Pastoralreferent:innen im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Pastoralreferent in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Herr Bruns?

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Als Seelsorgende prägen sie mit den Priestern die hauptamtliche Pastoral in den Gemeinden: Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Und auch sie bekommen die Kirchenkrise zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir rund ein Dutzend von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert "Kirche-und-Leben.de" in dieser Woche, bevor am Sonntag 24 neue Seelsorgende von Bischof Felix Genn für ihren Dienst beauftragt werden. Diesmal: Klaus Bruns aus Kamp-Lintfort.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Gespräch:
Klaus Bruns ist Pastoralreferent in Kamp-Lintfort. | Foto: privat
Klaus Bruns ist Pastoralreferent in Kamp-Lintfort. | Foto: privat

Das kommt immer darauf an, wie Wut und Frust geäußert werden. Es ist nicht so, dass die Kritik, die an mich als einen der Kirchenvertreter vor Ort herangetragen wird, für mich immer unverständlich ist. Wird Kritik sachlich vorgetragen, ob an mir oder an der Kirche im Allgemeinen, entstehen daraus nicht selten sehr gute, mich weiterbringende Gespräche, denn es ist wünschenswert zu hören, wie Kirche wahrgenommen wird und auf Leerstellen hingewiesen zu werden. Mit unsachlicher Kritik ist das schon anders, sie ist schwerer anzuhören. Als Seelsorger vor Ort ist es nun auch schlicht Teil meines Jobs, zuzuhören und Kritik ernst zu nehmen. Wer Kritik noch persönlich äußert, statt in der Anonymität des Internets, hat in meiner Wahrnehmung oft zumindest noch das Interesse, dass sich was zum Besseren ändert.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Pastoralreferent zu sein?

Jede Zeit hat ihre Anforderungen und ich glaube kaum, dass viele, die hauptamtlich in der Kirche sind, zu Beginn der Hauptamtlichkeit die strukturellen oder personellen Verhältnisse vorgefunden hat, die ihn oder sie zuvor geprägt haben. Das alle Zeiten verbindende ist der Glaube an den Gott der Liebe, an die Botschaft Jesu. Und in jeder Zeit ist es unsere Herausforderung, Möglichkeiten zu finden, diese Botschaft weiterzugeben und vorzuleben, um möglichst vielen Menschen glaubhaft „Ich-bin-da“ sagen zu können.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Auch wenn die Kirchenaustrittszahlen steigen, bleiben die Fragen, gerade von Menschen an Lebenswendepunkten, durchaus vorhanden. Da merke ich: Wir haben noch Antworten beziehungsweise Möglichkeiten, Menschen Handlungsperspektiven zu geben. Was mich besonders gefreut hat, ist zum Beispiel die unglaublich selbstlose, schnelle Hilfe vieler Menschen bei den schlimmen Verwüstungen im Hochwasser. Ich versuche oft die Schablone „Was würde Jesus dazu sagen?“ anzuwenden. Dazu würde er meiner Meinung nach sagen: so und nicht anders!

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