Franziskus erwartet konkrete seelsorgliche Vorschläge

Papst warnt vor „überflüssigem Geschwätz“ bei der Synode

Papst Franziskus hat zur Eröffnung der Jugendsynode zu konstruktiver Kritik und aufrichtigem Dialog aufgerufen. Er forderte, am Ende der Versammlungen seien konkrete seelsorgliche Vorschläge nötig, um Jugendlichen das Evangelium nahezubringen.

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Papst Franziskus hat zur Eröffnung der Welt-Bischofssynode zum Thema Jugend zu konstruktiver Kritik und aufrichtigem Dialog aufgerufen. „Aufrichtige und klare Kritik“ helfe, wohingegen „überflüssiges Geschwätz“ und Vorurteile hinderlich seien, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwochnachmittag in der vatikanischen Synodenaula. Im Anschluss sollte die erste Beratungsrunde des gut dreiwöchigen Treffens beginnen.

Es sei Pflicht der Bischofssynode, „wahrhaft zuzuhören“ und auf vorgefertigte Antworten zu verzichten. Alle Seiten müssten bereit sein, ihre Ansichten zu ändern, so der Papst. Er verurteilte erneut Klerikalismus als Ursache vieler Übel in der Kirche: „Dafür müssen wir demütig um Vergebung bitten und vor allem die Bedingungen schaffen, dass er sich nicht wiederholt.“

 

Franziskus: Kirche hat ein Defizit beim Zuhören

 

Franziskus forderte, am Ende der Versammlungen solle „nicht nur ein einziges Dokument stehen – das üblicherweise von wenigen gelesen und von vielen kritisiert wird“. Vielmehr seien konkrete seelsorgliche Vorschläge nötig, um Jugendlichen das Evangelium nahezubringen. Die Kirche habe ein Defizit beim Zuhören. Junge Menschen fühlten sich oft nicht verstanden und manchmal sogar zurückgestoßen, kritisierte Franziskus.

Kurz zuvor hatte der Papst beim Eröffnungsgottesdienst der Bischofssynode auf dem Petersplatz gemahnt, die Kirche müsse mehr für den Schutz junger Menschen tun. Er forderte ein „Engagement zur Überwindung von Situationen der Unsicherheit, Ausgrenzung und Gewalt, denen unsere Jugendlichen ausgesetzt sind“. Es gehe darum, „jene Strukturen zu verändern, die uns heute lähmen, von der Jugend trennen und entfernen“.

 

Protest von Fraueninitiativen

 

Begleitet wurde der Synodenauftakt vom Protest mehrerer Fraueninitiativen, die eine Beteiligung von Frauen an Entscheidungsgremien in der katholischen Kirche forderten. Vor dem Eingang der Synodenaula empfingen mehrere Dutzend Demonstrantinnen die Bischöfe mit Sprechchören, in denen sie ein Stimmrecht für Frauen bei den Beratungen forderten. Die italienische Polizei versuchte die Kundgebung aufzulösen. Einzelne Teilnehmerinnen beklagten Gewaltanwendung durch die Beamten.

Die Initiative „Wir sind Kirche“ bezeichnete die Synode in einer Stellungnahme als „Bewährungsprobe für die Kirchenleitung“. Die jüngsten Untersuchungen zu sexualisierter Gewalt von Klerikern etwa in den USA, Australien und in Deutschland dürften keinesfalls ignoriert werden. „Gerade weil diese Bischofssynode sich mit der Berufung junger Menschen beschäftigt, muss sie sich der sexualisierten und spirituellen Gewalt gegenüber Kindern, Jugendlichen, Seminaristen und Ordensfrauen stellen“, so die Gruppe.

 

Frauen als Gasthörerinnen nicht stimmberechtigt

 

Die 15. ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode steht unter dem Motto: „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“. Bis 28. Oktober treffen sich 267 Bischöfe aus aller Welt im Vatikan. Eingeladen sind zudem Leiter der Ostkirchen, Ordensleute und Kurienchefs sowie 23 externe Fachleute. Der Vatikan hat auch 49 Gasthörer berufen; die Mehrheit von ihnen ist zwischen 18 und 29 Jahre alt; Frauen machen etwa die Hälfte aus. Im Unterschied zu den Bischöfen sind Gasthörer nicht stimmberechtigt.

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