Pastoralreferent:innen im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Pastoralreferent in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Herr Schulte?

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Als Seelsorgende prägen sie mit den Priestern die hauptamtliche Pastoral in den Gemeinden: Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Und auch sie bekommen die Kirchenkrise zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das haben wir rund ein Dutzend von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert "Kirche-und-Leben.de" in dieser Woche, bevor am Sonntag 24 neue Seelsorgende von Bischof Felix Genn für ihren Dienst beauftragt werden. Diesmal: Christoph Schulte aus Münster.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Gespräch:
Christoph Schulte ist Ausbildungsreferent im Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster. | Foto: privat
Christoph Schulte ist Ausbildungsreferent im Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster. | Foto: privat

Auf diese Frage könnte ich viele Antworten geben, in denen Begriffe wie Resilienz und Unsicherheitstoleranz vorkommen. Das würde auch sicher alles einigermaßen meinem Umgang mit unserer Kirchensituation nahekommen. Jedoch prägnanter formuliert, verspüre ich dies: Mit-Wut und Mit-Frust aus Loyalität. Und zwar aus Loyalität der Kirche gegenüber. Ich bin ja ein Teil dieser Kirche und habe keine Egal-Haltung. Dann entsteht ein Handlungsraum, den ich mitgestalte. In seinem letzten Buch schreibt Tiemo Rainer Peters, „wie der Glaube beginnt: nicht als forsches Bekenntnis, sondern als Frage.“ Wir sind die Gemeinschaft des Großen Glaubensbekenntnisses, des Credo, und zugleich können wir auch – wie ich finde – eine Gemeinschaft des großen Fragens sein.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Pastoralreferent zu sein?

Eine erste Grundhaltung, die wir im IDP stark machen und die auch mir immer wichtiger wird, ist die diakonische Pastoral. In der Gegend von Jericho trifft Jesus auf den blinden Bartimäus, der ihn als „Sohn Davids“ erkennt. Jesus stellt eine Frage: „Was soll ich dir tun?“ Jesus lässt den Anderen groß sein und werden. Das hat nichts Besserwisserisches.

Pastoralreferent zu sein, bedeutet für mich, diese Haltung zu leben, von meiner Hoffnung zu reden und – aktuell – im IDP die Studierenden und Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten auf ihrem individuellen Lebens- und Berufsweg zu begleiten, zu unterstützen, zu flankieren. Manchmal gilt es auch, einfach mit-auszuhalten und mit-abzuwarten – das kennen wir aus unserer Garten-Gethsemane-Tradition.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Hoffnung macht mir, dass uns eine unbändige Unruhe in den Glaubensknochen sitzt. Immer sind Aufbrüche und Nach-vorne-Blicke da, gerade in Krisenzeiten: Die Evangelien rufen nicht zur Verehrung des Grabes Jesu auf – alle werden weggeschickt zur Weiterverkündigung! Als im Osten die Sonne aufgeht, steht Jesus, der Auferstandene, am Ufer – Neues beginnt! Paulus hetzt durch Kleinasien – der Name Jesu muss bekannt werden! Das finde ich ansteckend.

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