die im Laufe der Jahre Menschen verschiedener Kulturen, Ethnien und religiöser Überzeugungen getrennt haben“, sei die gesamte Gesellschaft gefragt. Jeder Einzelne müsse daran arbeiten, „dass Konfliktsituationen und Unrecht überwunden werden“. Wie bereits Vortag fiel auch diesmal das Wort Rohingya nicht. Der Papst betonte jedoch, jeder Mensch sei zu achten.

 

Ermutigung für kleine katholische Kirche

 

Der Präsident des staatlichen Sangha-Rates, Bhaddanta Kumarabhivamsa, betonte, alle Religionen vereine der „Weg zum Gemeinwohl“. Er verurteilte Terrorismus und religiösen Extremismus als „böswillige Interpretation der ursprünglichen Lehren der jeweiligen Religion“. In den vergangenen Monaten war es in Myanmar vereinzelt zu Hetze radikaler Buddhisten gegen andere Völker und Religionen gekommen.

Bei einer Begegnung mit den katholischen Bischöfen des Landes würdigte der Papst den Einsatz der Katholiken für Bildung, Caritas und Menschenwürde. Am Sitz des Erzbischofs von Rangun, Kardinal Charles Maung Bo, ermutigte er die Kirche, weiterhin eine „konstruktive Rolle im Leben der Gesellschaft einzunehmen“. – Am Donnerstag fliegt der Papst zum zweiten Teil der Reise ins benachbarte Bangladesch.

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