Franziskus beginnt dreitägigen Besuch

Papst ruft in Rumänien zur Einheit der Gesellschaft auf

Papst Franziskus hat Rumäniens Politik zur Festigung demokratischer Strukturen und zum Verzicht auf Eigeninteressen aufgerufen. Er begegnete auch der Spitze der orthodoxen Kirche.

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Papst Franziskus hat Rumäniens Politik zur Festigung demokratischer Strukturen und zum Verzicht auf Eigeninteressen aufgerufen. Seit dem Ende der Unterdrückung vor 30 Jahren habe das Land große demokratische Fortschritte gemacht, sagte der Papst vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft in Bukarest. Er mahnte zur Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Kräfte.

Als größte Herausforderung nach der Wende bezeichnete der Papst die Auswanderung mehrerer Millionen Rumänen auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen. Dabei erinnerte er an die Entvölkerung auf dem Land. Damit einher gehe die Schwächung kultureller und religiöser Wurzeln. Zugleich würdigte Franziskus den wirtschaftlichen und kulturellen Beitrag von Rumänen im Ausland.

 

Seligsprechung geplant

 

Nachdrücklich rief Franziskus zur Integration der Schwächsten auf: „Je mehr sich eine Gesellschaft das Los der am meisten Benachteiligten zu Herzen nimmt, desto mehr kann sie wirklich zivilisiert genannt werden.“

Am Sonntag will der Papst sieben griechisch-katholische Märtyrer-Bischöfe seligsprechen. Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis nannte dies eine „Würdigung aller, die sich während der kommunistischen Zeit für die Freiheit und den Glauben geopfert haben“.

 

Besuch bei der orthodoxen Kirche

 

Bei einem Treffen mit der Leitung der rumänisch-orthodoxen Kirche warb Franziskus für gemeinsames Engagement gegen künstlich geschürte Ängste und Abschottung. Zugleich erinnerte er an die Blutzeugen aller christlichen Konfessionen während des Kommunismus. Der Glaube, für den sie gestorben seien, sei ein gemeinsames Erbe und mahne heutige Christen zu Brüderlichkeit.

Der Papst rief die Konfessionen auf, den Wandel in Osteuropa gemeinsam zu gestalten. Viele hätten von der technologischen Entwicklung und wirtschaftlichem Wohlstand profitiert, aber die meisten blieben „gnadenlos ausgeschlossen“. Zugleich raube eine „gleichmacherische Globalisierung“ den Völkern ihre Werte und schwäche die Ethik und die Gemeinschaft.

 

Orthodoxe und Katholiken in Rumänien

 

Trotz seiner kommunistischen Vergangenheit gilt Rumänien als eines der religiösesten Länder in der EU. Von 20 Millionen Einwohnern bekennen sich rund vier Fünftel zur rumänisch-orthodoxen Kirche. Sie ist die zweitgrößte orthodoxe Kirche nach der des Moskauer Patriarchats.

Nach Vatikanangaben leben in Rumänien anderthalb Millionen Katholiken. Sie gliedern sich in die römisch-katholische und die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche. Letztere feiert die Messe nach dem byzantinischen Ritus statt nach dem lateinischen.

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