Berufsinteressierte treffen sich zu bundesweiter Tagung in Münster

Pastoralreferenten: Verhältnis zu Priestern nicht auf Leitung reduzieren

Von Freitag bis Sonntag treffen sich Priesteramtskandidaten und angehende Pastoralreferenten aus ganz Deutschland in Münster. Der Sprecher der „Interessierten am Beruf Pastoralreferent/in“ (IPRI) spricht über Berufsperspektiven.

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Vom heutigen Freitag bis zum Sonntag treffen sich Priesteramtskandidaten und angehende Pastoralreferenten aus ganz Deutschland im Priesterseminar in Münster. Johannes Frenz (25) aus Brake im Oldenburger Land ist bundesweiter Sprecher der „Interessierten am Beruf Pastoralreferent/in“ (IPRI) und einer der Sprecher des Bewerberkreises der Pastoralreferenten im Bistum Münster. Er beschreibt den Sinn des bundesweiten Austauschs und nimmt die Situation kirchlicher Berufe in den Blick.

Herr Frenz, in der IPRI und der Seminarsprecherkonferenz (SSK) der Priesterseminare treffen sich Studierende, die Pastoralreferentin, Pastoralreferent oder Priester in einem Bistum werden möchten. Warum braucht es da ein bundesweites Treffen?

In Münster treffen sich die Seminarsprecherkonferenz (SSK) der Priesterseminare und der Zusammenschluss „Interessierte am Beruf Pastoralreferent/in“ (IPRI) zu einer gemeinsamen Tagung. Der IPRI gehören derzeit Vertreter aus 14 deutschen Bistümern an, die Pastoralreferenten ausbilden, weitere sollen folgen. Die Sprecher der Priesterseminaristen bilden eine eigene Konferenz, die SSK.

Wir tauschen uns zum Beispiel darüber aus, wie die Ausbildung in den einzelnen Bistümern läuft, wo es Unterschiede gibt. Wir haben ein Interesse daran, dass Mindeststandards eingehalten werden. Die Ausbildung sollte auch regelmäßig überprüft und evaluiert werden. Studierende, die an einem kirchlichen Beruf interessiert sind, sollten möglichst viele Informationen erhalten, ehe sie sich für ihren Beruf entscheiden.

Die katholische Kirche steckt – nicht erst wegen der Fälle sexuellen Missbrauchs – in einer tiefen Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise. Was bewegt Studierende, sich in dieser Situation für einen kirchlichen Beruf zu interessieren?

Ich denke, die Berufung unterscheidet sich nicht so stark von früheren Zeiten. In unseren Biografien hat es Menschen gegeben, Fragen und Impulse, die eine Berufung geweckt haben. Und wenn den Bewerberinnen und Bewerbern der Glaube so wichtig ist, dass sie ihn beruflich weitergeben wollen, dann haben sie ein Interesse daran, dass die Kirche ihre aktuelle Krise meistert.

Welche Rolle spielt das Thema „Sexueller Missbrauch“ für IPRI und SSK?

Man muss sehen, dass es oft gerade in Ausbildungs- und Abhängigkeitsverhältnissen zu Missbrauch gekommen ist. Es ist wichtig, dass solche Strukturen in der Kirche jetzt hinterfragt werden. Dazu wollen wir als aktuelle Studierende beitragen. Auch bei uns ist die Sensibilität für das Thema Missbrauch hoch.

Wegen des Priestermangels stellt sich gerade für Pastoralreferenten die Frage, wie sie an der Leitung von Kirchengemeinden beteiligt werden. Was fordern Sie?

Die Leitung von Pfarreien liegt zunächst einmal bei einem Priester, das ist kirchenrechtlich verankert. Ich denke aber, man blendet viele Chancen und Möglichkeiten aus, wenn man das Verhältnis von Priestern, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten auf die Frage der Leitung reduziert. Es muss darum gehen, Menschen gemäß ihrer Begabungen und Charismen einzusetzen. Natürlich ist es für Pastoralreferentinnen und -referenten möglich, einzelne Bereiche der Seelsorge zu verantworten – zum Beispiel die Sakramentenvorbereitung. Auch wir haben eine theologische Brille auf, das kann der Pluralität in einem Seelsorgeteam nur gut tun. Und es ist sicher im Interesse von Priestern, dass manche Aufgaben nicht mehr von ihnen oder von ihnen allein getragen werden müssen. Bei der Leitungsfrage darf es keine Grabenkämpfe aufgrund von Machtinteressen beider Seiten geben. Wir müssen gemeinsam die Sendung der Kirche verwirklichen und für die Menschen da sein.

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