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Der Papst reist wieder an die Ränder: Diesmal ist es die Westküste seines Heimatkontinents Lateinamerika mit Chile und Peru – beides sind Länder im Auf- und Umbruch. Natürlich vermeidet es der Vatikan, sich in innenpolitische Angelegenheiten einzumischen, aber die Frage ist, ob Papst Franziskus die aktuellen Debatten umschiffen kann.
In Chile sorgen sich viele, dass der unter dem neuen Präsidenten Sebastian Piñera erwartete wirtschaftsliberale Wachstumskurs auf Kosten sozialer Sicherheit und der Bildung geht. In Peru steht einmal mehr das Thema Korruption in den Schlagzeilen. Beide Themen liegen Franziskus eigentlich zu sehr am Herzen, als dass er dazu schweigen könnte.
Besuch im Frauengefängnis
In erster Linie kommt der Papst jedoch als Seelsorger, wenn er am Montagabend, 15. Januar, in der chilenischen Hauptstadt Santiago landet. Am nächsten Tag ist nach einer großen Messe ein Besuch in einem Frauengefängnis vorgesehen.
Gut zwei Drittel der Chilenen sind Katholiken, aber das Wertebewusstsein wandelt sich. Im Herbst wurden Abtreibungen teilweise legalisiert, seit 2015 sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkannt.
Messe mit den Mapuche
Am 17. Januar feiert Franziskus einen Gottesdienst in Temuco im Süden Chiles, einem Zentrum der bis zu 1,6 Millionen Mapuche. Die Angehörigen dieses indigenen Volks kämpfen um ihre alten Stammesgebiete; immer wieder geraten sie auch mit Großunternehmen der Holz- und Landwirtschaft in Konflikt. Am Nachmittag will Franziskus wieder in Santiago unter anderem mit Jugendlichen zusammentreffen.
Noch größere gesellschaftliche Spannungen erwarten Franziskus, wenn er am 18. Januar nach Peru weiterreist. Der ärmere Nachbar Chiles erlebte in den vergangenen Jahren eine Art Goldgräberstimmung. Die Hoffnung auf wirtschaftlichen Wohlstand ruht auf Edelmetallen, Rohstoffen und Exporten. Die Bergbau- und Förderprojekte großer Unternehmen gehen nicht selten über die angestammte Bevölkerung der Anden und des Amazonas-Urwalds hinweg. Deren soziale Belange treten dann ebenso in den Hintergrund wie der Umweltschutz oder eine nachhaltige Wasserwirtschaft.
Spannungen in Peru
Trotz Sozialprogrammen schlagen sich sieben von zehn Peruanern mit Arbeiten im informellen Sektor durch. Und noch immer hängen die Chancen auf besseres Leben von der ethnischen Zugehörigkeit ab.
Diese Situation muss man im Sinn haben, wenn Franziskus an seinem ersten Programmtag nach Puerto Maldonado im Regenwald fliegt, um die Völker Amazoniens zu besuchen. Das Thema Ökologie begleitet den Papst auch am folgenden Tag nach Nordperu, wo er nahe der Großstadt Trujillo eine Messe feiert und den Küstenort Buenos Aires besucht; vergangenes Frühjahr wurde das Städtchen von Überschwemmungen heimgesucht. In Trujillo ist ferner eine Begegnung mit Klerikern und eine Feier zu Ehren der Muttergottes geplant.
Von der Hauptstadt Lima verabschiedet sich Franziskus am 21. Januar mit einer großen Eucharistiefeier. Zuvor absolviert der Papst am Sitz von Limas Kardinal Juan Luis Cipriani das obligatorische Treffen mit den Bischöfen des Landes. Hier wird er wohl ein paar klare Worte an die Oberhirten richten. Cipriani selbst sagte kürzlich in Rom, die Kirche Perus brauche mehr sichtbare Einheit.